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Psychologie

Vorwurf „Mikroaggression“ – die Waffe gegen Jedermann

Wenn die Gefühle vermeintlicher Opfer zum Maßstab für alles werden: Von den USA kommend breitet sich ein wissenschaftsferner Ungeist nun auch in Deutschland aus

Wolfgang Kaufmann
01.12.2020

An US-amerikanischen Hochschulen gelingen oft nobelpreiswürdige Entdeckungen. Manchmal werden dort allerdings auch Ideen ausgeheckt, auf welche die Menschheit gut und gerne hätte verzichten können. Ein Musterbeispiel hierfür ist das Konzept der Mikroaggression, dessen Geburtsstunde im Jahre 2007 schlug. Damals saß der Psychologieprofessor von der New Yorker Columbia-Universität Derald Wing Sue in einem kleinen Flugzeug, in dem sich alle Passagiere auf der linken Seite der Maschine zusammendrängten. Daraufhin bat die Flugbegleiterin den chinesischstämmigen Sue und dessen schwarzen Mitreisenden, aus Sicherheitsgründen die Plätze zu wechseln. Für Sue überschritt sie damit eine Grenze, weil sie die einzigen Nichtweißen an Bord umsetzen wollte.

Das Verhalten der Flugbegleiterin charakterisierte Sue später als ganz eindeutige Mikroaggression, wobei er in seinem Furore machenden Aufsatz „Racial Microaggressions in Everyday Life“ (Rassistische Mikroaggressionen im Alltag), der in der Fachzeitschrift „American Psychologist“ erschien, gleich drei Formen dieser Art von Diskriminierung auflistete: Ganz absichtliche plumpe Mikroangriffe (microassaults), subtilere bewusste oder unbewusste Mikrobeleidigungen (microinsults) sowie von Ignoranz geprägte Mikroentwertungen (microinvalidations).

In allen drei Fällen, so Sue weiter, handele es sich um Botschaften an Angehörige marginalisierter gesellschaftlicher Gruppen, also an Farbige, Immigranten, Homosexuelle, Behinderte und ähnliche Personen, die einerseits abwertend seien und andererseits die Gruppenzugehörigkeit der Mikroaggressionsopfer thematisierten. Das gelte auch für scheinbar unverfängliche Sätze wie: „Dein Name ist aber schwer auszusprechen“ an die Adresse eines Zugewanderten. Oder den Willkommensgruß für den neuen schwarzen Kollegen, dem damit nur seine nach wie vor bestehende Außenseiterrolle bewusst gemacht werde solle.

Unternehmen knicken beflissen ein

Ganz neu war das Konzept von Sue freilich nicht, denn ähnlich hatte es schon der Psychiater Chester Pierce von der Elite-Universität Harvard formuliert. Jedoch kam dessen diesbezügliche Publikation „Offensive Mechanisms“ (Mechanismen der Beleidigung) aus dem Jahre 1970 zu zeitig, um ein großes Echo auszulösen. Anders hingegen die Reaktionen im Jahre 2007. Plötzlich waren die Mikroaggressionen in aller Munde, während sich immer mehr „Opfer“ zu Wort meldeten und beklagten, wie oft und gravierend sie durch die Äußerungen anderer in ihrer Seele verletzt würden.

Für große US-amerikanische Unternehmen war dies bald Grund genug gegenzusteuern. Um jedwede „Feindseligkeit“ im Arbeitsalltag auszuschließen, verordneten Coca-Cola, Google und Co. ihren Mitarbeitern umfangreiche Trainingsmaßnahmen zwecks Erkennung und Vermeidung von mikroaggressiven Äußerungen und Verhaltensweisen. Mit der Zeit erhoben sich aber auch Stimmen, welche die wachsende Hysterie rund um die vermeintlichen Mikroaggressionen und die Unwissenschaftlichkeit von Sues Annahmen kritisierten.

