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Oberglogau hofft auf eine weitere kuriose Facette in seiner Stadtgeschichte
Der reichste Mann der Welt, Elon Musk, schielt bekanntlich zunehmend auf Europa. Dass der Gründer von Tesla und SpaceX sowie Eigentümer der Plattform X in Europa nach Immobilien sucht, weiß man auch in Oberschlesien. Der Bürgermeister von Oberglogau [Głogówek] in der Woiwodschaft Oppeln [Opole], Piotr Bujak, bot nun Musk die Oberglogauer Oppersdorff-Residenz zum Kauf an, schreibt die Oppelner Zeitung „O!Polska“.
Und weil er auch um Musks Hang gen Italien weiß, vergleicht der 37-jährige seine Heimat mit Bella Italia. Um Musk zu überzeugen, zitiert Bujak den aus Weingasse stammenden Schriftsteller Rafael Urban und dessen malerische Beschreibung des Oberglogauer Landes: „Lavendelfelder wie in der Toskana, schöne Schlösser und Anklänge an den italienischen Barock der Sakralbauten“. Auch die von François Sebastini geschaffenen Wandfresken in der Oberglogauer Schlosskapelle aus dem 18. Jahrhundert sorgen für Italo-Flair. Doch ebenso pragmatische Vorteile Oberglogaus zählt Bujak auf, zum Beispiel die Nähe zu Flughäfen in Kattowitz und Breslau.
Die Oberglogauer Renaissance-Residenz von Oppersdorff ist heute Eigentum der Stadt und sei eine echte architektonische Perle, die einen geeigneten Rahmen für Musks Unternehmen bilden könnte, so Bujak in den sozialen Medien.
1562 ließ Hans Oppersdorff innerhalb von zehn Jahren in Oberglogau ein im Renaissancestil erbautes Schloss errichten. Mit ihm begann auch die fast 400-jährige Verbundenheit der Familie Oppersdorff mit Oberglogau. Der Besitz ging an seinen Bruder Georg I. über. Johann Georg II. erweiterte das Gebäude unter anderem um vier Türme, die dem Schloss seinen wehrhaften Charakter gab. Johann Georg III. baute das Schloss im Barockstil um.
Der wohlhabende Graf Georg III. von Oppersdorff holte namhafte Künstler nach Oberglogau. Um 1620 beauftragte er Jacob Hendrik, den Sohn des Amsterdamer Bildhauers Gerhard Hendrik, der seit 1589 in Breslau tätig war, die Ausstattung der Schlossinnenräume zu gestalten. Auch ein Grabstein der Familie Oppersdorff in der Oberglogauer Pfarrkirche sollte Hendrik erschaffen. „Leider hatte der junge Bildhauer nicht den besten Ruf. Denn aufgrund von Trunkenheit, Schlägereien und Diebstahl von Birnbaumholz wurde er mehrfach angeklagt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. So konnte er den Auftrag für Georg III. nicht ausführen“, schreibt Jakub Jagiełło im Portal „Culture.pl“. Graf Georg III. beauftragte daraufhin Gregor Hahn mit der Schaffung des Oppersdorff-Grabsteins. Hahn war Schlesier, der in der Breslauer Werkstatt des Niederländers Hendriks ausgebildet wurde. Doch auch er beendete die Auftragsarbeit nicht. Ein Dritter musste her. Diesmal war es Sebastian Sala, ein Künstleraus Lugano, den Georg III. in Krakau kennenlernte. Oppersdorff hatte wahrhaft kein gutes Händchen für seine Künstler, denn auch Sala wurde mehrmals wegen Verzögerungen abgemahnt, wovon schriftliche Belege künden. Letztendlich hat er die Arbeit doch noch beendet und es entstand ein einstöckiges Werk mit einer liegenden Figur Georgs III. im Zentrum und zwei knienden Figuren an den Seiten, die noch einmal Georg III. und seine Gemahlin Benigna Polyxena, geborene von Promnitz, darstellen.
Polnische Kinder lernen in der Schule, dass vom 17. Oktober bis zum 18. Dezember 1655 der polnische König Jan Kasimir Wasa mit seiner Gemahlin und dem Hofstaat im Schloss des Grafen von Oppersdorff Zuflucht vor den Heeren des schwedischen Königs Karl X. fand. Aber auch aus einer anderen kuriosen historischen Begebenheit schließen Polen Oberglogau bestens in ihr Herz: Georg Graf von Oppersdorff (1866–1948) sprach sich für eine Abtretung des Oberglogauer Landes nach dem Ersten Weltkrieg an Polen aus, da Oberschlesien „im katholischen Polen besser geborgen sei als im protestantischen, glaubenslosen Norddeutschland“.
Sollte sich Elon Musk in Oberglogau einkaufen, „wäre das ein neues Kapitel in der Geschichte des Schlosses und für die Stadtverwaltung wäre es ein interessanter Marketing-Gag“, so Bujak. Vielleicht sollte Bujak die Hilfe von Musks neuer „Talkfreundin“ Alice Weidel suchen. Denn deren Vater stammte aus dem nahen Leobschütz [Głubczyce].