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Geschichte

Vom Kiez zur Weltstadt

Der Stadthistoriker Felix Escher erzählt die wichtigsten Stationen der Siedlungsgeschichte Berlins vom Fischerdorf zur Metropole

Silvia Friedrich
13.06.2020

Von „Groß-Berlin“ spricht heute niemand mehr. Und das, obwohl die Berliner noch immer in den Grenzen dieser 1920 durch Gesetz entstandenen Metropole leben. Wie aus dem kleinen Berlin eine Weltstadt wurde, zeigt der Stadthistoriker Felix Escher in seinem Buch „Berlin wird Metropole“. 

Sein Anliegen sei es, in dem Werk ein Profil der Berliner Siedlungsgeschichte zu zeigen und als Historiker deren wesentliche Schichten zu erklären. So beginnt er mit einer Reliefkarte des Naturraumes, in dem die Siedlung Berlin einst entstand. Wie sich die Region von der Eiszeit an und im Laufe der Jahrhunderte entwickelte, illustriert Escher, der Mittelalterliche Geschichte an der Technischen Universität Berlin lehrte, anhand reich bebilderter Abschnitte. Er berichtet von den ersten Siedlern in der Gegend, den Kaufmannsniederlassungen Berlin und Cölln beiderseits der Spree, der Entstehung von Kiezen, einer slawischen Bezeichnung für „Hütte“, mal mit und mal ohne „T“ geschrieben, sowie von mittelalterlichen Dorfsiedlungen, deren Anger als einstige Dorfmittelpunkte heute teilweise noch immer erkennbar sind. 

Im zweiten Abschnitt beschreibt Escher „Die Entstehung der Berliner Zentrallandschaft zwischen 1540 und 1800“. Die Städte Berlin und Cölln wurden 1710 mit den Neu- und Vorstädten unter dem Namen „Berlin“ zusammengeschlossen. Das Areal wuchs über die mittelalterliche Stadtmauer und den Festungsring hinaus. Auch das Zeitalter der Industriellen Revolution hinterließ Spuren. Nach der Gründung des Deutschen Reiches war die Hauptstadt Preußens „ohne Diskussion die Hauptstadt zu der des Deutschen Reiches geworden“. Durch Zuwanderung und Geburtenüberschuss wuchs die Bevölkerung unaufhörlich und erreichte 1876 die Millionengrenze, was zunehmend katastrophale Wohnverhältnisse in Mietskasernen, Kellerwohnungen und dunklen Hinterhöfen nach sich zog. 

In den Anfängen der Weimarer Republik kam es zu einer umfangreichen Gebietsreform. Ein Gebiet mit einem Radius von 15 bis 20 Kilometern wurde eingemeindet und führte zu einem Stadtgebiet mit 878,1 Quadratkilometern Fläche, das in 20 Bezirke aufgeteilt wurde. Die Einwohnerzahl stieg auf 3,864 Millionen. Der Ausbau der Massenverkehrsmittel, zum Beispiel der S-Bahn, sorgte für Mobilität für alle. 

Das Kapitel „Berlin unter nationalsozialistischer Herrschaft“ mit Beschreibungen der großen Pläne zum Umbau zur „Hauptstadt Germania“ schließt sich an und führt zwangsläufig zum Zweiten Weltkrieg und den Folgen als Viersektorenstadt Berlin, was in die vollständige Teilung der Stadt am 13. August 1961 mündete. Abschließend stellt Escher die Frage nach der Weiterentwicklung des nach 28 Jahren der Teilung nun wieder in steter Entwicklung befindlichen Stadtraumes. Wird es einen Ausbau nach Brandenburg geben oder eine Bebauung der Erholungsflächen? 

Die Passage über die wiedervereinigte Bundeshauptstadt beschließt das Werk, das zwar als Hauptthema die Eingemeindung des Berliner Umlands vor 100 Jahren im Titel suggeriert, jedoch zusätzlich auch als informative Beschreibung der Berliner Geschichte insgesamt anzusehen ist. 

Felix Escher 
Berlin wird Metropole. 
Eine Geschichte der Region 
Elsengold Verlag Berlin 2020, gebunden, 176 Seiten, 29,95 Euro


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