Allen voran Scott Lilienfeld, Psychologieprofessor an der Emory University in Atlanta. Der schrieb 2017 in einem Aufsatz mit dem Titel „Microaggressions – Strong Claims, Inadequate Evidence“ (Mikroaggressionen – starke Behauptungen, unzureichende Beweise), der in dem Fachblatt „Perspectives on Psychological Science“ erschien, dass das Konzept „viel zu unterentwickelt“ sei, „um in der echten Welt angewandt zu werden“. Es beschreibe lediglich die subjektive Art und Weise, wie „Zielpersonen“ die Äußerungen oder Handlungen anderer Menschen wahrnähmen. Daher könne letztlich jeder mit dem Begriff machen, was er wolle, und daraus Vorwürfe ableiten, denn objektive Belege für die angeblichen Schäden durch Mikroaggressionen seien unter diesen Umständen überflüssig. Zudem fehle die Verknüpfung mit psychologischen Persönlichkeitstheorien: Wenn ein Mensch etwas als beleidigend empfinde, müsse dies nicht an der Äußerung liegen, sondern an seiner Art und Weise, zu denken und zu reagieren. Daher sollte das schwammige Konzept der Mikroaggressionen komplett aufgegeben werden.

Daraufhin entgegnete Sue, Empirie sei nicht alles – und nur privilegierte Weiße wie Lilienfeld könnten sich den „Luxus des Beweises“ leisten und „die gelebte Erfahrung von Randgruppen ausblenden und negieren“. Allerdings erhielt Lilienfeld auch Unterstützung von farbigen Wissenschaftlern wie der Statistikerin Althea Nagai vom Center for Equal Opportunity in Falls Church (Virginia).

„Ablenkung von wahren Problemen“

Nagai bezeichnet das Konzept der Mikroaggressionen ganz ohne Umschweife als „pseudowissenschaftlich“, da dessen Befürworter etablierte Methoden und Standards der Forschung ablehnten. So falle die Datenbasis der meisten Untersuchungen viel zu klein aus: Oft läge die Zahl der Probanden lediglich zwischen fünf und 100. Und der jüdische Soziologe Amitai Etzioni meinte 2014, die obsessive Beschäftigung mit den Mikroaggressionen diene wohl eher der Ablenkung von den wahren Problemen der US-Gesellschaft.

Trotz all dieser Einwände hat der Rummel um die Mikroaggressionen aber nun auch Deutschland erreicht. Davon zeugen unter anderem aktuelle Forschungsprojekte der Universitäten Ulm und Bielefeld. Oder die Kooperation der auf die Bekämpfung von Mikroaggressionen spezialisierten Plattform „DearEmployee“ mit großen Unternehmen wie der DEKRA. Und nicht zu vergessen auch die naiv-wohlwollende Medienberichterstattung.

Ein Musterbeispiel für Letztere ist der Beitrag „Rassismus macht den Körper krank. Wie Tausende kleine Mückenstiche“ auf Deutschlandfunk Kultur. Darin darf die selbst ernannte Expertin Azadê Peşmen verkünden: Man könne durchaus von „einer biologischen Tötung sprechen, wenn es um racial microaggression geht“. Hiergegen wissenschaftlich zu argumentieren ist extrem schwer: Bestenfalls bekämen die Kritiker – so wie Lilienfeld – den Stempel „mikroaggressiv“ aufgedrückt, schlimmstenfalls droht ihnen die Einstufung als „Rassist“, „Sexist“ oder Ähnliches. Und das wäre angesichts des hiesigen gesellschaftlichen Klimas das Aus für jede Forscherkarriere.


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Kommentare

Martin Treder am 14.12.20, 15:43 Uhr

Ich gehöre nachweislich einer Minderheit an: Der Gruppe der weißen, gesunden Männer über 50. Ob Derald Wing Sue wohl einräumen würde, dass er sich mit seinen Theorien der Microaggression gegen mich schuldig gemacht hat?
Ach ja, das Vorrecht, über Diskriminierung zu sprechen, ist ja laut Herrn Sue den Nichtweißen vorbehalten. Vielleicht sollte man dies als "Black Privilege" bezeichnen.

