16.07.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Nachwuchs: Ein Spatzenweibchen füttert sein gerade flügge gewordenes Küken
Bild: Loz/WikipediaNachwuchs: Ein Spatzenweibchen füttert sein gerade flügge gewordenes Küken

Vogelwelt

Vom Krieg gegen Krähen und Spatzen

Einstmals recht seltsame Edikte löschten viele Vogelleben aus – heute erfreuen wir uns an ihnen

Oliver Hennke
15.07.2025

Wer heute durch Pommern fährt, dem wird auffallen, dass die Ausbreitung der Krähen zugenommen hat. Auch wenn wir heute um den Nutzen von Krähen als Aasfresser und damit als natürlicher Schädlingsbekämpfer wissen, trieb unsere Vorfahren die Reduzierung von Vögeln – genauer von Krähen und Sperlingen, auch „Spatzen“ genannt – um. So hatte bereits Friedrich Wilhelm I. am 11. Dezember 1721 ein Edikt zur Ausrottung von Sperlingen und Krähen erlassen, welches der Alte Fritz sogar verschärfen sollte.

Davon wusste einst auch das Einnahmen- und Ausgabenbuch der Gemeinde Grupenhagen bei Rügenwalde aus dem
18. Jahrhundert zu berichten, denn Bauern hatten zu jener Zeit zwölf, Kossaten acht und Büdner, Müller oder Schäfer sechs Sperlingsköpfe abzuliefern. Förster und Heideläufer waren hingegen dazu angehalten, 24 Krähenklauen im Jahr beizubringen. Wer dies nicht schaffte, musste für fehlende Sperlingsköpfe einen Dreier oder bei fehlender Klaue einen Groschen in die Armenkasse des Ortes einzahlen.

Was klingt, als hätten die preußischen Könige schlicht „einen Vogel gehabt“, sahen diese hingegen zu jener Zeit als zweckmäßiges Mittel an, um der Vogelplage Herr zu werden, weil „diese schädlichen Vögel sich vermehren und sowohl den Feld- als Gartenfrüchten großen Schaden tun“. Um ihre Untertanen nicht durch Unwissenheit in Schwierigkeiten zu bringen, wurden die Erlasse in den Städten an Toren und Rathäusern und auf den Dörfern an den Krügen angeschlagen.

Wer dies nicht las, konnte sich auch nicht herausreden, denn einmal im Jahr – um Johanni – hatte auch der Küster den Erlass in Gegenwart der ganzen Gemeinde öffentlich vorzutragen. So begann eine etwa 100 Jahre dauernde Jagd auf Sperlinge und Krähen, dessen Ablieferung von Köpfen und Klauen – da sie immer beschwerlicher wurde – am Ende sogar Aufnahme in die Jagdverträge fand. In Grupenhagen wurde dieser erst mit Töpfermeister Hartwig, dann mit den Bauern Griebenow und Below geschlossen.

Die beiden Bauern hatten es übrigens fertiggebracht, 400 graue Sperlingsköpfe beizubringen. Ihrer Verpflichtung waren sie also prompt nachgekommen – so jedenfalls ist es in alten Unterlagen zu lesen. Das Ende dieses Krieges kennen wir auch: Allein in Deutschland wird gegenwärtig die Anzahl der Krähen auf einige Millionen geschätzt, die der Sperlinge auf 3,5 bis fünf Millionen. Fakt ist leider, dass die Population der Sperlinge deutlich zurückgegangen ist. Das stellt man schon in den Hausgärten fest, während die Krähen oft nicht unbedingt zu den Lieblingsvögeln gehören.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS