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Die Geschichte der Internationalen Funkausstellung begann vor 100 Jahren mit der Eröffnung der ersten Großen Deutsche Funkausstellung im Haus der Funkindustrie
Vor hundert Jahren erlebte der Rundfunk in Deutschland seinen entscheidenden Durchbruch. Das lag nicht zuletzt daran, dass der Verband der Radioindustrie beschloss, zur Ankurbelung der Nachfrage nach Empfangsgeräten diese einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Hierzu veranstaltete er in Kooperation mit der Gemeinnützigen Berliner Messe- und Ausstellungs G.m.b.H. vom 4. bis zum 14. Dezember 1924 die erste Große Deutsche Funkausstellung.
Das von dem damals erst 22 Jahre alten Statistiker Herbert Antoine organisierte Ereignis fand im eigens dafür gebauten Haus der Funkindustrie am Messedamm in Berlin-Westend statt. Dieses 7000 Quadratmeter große Gebäude war komplett aus Holz errichtet, um einen optimalen Empfang über die damals üblichen primitiven Zimmerantennen zu garantieren. Allerdings wirkte das nicht hinreichend getrocknete Bauholz wie eine metallische Abschirmung, und deshalb legte der Hochfrequenztechniker Gustav Leithäuser vom Telegrafentechnischen Reichsamt Berlin am Tag vor der Eröffnung ein langes Antennenkabel in die Halle, an dem dann sämtliche Radios hingen.
Unterbrechung durch den Krieg
Die Geräte und deren Einzelkomponenten stammten von Firmen wie Amato, Blaupunkt, Braun, DeTeWe, Emud, Huth, Kramolin, Loewe, Lorenz, Mende, Nora, SABA, Seibt, TeKaDe und Telefunken. Die insgesamt 268 Aussteller präsentierten nicht nur teure Lautsprecher-Radios für 400 bis 500 Mark, sondern auch einfache Detektoren mit Kopfhörern für 50 Mark oder Bauteile wie Spulen, Regelwiderstände, Drehkondensatoren, Buchsen und Stecker zum kostengünstigen Selberbasteln der Geräte. Als besondere Attraktion gab es ein Telefon zu sehen, mit dem Gespräche aus dem fahrenden Zug geführt werden konnten. Eine Ausstellung zum Thema „Entwicklung der Funktechnik“ rundete das Angebot ab.
Nach der Eröffnung durch Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) strömten mehr als 170.000 Menschen in das Haus der Funkindustrie, angelockt durch Parolen wie „Vom Mund zum Ohr auf dem Strahle der elektrischen Kraft!“ Abgesehen von diesem präsidialen Besuch ließ die Ausstellung jedoch jeglichen Glanz und Glamour vermissen. Die Informationen über technische Details standen im Vordergrund. Für eine erstaunliche Stille sorgte der Umstand, dass die Radioapparate allesamt in schallisolierten Kabinen standen, in denen Interessierte deren Klang mit oder ohne Kopfhörer lauschen konnten.
Der mit der Funkausstellung erstrebte Zweck wurde erzielt. In ihrem Nachgang schoss die Zahl der registrierten Radiohörer und Rundfunkgebührenzahler steil nach oben. Hatte diese Anfang 1924 noch bei unter 500 gelegen, waren ein Jahr später bereits 549.000 Nutzer angemeldet. Bildeten anfänglich die selbstgebauten Detektoren mit 60 Prozent Marktanteil noch eine klare Mehrheit, so änderte sich das in der Folgezeit. Auch hierfür waren die nun jährlich in Berlin stattfindenden Funkausstellungen mitverantwortlich.
Auf der fünften Funkausstellung 1928 präsentierten nicht nur 368 Aussteller ihre Produkte, sondern fand auch eine der weltweiten ersten Fernsehübertragungen statt. Das TV-Bild maß 32 Millimeter im Durchmesser. 1932 präsentierte die Ideal-Werke AG für drahtlose Telephonie, aus der später Blaupunkt hervorging, das erste deutsche Autoradio. Im Jahr der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde der massentaugliche, weil nun für fast jedermann erschwingliche Volksempfänger VE 301 der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe PAZ vom 18. August 2023). 100.000 der insgesamt 700.000 Exemplare dieses einfachen, von Otto Griessing von der Berliner Seibt AG entwickelten Röhrenradios wurden gleich auf der damaligen Ausstellung an den Kunden gebracht. 1935 stellte AEG mit dem Magnetophon K1 das erste industriell gefertigte Tonbandgerät der Welt vor. Und 1937 zeigte die Reichspost-Forschungsanstalt erstmals ein Farbfernsehverfahren mit zwei Grundfarben.
Neubeginn als Wanderausstellung
Von 1940 bis 1949 fanden aufgrund des Zweiten Weltkrieges und seiner Nachwirkungen keine Funkausstellungen statt. 1950 knüpfte die Technologie- und Industriemesse an die Vorkriegstradition an, nunmehr allerdings als Wanderausstellung. Stationen waren Düsseldorf, Frankfurt am Main, Berlin und Stuttgart. Erst 1971 kehrte die Messe als „Internationale Funkausstellung“ (IFA) dauerhaft auf das Gelände unter dem Funkturm im Berliner Westen zurück.
Nun kam es zu einer wachsenden Präsenz von ausländischen Ausstellern, die mit Innovationen glänzten. Dazu zählten Videorecorder (1971), Compact Disks (1981), Digital- und HD-Fernseher (1983 beziehungsweise 1985), Flachbildschirme (1995) und TV-Geräte mit Internetzugriff (2001). Allerdings verpasste die Messe mit dem Mobilfunk den wichtigsten Technologietrend der letzten drei Jahrzehnte. Hier machten nun eigene Ausstellungen wie der Mobile World Congress in Barcelona das Rennen. Hingegen erwies sich die strategische Entscheidung vom Ende der 2000er Jahre, auch Haushaltsgeräte bis hin zu Haushaltsrobotern ins Programm zu nehmen, als zukunftsweisend. Künftig sollen nun auch praktische Anwendungen der Künstlichen Intelligenz im Fokus stehen.