Lutz Gerke am 09.12.20, 22:21 Uhr

Ich denke, dahinter steckt eine nihilistische Weltanschauung. Der Nihilismus zieht aus der Zerstörung des Guten seine Energie. Wenn das Gute aufgebraucht ist, beginnt die Spiegelfechterei.
Wir leben in einer Welt, die Behauptungen aufstellt und die mit falschen Beweisen belegt. Der gemeine Mensch will größer erscheinen als er ist. Er sucht das Dominanzgefühl. Das kennen wir schon vom Schulhof. Weil das seine Zweifel nicht beseitigt, tut er es immer wieder, bis er sich selber zerstört. Das ist der Todestrieb, der allerdings im Unterbewußten schlummert.

Molon Labe am 05.12.20, 18:14 Uhr

Chapeau, Herr Hausser, hervorragende Ergänzung zum Text

sitra achra am 05.12.20, 13:54 Uhr

Nur finde ich das Begleitfoto irreführend. Die schwarze Absolventin ist bestimmt nicht an der Mikroaggressionstheorie schuld. Vielen Dank auch an Martin Hausser für die Erläuterung!

Jürg Rückert am 04.12.20, 18:57 Uhr

Der Begriff Mikroaggression entspricht einer semipermeablen Membran, so man es biologisch formuliert, oder physikalisch einer Schaltung, die den Strom nur in eine Richtung zulässt.
Wer auf der falschen Seite der Strömung steht hat keine Chance.
Mikroaggression ist ein Kampfbegriff, der jeder Justitia die Waage um die Ohren schlägt: Der Aggressor im Schafsfell hat immer recht.

Martin Hausser am 01.12.20, 13:51 Uhr

Ein Phänomen welches im größeren Kontext des herrschenden Antiweißen Narrativs betrachtet werden muss, dem es unmittelbar zugehörig ist. Dazu einige Bemerkungen:

a). Bei den „Mikroaggressionen“ handelt es sich um einen Vorwand, der dem grundsätzlichen Muster folgt, nach denen innerhalb des Antiweißen Narrativs Vorwände gebildet werden. Es gibt drei Kategorien „M“ (Moralisierende Vorwände), „I“ (Intellektualisierende Vorwände) und „S“ (Sentimentalisierende Vorwände), darum auch „MIS-pretexts“ genannt. Bei den „Mikroaggressionen“ die Herr Sue „herausgefunden“ haben will, handelt es sich daher um welche der Kategorie „I“. Wie alle „Studien“, die „belegen“ sollen, wie böse die Weißen sein sollen.
Wie bei allen „MIS-pretexts“ dient dieses der Verschleierung der wahren Zielstellung der Antiweißen: Den weißen Menschen und der westlichen Zivilisation Schaden zuzufügen, wobei die „MIS-pretexts“ die Rechtfertigung dafür liefern sollen. Die Antiweißen müssen darauf zurückgreifen ihre Absichten zu verschleiern, weil ihnen bewusst ist, dass ansonsten mit massiver Gegenwehr der GESAMTEN weißen Bevölkerung des Planeten zu rechnen wäre. Das wäre dann das Ende des antiweißen Versuchs, die weiße Bevölkerung und ihre Kultur zu zerstören.

b.) Das Herr Sue seine „Entdeckung“ nicht mit Beweisen belegen möchte, sondern vom „Luxus des Beweises“ spricht, ist nicht weiter verwunderlich. Antiweiße leben in einer Fiktion, neudeutsch „Fantasywelt“, einer, in der die Weißen die Bösen sind. Ihm ist klar, dass er das nicht belegen kann, und es ist auch nicht seine Absicht einen ehrlichen wissenschaftlichen Disput zu führen. Er möchte vielmehr „White Guilt“ in dem Angegriffenen erzeugen, damit dieser aus Schock oder Scham nicht daran denkt, sich gegen die Vorwürfe verbal zur Wehr zu setzen. Des weiteren führt „White Guilt“ zu psychischem Unwohlsein beim Angegriffenen und kann zu Depressionen oder destruktiven Verhaltensweisen wie Drogenmissbrauch, autoaggressivem Verhalten und im Extremfall Suizid, führen. „White Guilt“ erzeugt „White Noir“.

