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Amerika

Wann die Europäer die Neue Welt entdeckten

Vor 1000 Jahren schlugen die Wikinger mit ihren Metalläxten in L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands Bäume

Bodo Bost
20.11.2021

Vor bereits mindestens tausend Jahren gingen Wikinger in Neufundland an Land und waren so die ersten Europäer in Amerika. Das legen Radiokarbondatierungen nahe, die ein Forscherteam um die Geochronologen Michael Dee und Margot Kuitems von der Universität Groningen vergangenen Monat unter dem Titel „Evidence for European presence in the Americas in ad 1021“ (Beweise für die europäische Präsenz in Amerika im Jahr 1021 n. Chr.) im Fachblatt „Nature“ präsentiert hat.

Spuren eines Sonnensturms von 992

Dass Kolumbus nicht der erste Europäer war, der den amerikanischen Kontinent erreichte, ist schon seit längerer Zeit bekannt. Schon die Wikinger-Sagas, altnordische Erzählungen aus dem Mittelalter, beschreiben relativ ausführlich, wie die Wikinger unter Leif Erikssen über den Atlantik segelten. Das Land, das sie dabei entdeckten, nannten sie „Markaladia“ oder „Vinland“. Zwischen 1339 und 1345 verfasste der italienische Dominikaner Galvano Fiamma, die „Chronica universalis“, in der er dies erstmals erwähnt. Offenbar hatte er über Seefahrer in Genua, wo später auch Christoph Kolumbus geboren wurde, von den nordischen Erzählungen über das Markland erfahren. Doch diese Berichte wurden lange Zeit, weil sie widersprüchliche und phantastische Elemente enthielten, als Mythen und Märchen abgetan.

Erst die Entdeckung der archäologischen Fundstätte L'Anse aux Meadows vor 60 Jahren an der Nordspitze Neufundlands durch das norwegische Archäologenpaar Helge und Anne-Stine Ingstad bewies, dass die Vinland-Sagas um Leif Eriksson auf historische Tatsachen zurückgehen. Inzwischen gilt als gesichert, dass L'Anse aux Meadows ein Basislager war, von dem aus andere Orte, einschließlich Regionen weiter südlich, erkundet wurden. Wann genau die Nordmänner die Gebäude in L'Anse aux Meadows errichtet haben, ließ sich allerdings lange Zeit nur vage auf die Zeit um das Jahr 1000 eingrenzen, da die dortigen Funde lange Zeit nicht präzise datiert werden konnten.

Das hat sich nun geändert. Drei unscheinbare, von unterschiedlichen Bäumen stammende Holzstücke, die in L'Anse aux Meadows gefunden wurden, konnten infolge technologischen Fortschritts ziemlich präzise datiert werden. Radiokarbondatierungen, die sowohl am Center for Isotope Research (CIO) in Groningen als auch am Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) durchgeführt wurden, erbrachten die Lösung. Zeitlicher Fixpunkt war ein massiver Sonnensturm aus dem Jahr 992, der in den Baumringen ein deutliches Radiokarbonsignal erzeugte. In allen Baumringarchiven der Erde wurde seit damals ein klarer Anstieg der Radiokohlenstoffproduktion festgestellt. Jedes der drei Holzstücke zeigte dieses Signal 29 Jahresringe vor der Rindenkante entfernt. Die Holzstücke müssen als 29 Jahre nach 992, also 1021, von den zugehörigen Bäumen getrennt worden sein.

Die Stücke zeigen Spuren von Klingen aus Metall, mit denen sie von ihren Bäumen getrennt worden sind. Metall wurde um diese Zeit jedoch nicht von der autochthonen indigenen Bevölkerung hergestellt, wohl aber von den Wikingern. Die Bäume sind also um das Jahr 1021 bearbeitet worden. Das schließt nicht aus, dass Wikinger schon vor 1021 in Amerika waren, bedeutet aber, dass ihre Entdeckung des amerikanischen Doppelkontinents spätestens im Jahre 1021 stattfand.

Spuren von Metallklingen

Die genaue Anzahl der Expeditionen der Wikinger nach Amerika und die Dauer ihres Aufenthalts bleiben weiter unklar. Aus den archäologischen Befunden in L'Anse aux Meadows geht hervor, dass der Stützpunkt schon bald wieder aufgegeben wurde, warum ist unbekannt. Das Jahr 1021 bildet jetzt jedoch einen neuen Fixpunkt für künftige Forschungen über den Beginn der transatlantischen Kontakte.

• Der „Nature“-Beitrag „Evidence for European presence in the Americas in ad 1021“ steht im Internet auf der Seite https://www.nature.com/articles/s41586-021-03972-8


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Kommentare

Siegfried Hermann am 20.11.21, 09:00 Uhr

Ooooh Gott,
wenn die in Genua das hören... ist aber Party auf der Straße.

Den arroganten und versnobten Büllerbü-Pädagogen gönne ich es, wenn ein 11 Jähriger diesen Herrschaften die Leviten liest!

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