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Auch wenn es von manchen gern verdrängt wird: Aus Geschichte und Kultur des heutigen Tschechien sind die Deutschen schlicht nicht wegzudenken
Gehen Sie nach Böhmen! Böhmen, das ist unser Italien!“, rief der Professor für Landschaftsmalerei an der Dresdner Kunstakademie, Adrian Ludwig Richter, seinen Schülern zu, nachdem es ihn bis 1840 selbst mehr als zwanzigmal in die böhmischen Lande gezogen hatte. Dem Rat des Altmeisters der Spätromantik zu folgen, lohnt auch heute noch, denn das trocken-warme Klima der Böhmischen Tafel erinnert tatsächlich an deutlich südlichere Gefilde. Allerdings war und ist Böhmen für die Deutschen weit mehr als nur ein nahegelegener Italien-Ersatz. Das resultiert aus der mehr als tausend Jahre alten Tradition des Deutschtums in Böhmen, durch welche die Region fest mit unserer Nation verbunden ist – auch wenn Geschichtsklitterer nichts unversucht lassen, um dies zu verleugnen.
In Böhmen siedelte anfangs der keltische Stamm der Boier, welcher dem Land seinen Namen gab, bevor zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. die germanischen Markomannen einwanderten, die dann im Laufe der Völkerwanderung weiterzogen. Erst danach trafen um 550 von Osten kommende Slawen in Böhmen ein.
Es folgten verschiedene slawische Stammesbünde und Fürstentümer, welche sich zunächst dem Frankenreich und im Weiteren den Herrschern von Mähren unterwarfen. 895 schwor der böhmische Herzog Spytihněv I. schließlich dem König des Ostfrankenreiches und späteren römischen Kaiser Arnolf von Kärnten die Treue. Seither gehörte Böhmen de facto zum Heiligen Römischen Reich, dem späteren Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Als Konsequenz hieraus erfolgte seit dem 9. Jahrhundert die Christianisierung dieses Landstrichs. Außerdem ließen sich in Prag, der Residenzstadt der böhmischen Herrscher, ab dem 10. Jahrhundert etliche deutsche Kaufleute nieder.
Sie wurden gezielt hereingelockt
Im Jahr 1085 wurde der böhmische Fürst Vratislav I. mit Rückendeckung des römisch-deutschen Kaisers Heinrich IV. zum König von Böhmen. Der Träger dieser Würde gehörte in der Folgezeit dem Kurfürstenkollegium an und nahm somit an der Wahl des deutschen Königs teil. Aufgrund der immer engeren Verklammerung Böhmens mit den deutschen Landen zogen zunehmend mehr deutsche Neubürger in die böhmischen Städte – vielfach ausdrücklich gerufen von den Nachfolgern Vratislavs. Wenzel I. Přemysl stellte 1231 einen förmlichen Schutzbrief für die nach Böhmen geholten Deutschen aus.
Dazu kamen ab dem 13. Jahrhundert Kolonisten aus Bayern, Franken, Obersachsen, Schlesien und Österreich, welche die menschenleeren Grenzgebiete Böhmens urbar machten. Diese waren gebirgig und dicht bewaldet. Deshalb hatten sich hier keine Slawen niedergelassen. Die Neusiedler im Adler-, Riesen-, Iser- und Erzgebirge sowie dem Böhmerwald und anderen schwer zu bewirtschaftenden Regionen vollbrachten wahre Wunder an Fleiß und Können, ohne dass sie irgendjemanden verdrängten. Parallel dazu entstanden deutsch geprägte Städte oder Stadtteile in ganz Böhmen – besonders oft geschah dies zur Regierungszeit von König Ottokar II. Přemysl zwischen 1253 und 1278.
Die Deutschen lebten in Böhmen dabei weiterhin unter königlichem Schutz nach deutschem Recht, für dessen Durchsetzung eigene Vögte und Richter sorgten. Gleichzeitig prägten sie Böhmen kulturell, was sich unter anderem in der weiten Verbreitung mittelhochdeutscher Literatur und der Schaffung zahlreicher repräsentativer Bauwerke zeigte. So errichtete Peter Parler aus Schwäbisch-Gmünd, der um 1356 nach Böhmen kam, den Veitsdom und die Karlsbrücke in Prag. Außerdem vollendete er die Burg Karlstein, in der die Herrschaftsinsignien der römisch-deutschen Kaiser lagerten.
Parallel dazu gründete der böhmische König und spätere römisch-deutsche Kaiser Karl IV. 1348 die Prager Universität. Sie ist die älteste deutsche Hochschule ist, die für das ganze Reich bestimmt war. Zum Zeitpunkt von Karls Tod im Jahr 1378 hatte der deutsche Zuzug nach Böhmen seinen historischen Höhepunkt erreicht.
Fast 40 Prozent der Bevölkerung
Dann führte der Feuertod des böhmischen Reformators Jan Hus im Juli 1415 zum Ausbruch der Hussitenkriege, in deren Verlauf sich der religiöse Aufstand der Anhänger des „Ketzers“ Hus in eine soziale Bewegung verwandelte, zu deren Merkmalen der Hass auf alles Deutsche gehörte, wie er Jahrhunderte später auch zu den Massakern und Vertreibungen des Jahres 1945 führte. Die Hussiten eroberten viele von den Deutschen geprägte Städte, wobei sie deren Bewohner niedermetzelten. Das führte zur Vernichtung des bis dahin blühenden Deutschtums in weiten Teilen Böhmens.
