Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Extravagante Kunst unter einem ebensolchen Dach – Das Zentrum Paul Klee in Bern wagt einen Richtungswechsel
Es ist unmöglich, die Werke von Paul Klee irgendeiner der konventionellen Richtungen in der Kunstgeschichte unterzuordnen. 1879 in Münchenbuchsee im Kanton Bern geboren und 1940 in Muralto im Tessin verstorben, beeinflusste der Maler des „Goldenen Fisches“ gerade durch seine Vielfalt entscheidend die Entwicklung der modernen Kunst.
Dementsprechend umfassend ist die Würdigung seines Œuvres. Das nach Plänen von Renzo Piano gebaute und 2005 eröffnete extravagante Zentrum Paul Klee in Bern ist das weltweit maßgebliche Forschungszentrum zu dessen Leben und Werk. Nach knapp sechzig thematischen Sammlungsausstellungen hat es unter dem Namen „Kosmos Klee. Die Sammlung“ seit Oktober 2023 eine längerfristige Paul-Klee-Ausstellung eingerichtet, die am 8. Februar 2026 endet. Optisch ist jedes Jahrzehnt von Klees Schaffen zur leichteren Orientierung durch eine Farbe gekennzeichnet. Eine Plattform mit Bänken und Hockern lädt zum Verweilen ein.
Damit widmet die Sammlung dem Leben, Schaffen und Denken des Künstlers eine neue Art der Präsentation: eine dynamische, um fokussierte Themenbezüge bereicherte Dauerausstellung. Erwartungsgemäß findet man einen chronologischen Überblick über Klees künstlerisches Schaffen. Kurze Texte, biographische Fotos und Filme geben jeweils Einblick in die verschiedenen Werkphasen. In diesem Bereich sind rund siebzig seiner Werke zu sehen, darunter Glanzlichter wie „Labile Wegweiser“ von 1937.
Mit über 4000 Werken besitzt das Zentrum die größte Werk-Sammlung des Künstlers. Sie besteht zu 80 Prozent aus Arbeiten auf Papier und entspricht damit Klees Gesamtwerk. Der Maler hatte eine Vorliebe für dieses handliche und vielseitig gestaltbare Material. Weil diese Papierarbeiten lichtempfindlich sind, werden sie regelmäßig ausgetauscht.
Neben seinen Werken beherbergt das Zentrum auch das Archiv des Künstlers. Die Dauerausstellung präsentiert dessen Schätze und macht so die vielseitigen Aspekte in Klees Leben sichtbar, beispielsweise seine Liebe zur Musik. Im Archiv befinden sich die Partituren, die er gespielt hat, seine Geige und sein Plattenspieler samt Plattensammlung. Sogar Klees Lieblingsmusik kann man im Rahmen eines Podcasts hören.
Weiter umfasst das Archiv Fotografien, Briefe, Klees Bibliothek und Naturaliensammlung. Mit Material aus dem Oral-History-Archiv – Stimmen zu Paul Klee – entstand in Zusammenarbeit mit maze pictures der Film „Klee. Klee. Klee.“, der hier erstmals gezeigt wird.
Ein anderer Teil des Saals ist für den rund 100 Quadratmeter großen Raum namens „Fokus“ reserviert. In diesem thematisieren wechselnde Ausstellungen entweder einen Aspekt in Klees Schaffen oder stellen einen Künstler vor mit überraschendem Bezug zu Klees Werk. Aktuell läuft dort noch bis zum 16. Februar die Schau „Zeitschriften der Avantgarde“ über ein Medium, das seinen Zenit längst überschritten hat.
Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern, Schweiz, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: CHF 20. www.zpk.org