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Walter Percy Chrysler war der letzte Autopionier, der einen Automobilkonzern aufbaute und am Leben hielt
Die weltberühmte Skyline von Manhattan, das Herz der US-Metropole New York, ist im Wesentlichen von nur wenigen Wolkenkratzern geprägt. Nach 9/11, als islamische Terroristen Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers krachen ließen, hinterließen diese beiden markanten Gebäude eine gewaltige Lücke in der Optik New Yorks. Übrig aber sind neben dem MetLife Building vor allem noch das Empire State Building und das Chrysler Building geblieben. Letzteres eine Ikone des Art-Deco-Baustils, die seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1930 mit zu den Wahrzeichen der Stadt gehört.
Über 319 Meter hoch ragt insbesondere die silberne Spitze in den Himmel New Yorks. Und genau dieser einzigartige Kultbau ist jetzt an zwei Deutsche verkauft worden. Aby Rosen (63) und Michael Fuchs (64), die in der US-Megacity ein Milliarden-Imperium aufgebaut haben, sind die neuen Eigentümer – und stammen ursprünglich aus Frankfurt.
Gekauft haben sie dieses architektonische Filetstück von René Benko, dem österreichischen Ex-Milliardär, der mit seiner Sigma-Gruppe Pleite gegangen ist und nun alles verhökert, was zu Geld zu machen ist. Also auch das Chrysler Building, das er 2009 für 151 Millionen US-Dollar dem Abu-Dhabi-Staatsfonds ADIC abkaufte, der nur ein Jahr zuvor noch 800 Millionen US-Dollar für das NY-Wahrzeichen hinlegen musste. Die beiden Deutschen sollen angeblich nur fünf Millionen als symbolischen Wert auf den Tisch gelegt haben – ein Schnäppchen, wenn man das bei fünf Millionen sagen darf.
Der Namensgeber und einstige Bauherr sowie Besitzer dieser Ikone war Walter Percy Chrysler. Er würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass sein Invest, das er extra für die Familie errichten ließ, heute zum Spekulationsobjekt verkommen ist. Und das auch noch an seinem 150. Geburtstag, den er am 2. April feiern würde. So beeindruckend wie sein weltberühmtes Gebäude, so bewundernswert ist auch sein Leben und all das, was er geschaffen hat. Nämlich nicht nur das Gebäude, sondern auch die einstige Kultautomarke Chrysler ist ihm zu verdanken. Sowie Karossen, die Markt, Mode und Stilperioden prägten.
Mit Fleiß ganz nach oben arbeiten
Im US-Bundesstaat Kansas als Sohn eines Lokomotiv-Ingenieurs geboren, lebte er sehr schnell den Amerikanischen Traum. Getreu dem Motto: Wer hart, strebsam, fleißig und ehrlich arbeitet, der kommt weiter und erreicht etwas im Leben. Bester Beweis für diese These: Chrysler, dessen Vorfahren Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem deutschen Guntersblum im Rheinland nach Nordamerika auswanderten und damals noch Kreisler hießen. Doch diesen Namen modifizierten sie, dass man ihren Namen auf Englisch besser aussprechen konnte, und fortan hießen sie nun Chrysler.
Der junge Walter verdingte sich als Verkäufer sowie als Besen schwingende Reinigungskraft. Kein Job war ihm zu schlecht. Hauptsache er verdiente Geld. Schließlich ergatterte er sich eine Stelle bei American Locomotive & Co, wo er es aufgrund seines Ehrgeizes und Fleißes sogar zum Stützpunktleiter brachte.
Nach seiner Hochzeit verschlug es das Paar, das über die Jahre drei Kinder bekam, nach Flint in Michigan, wo er Werksleiter bei Buick wurde. Sein Können, Sachverstand, sein Eifer sowie seine Strebsamkeit brachten ihn nur zwei Jahre später an die Konzernspitze. Chrysler war nun Präsident von Buick. Die Aufgabe erfüllte er fünf Jahre mit Bravour. Das Unternehmen prosperierte prächtig, sodass der Selfmade-Manager beruhigt, im Guten und vor allem als reicher Mann 1917 aus dem Unternehmen ausschied.
Seine nächsten Karriereschritte brachten ihn zur Chase Manhattan Bank, bei der er sich als kluger, versierter Sanierer einen Namen machte und manch angeschlagenes Unternehmen wie beispielsweise die Willys Corporation, eine Holding, zu der auch der Willys-Overland-Konzern gehörte, mit Herz und Verstand wieder in die schwarzen Zahlen brachte.
Eine berufliche Herausforderung sollte 1921 die Sanierung der Maxwell Motor Company werden, die nach dem Zusammenschluss mit der Chalmers Motor Car Company finanziell in Schieflage geraten war. Oft sieht man sich zweimal im Leben – so auch in diesem Fall. Denn mittlerweile war John North Willys dabei, die Macht in seinen von Chrysler frisch sanierten Konzernen zurückzuerobern. Das ging gründlich schief, und der Schuldenberg türmte sich wieder in ungeahnte Höhen.
Der Willys-Konzern ging bankrott und Teile wurden versteigert. Mit dabei waren die Duesenberg-Werksanlagen in New Jersey mit einem interessanten Prototyp, den Chrysler für die Maxwell Motor Company ergattern wollte. Sein früherer Boss von General Motors überbot ihn jedoch. Der Clou: Der GM-Chef wollte das Werk, nicht das geplante Sechszylinder-Auto. Also einigten die beiden Automobil-Bosse sich und Chrysler ließ den Entwurf bis zur Serienreife weiterentwickeln. Gebaut wurde das Fahrzeug ab 1924 in den ehemaligen Chalmers-Werkshallen, die nun aber einen Namen trugen, der über viele Dekaden für einzigartige Autotypen stand: Chrysler!