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Für Trockenheit schlecht gewappnet: Kiefern dominieren Brandenburgs Wälder
Bild: picture alliance/Andreas FrankeFür Trockenheit schlecht gewappnet: Kiefern dominieren Brandenburgs Wälder

Umweltschutz

Waldumbau in Brandenburg stockt

Kiefernwälder sollen aus ökologischen Gründen Laubmischgehölzen weichen – Doch es geht kaum voran

Hermann Müller
30.03.2025

Zwei Jahre lang war Berlins schönster Platz, der Gendarmenmarkt vor Schinkels Schauspielhaus, eine Baustelle. Denkmalgerecht wurden in dieser Zeit 14.000 Quadratmeter Natursteinpflaster erneuert. Nachdem die Öffentlichkeit nun wieder über den frisch gepflasterten Platz flanieren kann, ist viel Enttäuschung zu spüren. „Der für 21 Millionen Euro sanierte Platz im Herzen Berlins gleicht einer Steinwüste“, so die „Berliner Morgenpost“ stellvertretend für viele andere Kommentatoren. Tatsächlich fehlen dem Platz nach dem Umbau nicht nur viele schattenspendende Bäume, sondern sogar fast jedes Grün. Absurderweise sind für die „klimagerechte“ Sanierung des Gendarmenmarktes sogar 23 Bäume gefällt worden.

Dass in zentraler Lage Berlins unter dem Etikett Klimaresilienz eine schattenlose „Steinwüste“ entstanden ist, ruft überwiegend Verwunderung hervor. Schauspieler Bjarne Mädel („Stromberg“) merkt lapidar an: „Paris wird immer grüner, Berlin versiegelt weiter ... merkste selber, ne?“ Der frühere CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet kommentierte etwas zurückhaltender, das Ergebnis der Sanierung des Gendarmenmarktes sei „weder aus ästhetischen, denkmalpflegerischen noch aus klimaresilienten Gründen zu begreifen“.

Auch Berlin im Öko-Zickzackkurs
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und auch die landeseigene Grün Berlin GmbH, die den Umbau koordinierte, lobten den neuen Gendarmenmarkt dagegen als Musterbeispiel für „nachhaltige und klimagerechte Stadtentwicklung“. Auch nach Darstellung der Senatsverwaltung ist der Platz nun ökologisch „nachhaltig“ gestaltet. Dabei verweist die Verwaltung auf das, was im Untergrund des Platzes geschaffen wurde: ein Leitungsnetz, das Regenwasser auffangen und ins Grundwasser leiten kann.

Angesichts der Kritik an der „Steinwüste“ wies Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) derweil auf die Pflanzung von drei japanischen Schnurbäumen und drei Magnoliengehölzen hin, laut dem Senator sehr hitzebeständige Pflanzen. Diese Eigenschaft dürfte auf dem Platz künftig sehr gefragt sein. Behält Heinrich Strößenreuther von der „Initiative BaumEntscheid“ Recht, dann wird sich der Gendarmenmarkt nämlich in künftigen Sommern regelmäßig zu einer „Hitzehölle“ aufheizen.

Weniger Aufsehen als der „klimaresiliente“ Umbau des Gendarmenmarktes hat die Beendigung des Mischwald-Programms der landeseigenen Berliner Forsten im vergangenen Jahr erregt. Im Rahmen des Mischwald-Programms hatte die Forstverwaltung seit 2012 Kiefern gefällt und dafür jedes Jahr Hunderttausende Laubbäume gepflanzt. Erklärtes Ziel des Mischwald-Programms war es, die Wälder klimaresistenter zu machen, indem die Kiefern-Monokulturen langsam in einen Laubmischwald umgewandelt werden. Dem Stopp des Programms vorausgegangen war Kritik von Anwohnern und einigen Naturschutzverbänden an großflächigen Kiefernfällungen im Grunewald, mit denen Platz für Neupflanzungen von Laubbäumen geschaffen wurde.

Aktuelles Programm in den Berliner Forsten ist es offenbar, die Umwandlung der Kiefernwälder hin zu Laubmischwäldern der Natur selbst zu überlassen. Diese natürliche Entwicklung benötigt allerdings viel Zeit. Bis neugepflanzte Bäume ausgewachsen sind, vergehen viele Jahrzehnte. Behalten diejenigen Recht, die regelmäßig in alarmistischem Ton vor einem Hitzekollaps der Erde warnen, dann steht die Zeit für einen derartigen Waldumbau, bei dem sich der Mensch weitgehend zurückhält, gar nicht mehr zur Verfügung.

Natürlicher Wandel „zu langsam“
Der Sender rbb kam kürzlich auch mit Blick auf Brandenburgs Wälder zu dem Fazit, dass der Umbau vom reinen Nadelwald zum Mischwald „zu langsam für den Klimawandel“ verlaufe. Der Sender zitiert dabei den Waldforscher Peter Spathelf, Professor an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Dieser warnte vor einem Kipppunkt, an dem sich ein Wald nicht mehr erneuern könne. Danach drohe die Versteppung.

Ob in der kiefernreichen Mark Brandenburg der Umbau zu Mischwäldern gelingt, hängt entscheidend von privaten Waldbesitzern ab. Das Umweltministerium sieht in ganz Brandenburg das Potential, 5000 Quadratkilometer Nadelwald in Mischwald umzuwandeln – davon werden 3000 Quadratkilometer privat bewirtschaftet. Das Bundesland umfasst insgesamt knapp 30.000 Quadratkilometer Fläche. Viele Eigentümer kleinerer Waldflächen, oftmals zehn Hektar oder weniger, sind mit dem Umbau ihres Waldes indes finanziell überfordert.

Der Umbau eines Hektars (entspricht einem Hundertstel Quadratkilometer) Wald kann bis zu 10.000 Euro kosten. Dabei eilt staatlichen Förderprogrammen leider der Ruf voraus, für die Waldeigentümer mit sehr viel Bürokratie verbunden zu sein. Der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes, Thomas Weber, warnte vor diesem Hintergrund gegenüber dem rbb, der Umbau würde noch „mehrere hundert Jahre“ dauern, wenn es wie bisher weitergeht.


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