24.01.2025

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Ukrainekrieg

Von der westlichen Abwehr kaum zu stoppen

Moskau schockt Kiew und den Westen mit dem Einsatz der Hyperschallrakete Oreschnik

Wolfgang Kaufmann
08.12.2024

Am 19. November attackierte die Ukraine erstmals Ziele in Russland mit von den USA gelieferten operativ-taktischen ATACMS-Raketen. Die Antwort Moskaus hierauf erfolgte zwei Tage später. Da schlugen nämlich insgesamt sechs einzeln steuerbare Sprengköpfe einer Mittelstreckenrakete des Typs Oreschnik (Haselstrauch) auf dem Werksgelände des ukrainischen Rüstungsunternehmens Piwdenmasch in der Stadt Dnipro ein. Bis dahin hatten weder die Ukraine noch der Westen etwas von der Existenz dieses neuen russischen Raketentyps gewusst.

Erst nach und nach werden nun dessen technische Daten bekannt. Die Oreschnik kam aus dem 800 Kilometer entfernten Astrachan, besitzt aber eine maximale Reichweite von 5500 Kilometern. Sie flog mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit, das heißt mit über drei Kilometern pro Sekunde und konnte dadurch problemlos die ukrainische Raketenabwehr überwinden.

Der Einsatz der Oreschnik war als Warnung an die Adresse sowohl Kiews als auch des Westens gedacht. Das zeigte eine achtminütige Ansprache des russischen Präsidenten Wladimir Putin am Abend des 21. November, in deren Verlauf er sagte: „Wir halten uns für berechtigt, unsere Waffen gegen Militäreinrichtungen derjenigen Länder einzusetzen, die es zulassen, ihre Waffen gegen unsere Einrichtungen einzusetzen, und im Falle einer Eskalation aggressiver Handlungen werden wir entschlossen und spiegelbildlich reagieren. Ich empfehle den herrschenden Eliten der Länder, die Pläne für den Einsatz ihrer Militärkontingente gegen Russland ausbrüten, dies ernsthaft in Erwägung zu ziehen.“

Einen Tag später legte Putin noch einmal nach und verkündete neben dem Serienbau der Oreschnik auch die bevorstehende Einführung einer „ganzen Reihe“ weiterer neuer Raketensysteme „kurzer und mittlerer Reichweite“. Danach folgte wie fast immer in derartigen Situationen eine Wortmeldung des früheren russischen Präsidenten und derzeitigen stellvertretenden Leiters des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew, via X. Unter Bildern vom Einschlag der Oreschnik schrieb der Putin-Vertraute: „Das wolltet ihr doch, oder? Da habt ihr's, verdammt nochmal. Einen Angriff mit einer Hyperschallrakete.“ Und die Moskauer Nachrichtenagentur TASS veröffentlichte einen sarkastischen Artikel mit dem Titel: „Das russische Verteidigungsministerium warnt: Eine Haselnussallergie ist unheilbar und tödlich.“

In der Tat sitzt der Schock in Kiew und den westlichen Hauptstädten ziemlich tief. Denn die Oreschnik stellt nun eine weitere Bedrohung dar. Bis Berlin würde die Rakete, die es den vorhandenen Abwehrsystemen ausnehmend schwer machen dürfte, eine Viertelstunde benötigen und bis London oder Paris lediglich fünf Minuten mehr. Bei der ukrainischen Führung schien sogar Panik auszubrechen, wie der australische Fernsehsender ABC berichtete.

Die dramatischste Reaktion kam allerdings vom Chefredakteur des ukrainischen Militärnachrichtenportals Defence Express, Oleg Katkow: „Russlands Einsatz einer ballistischen ... Rakete könnte eine Generalprobe für einen Atomschlag gegen die Ukraine sein. Denn die Attacke simulierte einen Angriff ... mit einem Atomsprengkopf.“ Das ist insofern richtig, als die sechs Gefechtsköpfe der Oreschnik keinen Sprengstoff enthielten, was nahelegt, dass der Abschuss der Rakete weniger dem Zweck diente, in Dnipro Schaden anzurichten, als eine Botschaft zu vermitteln. Auf jeden Fall scheint die Atomkriegsgefahr in Europa durch die Existenz der neuen Waffe nun größer geworden.


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