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Der Bahnhof in Altfinken (Str. Jablonki)
Fotos: mefDer Bahnhof in Altfinken (Str. Jablonki)

Eisenbahngeschichte

Von der Kleinbahn bis zum Hofzug

Ausstellung über Eisenbahnen zwischen Weichsel und Memel im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen

Manfred E. Fritsche
07.05.2023

Die Preußischen Staatseisenbahnen stellten mit dem 1851 eröffneten ersten Teilstück der 750 Kilometer langen Preußischen Ostbahn von Berlin nach Bromberg den Beginn der bedeutenden Eisenbahnverbindung in die preußischen Gebiete östlich von Berlin fertig. Es folgten weitere Strecken, die für die Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens in den östlichen Provinzen des zu dieser Zeit von Friedrich Wilhelm IV. regierten Königreiches bedeutsam waren.

Sein Vorgänger, Friedrich Wilhelm III., hatte bereits 1838 das Preußische Eisenbahngesetz unterzeichnet. Die Investoren verfolgten mit dem privaten Bahnbau aber zuerst das Ziel, schnell finanzielle Gewinne zu erwirtschaften und bauten die ersten Strecken in den westlichen und südöstlichen Landesteilen. Da Eisenbahnstrecken jedoch Vorteile im Transportbereich boten, forderte vor allem das Militär, auch den Osten zu erschließen.

Deshalb richtete sich nach dem Anschluss von Breslau, Stettin und Posen das Augenmerk auf den Ausbau der Verbindung nach Ostpreußen. Handelsminister August Freiherr von der Heydt legte im August 1849 einen Gesetzentwurf für den Bau der Preußischen Ostbahn vor, der bereits im Dezember verabschiedet wurde. Von Bromberg aus wurde 1852 die Weichsel erreicht und ohne die noch später zu bauende notwendige Flussüberquerung auf die Ostseite kam der Schienenstrang 1853 in Königsberg an. Endstation war 1860 dann Wirballen, wo nach dem Grenzübertritt nach Russland auf Fahrzeuge mit Breitspur umgestiegen werden musste.

Anbindung Ostpreußens
Die Ostpreußische Südbahn-Gesellschaft, die Marienburg-Mlawker Eisenbahn und weitere Privatbahngesellschaften errichteten Querverbindungen zu dieser Magistrale, die in der Regierungszeit von Reichskanzler Otto von Bismarck zwischen 1895 und 1903 nahezu vollständig in staatlichen Besitz übergingen. Zu diesem Zeitpunkt betrug das ostpreußische Schienennetz 2493 Kilometer, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges kamen noch 554 Kilometer dazu.

Die erste Kleinbahn verkehrte am 8. Juli 1895 von Cranz nach Cranzbeek – bis Ende 1902 gab es in Ostpreußen 560 Kilometer Kleinbahnstrecken, kurz vor dem Ersten Weltkrieg waren es 792 Kilometer. Neben Normalspurstrecken mit 1435 Millimeter errichteten zahlreiche Kreis- und Kleinbahnen ihre Schmalspur-Streckennetze mit einer Spurbreite von 750 Millimeter oder 1000 Millimeter und wie die Insterburger Kleinbahnen sogar mit Dreischienengleisen mit 750/1435 Millimeter.

Im Ersten Weltkrieg wurde Ostpreußen mit voller Härte getroffen. Durch die Kriegshandlungen mit den Russen wurden zahlreiche Strecken, Brücken, Bahnhöfe und weitere Hochbauten zerstört, die nach den Kampfhandlungen mit hoher Priorität bis weit in die 1920er Jahre wieder aufgebaut wurden. Mit den Gebietsverlusten durch den „Korridor“ an Polen gingen rund 600 Streckenkilometer verloren, und im Januar 1920 musste der durchgehende Zugverkehr durch das an Polen übergegangene Gebiet bis Februar 1923 eingestellt werden.

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und mit Hilfe einer Mitte Oktober 1939 errichteten provisorischen Weichselbrücke konnten wieder direkte Schnellzüge zwischen Berlin und Königsberg verkehren. Der letzte Zug in den Westen verließ wegen der vorrückenden russischen Front am 19. Januar 1945 Königsberg. In den folgenden Tagen verkehrten nur noch Züge mit Tausenden von Flüchtlingen zur Hafenstadt Pillau, bis auch am 25. April diese Fahrten endeten.

Überblick mit Begleitheft
Diese eisenbahngeschichtliche Entwicklung in Ostpreußen beschreibt die neue Broschüre „Von der Kleinbahn bis zum Hofzug. Zur Geschichte der Eisenbahn zwischen Weichsel und Memel“ des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen als Begleitheft zu der bis zum 3. September 2023 in den Museumräumen laufenden Ausstellung. Mit vielen teilweise unveröffentlichten Bildern bieten die 52 farbigen Seiten, hergestellt auf hochwertigem Kunstdruckpapier, weitere Einblicke in die Eisenbahngeschichte der Region. So findet die Eisenbahnindustrie mit der Waggonfabrik L. Steinfurt, der Union-Gießerei in Königsberg, der F. Schichau GmbH in Elbing und der Waggonfabrik Memel Erwähnung. Beschrieben werden zahlreiche Kleinbahnen und Nebenstrecken, die abseits der Hauptstrecken die ländlichen Regionen erschlossen wie die Fischhausener Kleinbahn, die Insterburger Kleinbahnen und die Westpreußischen Kleinbahnen oder die Haffuferbahn.

Weitere Kapitel behandeln die Standseilbahnen, die Bäderzüge der Samlandbahn, den „Nord-Express“ als Luxuszug zwischen London und St. Petersburg, den Güterverkehr und die Verbesserung der Streckenverhältnisse in Königsberg bis 1929 durch den Zusammenschluss der Strecken der ehemaligen Privatbahnen im neuen Hauptbahnhof, den Hofzug von Kaiser Wilhelm II. und seine Reisen unter anderem nach Cadinen. Beschrieben werden ganz spezielle Bahnstrecken wie die „Olga-Bahn“ des Moorbades Waldfrieden nördlich von Insterburg, die Wagenüberführungsanlage des Gutes Bauditten, die Fuhrwerksbahn der Gutsverwaltung Prassen im Kreis Rastenburg und die Werkbahnen des Bernsteinwerkes Palmnicken. Ein Absatz behandelt Bahnbrücken, und nicht zuletzt wird auf den Betrieb östlich der Weichsel von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute eingegangen.

Das Begleitheft „Von der Kleinbahn bis zum Hofzug. Zur Geschichte der Eisenbahn zwischen Weichsel und Memel“ zur gleichnamigen Ausstellung des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen wurde mit Unterstützung des Fachbuchautors Jörg Petzold zusammengestellt. Die Herstellung wurde durch den Förderkreis Ostpreußisches Jagdmuseum und das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales unterstützt.


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