13.12.2024

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Geschichte Braunsbergs

Vom Prußen- zum Ordensland

Im 13. Jahrhundert begann – von Zäsuren unterbrochen – die Blüte der südostpreußischen Stadt

Wolfgang Kaufmann
14.01.2024

An der Mündung der Passarge ins Frische Haff muss schon sehr früh ein wichtiger Handelsplatz existiert haben. Davon zeugt der Fund römischer Goldmünzen nahe des Gutes Groß Tromp. Später siedelte hier der prußische Stamm der Warmier, der sich gemeinsam mit den Natangern und Bartern den Rittern des Deutschen Ordens entgegenstellte, als diese ab 1239 in die Region vordrangen.

Nachdem die Prußen durch Verrat in den eigenen Reihen eine schwere Niederlage erlitten hatten, begann der Orden 1240 mit dem Bau von Befestigungen, die zum Ausgangspunkt für die Besiedlung des hiesigen Prußenlandes werden sollten. Dazu gehörte die Burg Brunsberg unweit der Ortschaft, die den prußischen Namen Brusebergue (Prußenlager) trug. Allerdings fiel das hölzerne Bauwerk bereits im Sommer 1242 einem Aufstand der Einheimischen zum Opfer.

Die Rebellion währte bis 1248, was den päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena aber nicht daran hinderte, das Ordensland 1243 in vier Bistümer aufzuteilen, darunter das Bistum Ermland. Nach dem Friedensschluss mit den Prußen im Februar 1249 etablierte Bischof Anselm von Meißen im Folgejahr in Brusebergue das ermländische Domkapitel. Gleichzeitig kamen nun Siedler aus Lübeck, Lüneburg, Osnabrück, Kleve, Göttingen und den ländlichen Regionen des heutigen Niedersachsen in den Ort, wobei die Initiative hierzu vor allem von dem Lübecker Ordensritter und Ratsherrensohn Johann Fleming ausging.

Stadtrecht seit 1254
Der Bischofssitz „to dem Brunsberghe“ erhielt am 27. Dezember 1254 von Anselm das Stadtrecht verliehen. Dem folgte 1260 der nächste Prußenaufstand, der bis 1273 andauerte. In dessen Verlauf wurden Stadt wie Burg belagert und schließlich in höchster Not von den Verteidigern selbst niedergebrannt. Der Neuaufbau begann 1274 an etwas höher gelegener Stelle.

Nach dessen Abschluss erteilte Anselms Nachfolger Heinrich I. Fleming, der das Domkapitel inzwischen nach Frauenburg verlegt hatte, dem nunmehrigen Braunsberg am 1. April 1284 die Handfeste nach lübischem Recht und erneuerte so das Privileg von 1254, wobei dieses faktisch aber nur für den Bereich der Altstadt galt. Denn die bis 1772 selbstständige Neustadt entstand erst ab 1340 auf Betreiben des Bischofs Hermann von Prag, der in Braunsberg residierte. Anschließend entwickelte sich die Ortschaft zur führenden Handels- und Hafenstadt im Ermland, woraus auch die Zugehörigkeit zur Hanse in der Zeit zwischen 1358 und 1608 resultierte.

Die nächste große Zäsur für Braunsberg erfolgte Mitte des 16. Jahrhunderts: Der Preußische Bund, eine 1440 entstandene Interessenvertretung der preußischen Städte und des Landadels, dem auch Braunsberg angehörte, kündigte dem Hochmeister des Deutschen Ordens am 4. Februar 1454 den Treueeid auf und verbündete sich mit dem Königreich Polen. Das führte zum Dreizehnjährigen Krieg beziehungsweise Preußischen Städtekrieg, der mit dem Zweiten Frieden von Thorn vom 19. Oktober 1466 endete. Durch diesen standen das Ermland und damit auch Braunsberg als Teil des sogenannten Preußen Königlichen Anteils nun unter der Oberherrschaft der polnischen Krone – ein Zustand, der letztlich bis 1772 anhielt, wobei Braunsberg aber weiterhin die Rechte einer Freien Reichsstadt innehatte.

Am 5. August 1772 fiel das Fürstbistum Ermland im Zuge der Ersten Polnischen Teilung an das Königreich Preußen, während es zugleich zu einer Vereinigung der Alt- und Neustadt von Braunsberg kam. In der Zeit davor hatte die hiesige Bevölkerung viel Not und Elend erlebt: Zuerst durch die sehr rigide durchgeführte Gegenreformation ab 1551, dann durch die Pest 1624/25 und die wiederholten verheerenden Einfälle der Schweden in den Jahren 1626 und 1655 während des Ersten und Zweiten Schwedisch-Polnischen Krieges sowie nochmals durch die schwedische Besetzung im Großen Nordischen Krieg 1703. Dazu kamen die Hexenprozesse zwischen 1637 und 1652, die allein in Braunsberg zu 35 Hinrichtungen auf dem Scheiterhaufen führten.

Aufschwung im Königreich Preußen
Im Königreich Preußen erlebte Braunsberg einen erheblichen Aufschwung: Bald gehörte die zweitgrößte Stadt des Ermlandes nach Allenstein zu den bedeutsamsten Wirtschaftszentren im südlichen Ostpreußen. Mitverantwortlich für diese positive Entwicklung war nicht zuletzt die Anbindung an die Eisenbahn: Am 19. Oktober 1852 wurde die Strecke von Marienburg nach Braunsberg eröffnet, und am 1. August 1853 dann die Bahnlinie Braunsberg–Königsberg.

Die mehr als 700-jährige Geschichte der deutschen Ortschaft Braunsberg endete faktisch am 20. März 1945 mit der Besetzung durch die Rote Armee. Zuvor hatten sowjetische Flugzeuge die Stadt am 5., 9. und 15. Februar bombardiert und zu 80 Prozent zerstört. Dabei ging die bis dahin gut erhaltene Altstadt in Flammen auf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übertrug die UdSSR das südliche Ostpreußen und somit auch Braunsberg an die Volksrepublik Polen. Dem folgte die Umbenennung in Braniewo sowie die Vertreibung der noch lebenden Angehörigen der deutschen Bevölkerung zugunsten polnischer und ukrainischer Zuwanderer.


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