13.12.2024

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Familienunternehmen

Was hat Vaude mit Pommern zu tun?

Eine Familiensage prophezeit Ehre, Ruhm und Reichtum durch zwölf Finger und zwölf Zehen

Oliver Hennke
06.05.2024

Wer kennt ihn nicht? Den Ausstatter für Outdoor-Bekleidung und -Ausrüstung Vaude. 1974 gegründet, ist das Unternehmen, welches 1980 in Obereisenbach (Baden-Württemberg) seinen Sitz und die Produktion einrichtete, heute längst zu einem der wichtigsten Anbieter auf dem Markt geworden – auch oder vor allem, weil er immer wieder Trends in seiner Branche setzt.

Unbekannt ist dagegen oft, welche Verbindungen zwischen Vaude oder V. D. und Pommern bestehen. Die Antwort ist einfach: Albrecht von Dewitz, also „v. D.“, machte als Gründer des Unternehmens die phonetische Aussprache der Abkürzung zu seiner Marke. Er, wie auch seine Tochter Antje von Dewitz, die seit 2009 die Geschäfte führt, gehören zu einem pommerschen Uradel, deren Stammreihe durch Ulrich von Dewitz (1323–1363) begründet wurde.

Familiengeschichte seit 1323
Durch Kaiser Karl IV. 1348 in den Grafenstand erhoben und mit Fürstenberg belehnt, wurde sein mecklenburgisches Lehen schon bald eingezogen, weil er sich in den Rügischen Erbfolgekriegen auf die Seite der Herzöge von Pommern stellte. Doch schon 1353 wurde er in Hinterpommern mit Daber belehnt. Auch hier sollten es die Familie von Dewitz auf einen umfangreichen Grundbesitz bringen. Dieser war sogar so umfangreich, dass der am

30. Oktober 1724 durch Erlass gegründete Kreis als Daber-Naugard-Dewitzscher Kreis bezeichnet wurde.

Daher kann Antje von Dewitz auf einige bekannte und erfolgreiche Vorfahren zurückblicken. Stellvertretend sei dabei Jobst von Dewitz erwähnt. Er wurde in der Burg Daber 1491 geboren. Später hatte er als pommerscher Hofrat wesentlichen Anteil an der Einführung der Reformation in Pommern und war der langjährige Kanzler der pommerschen Herzöge. Auch war er der Erbauer des neuen Schlosses zu Daber, das jedoch auf einer Lithographie von 1846 nur noch als Ruine zu sehen ist, die auch heute noch besteht.

Und – auch das ist interessant – in der Kirche von Daber gab es nach Jobst Tod einen Leichenstein mit einer Besonderheit: Abgebildet mit seiner Gemahlin Anna, geborene von Arnim, zeigten Handschuhe und Schuhe des Kanzlers zwölf Finger und zwölf Zehen, welche ihm eigen gewesen sein sollen. Eine Familiensage erzählt nun, dass irgendwann wieder ein von Dewitz mit zwölf Fingern und zwölf Zehen geboren wird. Er soll dann auch alle glänzenden Eigenschaften seines großen Ahnen besitzen und auch noch einen großen Schatz finden. Dann werden für die Familie von Dewitz die alten Zeiten der Ehre, des Ruhmes und des Reichtums zurückkehren.

Familiensage abgewandelt?
Wie dem auch sei: Ruhm und Ehre dürfte sich die Familie und ihre Mitarbeiter mit Vaude, das im Jahr 2008 als einer der zwölf familienfreundlichsten Unternehmen Deutschlands ausgezeichnet wurde, in jedem Falle wieder erarbeitet haben. Das Unternehmen setzt auf sogenannte Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei der Produktentwicklung, und es geht auch sonst neue Wege, wenn es um Radfahren, Wandern, Bergsteigen, Skisport oder Camping geht.

Dieses Jahr wurde das Familienunternehmen bereits zwei Mal beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis als Sieger gekürt: als „nachhaltiges“ Unternehmen und für die Fairness in der Lieferkette. Vielleicht hat sich die Prophezeiung der Sage damit in leicht abgewandelter Form dann doch erfüllt – in jedem Falle ist es mal eine ganz andere erfolgreiche pommersche Familiengeschichte.


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