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Meilensteine – Früher waren sie wichtige Orientierungshilfe, heute muten sie nostalgisch an
Sie standen einst in fester Ordnung als Distanzwächter an den deutschen Fernstraßen: die Meilensteine. Als leicht durch ihre Höhe unterscheidbare Meilen-, Halbmeilen- und Viertelmeilenpunkte gaben sie Postillionen, Fuhrmännern und Wandersleuten Entfernungsorientierung mit auf die Reise. Eine preußische Meile betrug 7,5 Kilometer. Die Wegmarken bestanden aus Sandstein, aber auch aus Granit und waren in der Regel schlicht behauen. Ihren Ursprung haben die Meilensteine zumeist im 18. und 19. Jahrhundert, einer Hochzeit des Fernstraßenbaus auch in Pommern. Sie sorgten schon damals für rasche Verbindungen zwischen größeren Städten und Wirtschafträumen.
Die heutige B 104, vor 1945 Reichsstraße 104, ist ein Beispiel dafür. Sie reichte über 302 Kilometer von der pommerschen Provinzhauptstadt Stettin über Neubrandenburg (Mecklenburg-Strelitz), Güstrow und Schwerin (beide Mecklenburg-Schwerin), bis zum holsteinschen Lübeck. Später führte sie von Stettin weiter durch das südliche Pommernland über Stargard, Deutsch Krone bis nach Schneidemühl, woraus sich insgesamt 465 Kilometer ergaben.
Die polnischen Behörden deklarierten die viel befahrene Verkehrsroute nach 1945 als Landesstraße DK 10 um.
Zwischen der alten vorpommerschen Kürassierstadt Pasewalk und Stettin fallen aufmerksamen Autofahrern indes noch einige dieser Meilensteine unterschiedlicher Größe auf. Nicht alle sind komplett, sondern bestehen teilweise nur aus dem Unterbau. Der Forschungsgruppe Meilensteine e.V. mit Sitz in Bernau bei Berlin und der zuständigen Straßenverwaltung ist es zu verdanken, dass die Geschichtszeugnisse geborgen, erneuert und, so es möglich war, wieder aufgestellt worden sind.
Ins Auge fällt vor allem ein großer Obelisk auf einer Anhöhe am Abzweig Plöwen der B 104 zwischen der Kleinstadt Löcknitz und Stettin. Nach Recherchen der Forschungsgruppe, die sich seit Jahrzehnten um Denkmale der Verkehrsgeschichte im Bereich des Norddeutschen Bundes kümmert, dürfte er 1829/30 aufgestellt worden sein. Man hat ihn vor einigen Jahren restauriert. An seinem Fuß präsentiert sich eine Infotafel, versehen mit deutschem und polnischem Text.
Ein Meilenstein im eigentlichen Sinn ist dieser Obelisk jedoch schon lange nicht mehr. Er und mit ihm die anderen seiner Art verloren bald nach 1872 mit der Einführung des metrischen Systems ihre Bedeutung. Die Steine wurden daraufhin entsprechend dem Dezimalprinzips umgesetzt, und zwar an den Nordrand der Straßen. Es galten 20, zehn, fünf und zweieinhalb Kilometer Abstände als Orientierungspunkte für jene, die unterwegs waren. Der Obelisk zwischen Löcknitz und Stettin gehört zur eher seltenen Gattung der 20-Kilometer-Steine. Vom Ausgangspunkt der Messung in Stettin bis zu ihm sind es also 20 Kilometer. Die kleineren Steine am südlichen B 104-Fahrbahnrand sollen aber nach wie vor der Meilenmethode folgen.