29.03.2024

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Östlich von Oder und Neiße

Weiß-Rot und Schwarz-Rot-Gold friedlich vereint

Am Dreiländereck fanden auf polnischer Seite Demonstranten dreier Staaten zusammen

Edmund Pander
11.05.2023

Bislang haben Protestkundgebungen entlang der Oder-Neiße-Linie Demonstranten von beiden Seiten eher in bescheidenem Umfang zusammengeführt. Während auf deutscher Seite die Tradition von Montagsspaziergängen dominiert, ist der polnische Protestler gegen transatlantische Kriegstreiberei oder Coronapolitik eher gewöhnt, statisch vor einer Bühne zu verweilen. Vor allem aber liegen die Sprachen weit auseinander, sodass man nicht unbedingt leicht zueinander findet.

Zum 1. Mai gab es am deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck einen Anlauf, sogar trionational eine „Drei-Länder-Demo für Frieden in Europa“ abzuhalten. Schauplatz war die Neißewiese im polnischen Großporitisch [Porajów], wenige Hundert Meter entfernt vom Grenzübergang ins deutsche Zittau. Kaum wahrnehmbar ist, dass hier der in die Neiße mündende Ullersbach (tschechisch Oldřichovský potok, polnisch Lubota) zugleich die Republik Polen von Tschechien trennt. Zuletzt wurden hier Pläne für eine Touristenattraktion diskutiert, bei der Fußgänger von allen drei Seiten die Neiße über drei Zugänge überqueren können und sich am Grenzpunkt in der Flussmitte auf dieser Konstruktion treffen.

Am 1. Mai hatten Besucher zunächst jedoch den Eindruck, auf einer nationalpolnischen Veranstaltung zu weilen. Polnische Plakate verkündeten zum Beispiel: „Seit der Geburt stolzer Pole“, „Wolhynien 1939–47“, „slawische Eiche Krakau“ oder „Wir lassen uns nicht in einen fremden Krieg hineinziehen und unser Vaterland ausrauben.“

Unterschiedliche Temperamente
Der polnische Demonstrant ist praktisch ohne weiß-rote Beflaggung und manch martialische Symbolik kaum denkbar, während nur ein Teil der Tschechen unspektakulär Flagge zeigt und die deutschen Demonstranten oft „divers“ daherkommen. Es konkurrieren einige sächsische, deutsche und schlesische Fahnen, während andere Pappschilder zeigen, die an diesem Tag häufig dreisprachig von Frieden künden und den Hang der Deutschen symbolisieren, unbedingt dem Nachbarn mehr als sich selbst gefallen zu wollen.

Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass Marcus Fuchs als Veranstalter der Dresdner Montagsdemos auf der Bühne meint, mit Englisch das Protestvolk moderierend zu vereinen. Polen und Tschechen bleiben in ihren Landessprachen und die Übersetzungen sind bestimmt nicht schlechter als Touristenenglisch. Der tschechische Sprecher „Ladislaus“, der in Prag Großdemos organisiert, gibt zum Auftakt einen Eindruck wieder, der bei allen drei Nationalitäten für Heiterkeit sorgt: „Die Deutschen sind korrekt und haben für 13 Uhr eingeladen, wir Tschechen sind gemütlich und haben uns auf 13.30 Uhr eingestellt, während die Polen ungeduldig sind und um 12 Uhr beginnen wollten.“

Die polnische Kampfeslust spricht dann auch aus dem ersten polnischen Satz vom Podium, der da lautet: „Ihr Polizisten und Soldaten seid nicht zum Schutz von Banditen in den Ämtern da, kehrt zurück zum Dienst für Euer Volk. Habt keine Angst! Wir sind die Vereinigung gegen das Böse und wie man sieht, kann man sich auch am Ende der Welt gegen das Böse stellen.“

Schwierig bleibt auch an diesem Tag eine etwas schleppende Übersetzung und die hohe Bandbreite der Mentalitäten. Sissy aus Wien beweist mit einem österreichischen Grußwort von der Bühne, wie sehr sich Deutsche aus der Bundesrepublik und „Deutschösterrreicher“ eigentlich doch ähneln.

Als selbstdefinierter Gegenpohl zum deutschen Pfarrer Gert Zenker vollführt sie eine esoterische Tanzeinlage in ihr Inneres und verwirrt damit besonders das nichtdeutsche Publikum. Pastor Zenker hatte nämlich ganz gegen den Trend der angepassten Amtskirchen betont, ein Christ stehe überall im Kampf gegen die Bedrohungen des Lebens – angefangen vom ungeborenen Leben bis in den Krieg. Das gibt auch nach den Übersetzungen dezenten, aber ehrlichen Applaus.


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Kommentare

sitra achra am 18.05.23, 14:18 Uhr

Die beiden Flaggen ließen sich vorteilhaft farblich kombinieren zu Schwarzweißrot. Das fänd' ich wahrhaft "gold".

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