Aber auch nach der Niederschlagung der Hussiten-Rebellion wurden die verbliebenen Deutschen in jeder Hinsicht unterdrückt und wie lästige Ausländer behandelt. Das änderte sich erst im 16. Jahrhundert, als die Bergwerke im Erzgebirge sowie die Leinen- und Tuchmanufakturen in Nordostböhmen, in denen vornehmlich Deutsche arbeiteten, immer größere wirtschaftliche Bedeutung erlangten. Im Ergebnis rückte die deutsche Sprachgrenze wieder nach Süden und Westen vor – darüber hinaus strömten neue Kolonisten aus Bayern nach Böhmen.
Der endgültige Umschwung erfolgte nach der Schlacht am Weißen Berge bei Prag im Jahre 1620, in der die böhmischen Stände der katholischen Liga unterlagen, womit Kaiser Ferdinand II. seinen Anspruch auf die böhmische Krone durchsetzen konnte. Aufgrund dessen entwickelte sich Böhmen zu einer Provinz der Habsburgermonarchie, in der das Deutschtum bald nicht mehr nur wie früher gleichberechtigt dastand, sondern zum dominierenden Element aufstieg. Daher zeigte sich der böhmische Historiker Franz Martin Pelzel 1789 überzeugt, dass Böhmen alsbald vollständig deutsch werden würde.
Wenig später weckten dann jedoch die Französische Revolution und die Befreiungskriege gegen Napoleon das Nationalbewusstsein der Tschechen in der habsburgischen Vielvölkermonarchie. Diese Entwicklung gipfelte im 20. Jahrhundert in der stufenweisen Verdrängung der Deutschen, welche einstmals fast 40 Prozent der Bevölkerung Böhmens gestellt und das Land sehr viel stärker geprägt hatten, als es heute scheint.
sitra achra am 09.03.24, 19:11 Uhr
Von der deutschen Öffentlichkeit und den "demokratischen" Parteien werden die beklagenswerten Opfer der Verfolgung und Vertreibung aus ihrer Jahrhunderte alten Heimat nicht erwähnt oder in offiziellem Gedenken geehrt. Sie werden leider auf gemeinste Weise unter den Teppich gekehrt. Kann man ein solches Volk lieben, das diese Schändlichkeit begeht? Ich kann es nicht!
Karl Friedrich am 07.03.24, 09:57 Uhr
Teuflische Geister von Hyper-Nationalismus und unmenschlicher völkischer Ideologien trieben ihr Unwesen im Europa des 20. Jahrhunderts. Was man auf keinen Fall heute tun darf, ist, Völkermorde, Vertreibungen, Unmenschliches der verschiedenen Seiten gegeneinander aufzurechnen. Es geht darum, sich gegenseitig zu verzeihen und Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern immer weiter zu entwickeln. Vieles ist sicher schon erreicht worden, aber manche Wunde ist auch 79 Jahre nach Ende des Wk II. noch voller Eiter. Vermutlich weil auch oft das eigene Schuldeingeständnis nicht auf allen Seiten stattgefunden hat. Dies ist intensiv zu spüren, gerade wenn man mit alten Menschen spricht, die im Sudetenland, in Südmähren, im Böhmerwald noch ihre Kindheit verbrachten und mit Eltern und Großeltern ohne Sack und Pack, Hab und Gut zurücklassend, vor den milizionären Killerhorden fliehen mussten. Sie haben auch heute noch Tränen in den Augen, denn niemand hat die an ihnen begangene Schuld eingestanden und um Verzeihung gebeten - für den Verlust von Familienmitgliedern, Hab und Gut. Diese Trauer nehmen sie sicher nicht gänzlich mit ins Grab, sie lebt in den Seelen ihrer Kinder fort, auch wenn die nicht mehr viel darüber sprechen. Der große Musiker Ernst Mosch und seine besten Musiker, wie er aus dem Egerland, haben diese Trauer in zahlreichen Musikstücken wie dem berühmten Walzer "Böhmischer Wind" verarbeitet. Ohne Hass, aber mit Wehmut und der Trauer darüber, dass die, die seit fast 80 Jahren die ehemals deutschen Dörfer und Städte Böhmens bewohnen, den Vertriebenen aus diesen Häusern großes Leid zugefügt haben und ungezählte Menschenleben während der Vertreibung vernichtet haben. Frieden in den Herzen kann es nur geben, wenn auf allen Seiten Schuld eingestanden wird. Ob das schon geschehen ist?
Walter Vogtmann am 04.03.24, 17:48 Uhr
Danke für den sehr informativen, gut verständlichen Beitrag. Die Massaker der Hussitenkriege sind weit weg und für uns heute schwer verständlich. Nicht so weit weg und und umso schwerer nachvollziehbar die brutale Vertreibung und die Massaker an der deutschen Bevölkerung ab 1945. Das war Massenmord und ein nie gut gemachter Raubzug, vor dem die Nachgeborenen der Betroffenen heute noch den Kopf schütteln. Ohne Hass, aber voller Entsetzen ...