07.01.2025

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Bis ins vergangene Jahrhundert beliebt: Papierkrippen
Bild: WagnerBis ins vergangene Jahrhundert beliebt: Papierkrippen

Östlich von Oder und Neiße

Vom 16. bis 19. Jahrhundert war die große Krippenzeit

Eine lange Vorgeschichte inspiriert Kinder im Breslauer Nationalmuseum

Chris W. Wagner
06.01.2025

Eine Krippe in einer Glaskugel, in einer Kaffeetasse, im Puppenbettchen oder aus Lebkuchen – diese und andere Weihnachtskrippen werden derzeit im Breslauer Nationalmuseum präsentiert. Die 125 Werke wurden von 32 Kindern und Jugendlichen aus ganz Niederschlesien im Rahmen eines Woiwodschafts-weiten Wettbewerbs hergestellt. Daneben zeigt das Nationalmuseum in der Schau auch historische Weihnachtskrippen aus eigenen Beständen.

Die Werke der jungen Künstler seien dieses Jahr eher traditionell ausgefallen, sagt Joanna Kurbiel von der Kunstabteilung des Breslauer Ethnografischen Museums, „aber sie überraschen durch fantasievolle Materialien“, so Kurbiel. „Einige Krippen bestechen durch die Komplexität ihrer Elemente und gleich daneben gibt es Werke, die durch ihren Minimalismus die Fantasie des Betrachters anregen. Das kleinste eingereichte Werk ist gerade einmal vier Zentimeter hoch“, berichtet sie.

Die Kinder und Jugendlichen haben meist natürliche Materialien wie Holz, Blätter, Moos, Rinde und Tannenzapfen verwendet. Es gibt aber auch Krippen, die in Eierschalen, Muscheln, Steinen oder Ton befestigt sind. Einige Objekte wurden aus Nudelteig oder Lebkuchen angefertigt. Überraschend sei für Kurbiel, dass diesmal auch Krippen mit Strickelementen dabei sind.

„Alle Krippenelemente sind von Hand gemacht, das war die Voraussetzung beim Krippenwettbewerb im Museum“, sagt Joanna Burda. Sie arbeitet im Breslauer Kulturzentrum Stadtmitte. Für sie ist es wichtig, „dass die Herstellung von Krippen eine erzieherische und soziale Komponente hat. Sie fördert die Fantasie der Kinder und Jugendlichen, lehrt Geduld, Ausdauer, Konzentration sowie Respekt vor handwerklicher Arbeit“, so Burda.

Schlesische Krippentradition
„Die Tradition der Weihnachtskrippen in Schlesien ist sehr alt, da sie bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. In dieser Zeit haben sich die Krippen zu der Form entwickelt, wie wir sie heute kennen“, erklärt Barbara Andruszkiewicz von der Abteilung Skulpturen des 16. bis 19. Jahrhunderts im Nationalmuseum. In der Ausstellung, die noch bis zum 19. Januar im Nationalmuseum zu bewundern ist, werden zwei barocke Krippen aus Schlesien präsentiert. Sie stammen aus der Zeit, die als das „goldene Zeitalter des Krippenspiels“ bekannt ist. Zu sehen ist eine traditionelle Krippe mit zahlreichen Holzfiguren und eine sogenannte „Kabinettkrippe“ in Form eines hinter einer Glastür verborgenen Flachreliefs. Diese handwerklichen Meisterwerke vergangener Zeiten sind Arbeiten unter anderem von Michael Klahr dem Jüngeren, der in Bad Landeck [Lądek Zdrój] wirkte. Krippen aus Papier mit religiösen Motiven waren im 17. und 18. Jahrhundert in vielen, vor allem bürgerlichen Häusern und über die Konfessionen hinweg beliebt. Anfangs haben Künstler oder Kirchenmaler Krippenfiguren aus Karton mit Tempera- oder Aquarellfarbe bemalt, später in der Technik des Holzschnitts oder Kupferstichs hergestellt. Damit konnten die Figuren schneller gefertigt werden, waren billiger und so auch für weniger betuchte Leute bezahlbar. Diese Idee übernahmen Verlage ab Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Europa und brachten viele Papierkrippen, sowohl heimatbezogene als auch orientalische, auf den Markt. Die meisten wurden in Lithographietechnik hergestellt. Das Ausschneiden der Figuren in der Familie und das gemeinsame Gestalten der Krippen waren Teil der vorweihnachtlichen Aktivitäten.

„Das frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit der intensiven Bemühungen um die Wiederherstellung der ‚gehobenen künstlerischen Qualität' der Krippen“, berichtet Andruszkiewicz, da diese durch die Massenproduktion im 19. Jahrhundert ihre Einzigartigkeit verloren hätten.

Für das vergangene Jahrhundert stehen in der Breslauer Ausstellung wunderschöne, hochwertige Krippen mit Holzfiguren der Holzschnitzerschule in Bad Warmbrunn [Cieplice Zdrój] sowie eine subtile Keramik-Krippe aus den Ostdeutschen Werkstätten für christliches Kunsthandwerk in Neiße (Nysa).


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