c.) Einen interessanten Hinweis liefern die Antiweißen uns mit dem hier angesprochenen Beitrag des „Deutschlandfunk Kultur“. Wenn „Rassismus“ nicht-weiße Menschen „krank“ macht, d.h. psychisches und/oder physisches Unwohlsein bei Nichtweißen auslöst, dann gilt das, rein logisch, auch umgekehrt für das Antiweiße Narrativ, hier in seiner Gestalt der„Mikroaggression“, und die weiße Bevölkerung, die dergestalt schikaniert wird. Damit aber geben sie unbeabsichtigt zu, dass sie uns Schaden zufügen wollen. Abschließend, denkt darüber nach: Wie würde es sich auf die Psyche der Angehörigen irgendeines nicht-weißen Volkes auswirken, wenn seinen Angehörigen ständig vorgeworfen wird, dass sie „Mikroaggressiv“ sind, so wie das den Weißen in den USA tagtäglich vorgeworfen wird, sie alle einem ständigen Generalverdacht ausgesetzt sind, einfach aufgrund ihrer rassischen Zugehörigkeit?


d.) Die im Artikel beschriebenen Versuche seriöser Wissenschaftler mit Herrn Sue und anderen Antiweißen (wie immer sie sich selbst gerade nennen: „Marxisten“, „Feministinnen“, „Klimaaktivisten“, „Liberale“, „Progressive“, „BLM“, „Antifa“, „Antirassisten“, der Verkleidungen sind viele) zu argumentieren schlugen immer fehl und werden es immer tun. Aus dem einfachen Grund, weil alle diese Wissenschaftler dabei niemals das Terrain ihrer Peiniger, das Antiweiße Narrativ, verlassen: Wenn ein Antiweißer „X“ sagt und du entgegnest: „Y“ dann verlierst du. Denn dann bist immer noch innerhalb seines Narrativs, des Antiweißen Narrativs. Und selbst wenn ein Wissenschaftler die Fakten auf seiner Seite hätte, wird der Antiweiße der moralische Sieger sein und der Wissenschaftler wird der „Böse“ sein, wofür er mit den verschiedenen Synonymen für „böser weißer Mensch“, die das Antiweiße Narrativ bereithält, tituliert würde (siehe Artikel)

e.) Was also tun, gegen den ganzen Schlamassel?

Um solche Antiweißen Attacken wie es das Konzept„Mikroaggressionen“ sind, in ihrer Verbreitung zu stoppen, darf der Einzelne sich nicht von den Vorwänden blenden lassen, die ihm entgegengeschleudert werden, sondern muss sich immer die Absichten der Antiweißen vor Augen halten und auf diese abstellen. Sprechen Sie ihn direkt auf seine Absichten an. Er wird es nicht mehr verbergen können. Und Sie sind aus seinem Antiweißen Narrativ ausgebrochen und haben ihn in unsere Geschichte gezogen, dort, wo wir nicht mehr die Monster, sondern die Helden sind. Ist einmal der Schleier der Vorwände gelüftet, hat er nicht mehr viel auf seiner Werkbank übrig, außer vielleicht einer Flut antiweißer, diskriminierender Beleidigungen. Des weiteren ist es unabdingbar, die eigenen Meme-Pathogens, d.h. anerzogener im Unterbewusstsein verankerter schädlicher Gedankenketten, zu neutralisieren. Auf diesen über die Gesellschaft, Medien, Unterhaltung etc. eingeflößter Verhaltens- und Denkmuster, basiert nämlich die oben angesprochene „White Guilt“, die in einer rhetorischen Auseinandersetzung so einfach von den Antiweißen aktiviert werden kann und unweigerlich zur eigenen Niederlage führt. Diese müssen mit heilenden Gegenbehauptungen, Meme-Curatives, neutralisiert werden. Diese müssen eine Wirkung gleich oder stärker des Meme-Pathogen, dass sie neutralisieren sollen, entfalten können. Das oben im Artikel angesprochene „White Privilege“ ist ein solches Meme-Pathogen. Das Meme-Curative dazu könnte lauten: „Wir sind nicht privilegiert. Wir haben es verdient und ein Recht darauf, so viel wie möglich davon an unsere Kinder weiterzugeben.“

In diesem Sinne!

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