13.12.2024

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Versorgung

Weiter unsichere Energielage

Trotz angeblich voller Gasspeicher bleibt die Situation im Winter angespannt

Peter Entinger
11.10.2024

Es klingt wie aus einer anderen Zeit. Heizkostendeckel, Energiepreisbremse und Versorgungssicherheit – das alles waren Wörter, die noch vor zwei Jahren gefühlt den Puls eines jeden Bundesbürgers hochgehen ließen. Nun werden die Tage wieder kürzer, die Nächte immer kälter, und so manch einer fragt sich, was eigentlich aus der viel diskutierten Energiekrise geworden ist, die nahezu unausweichliche Folge des Ukrainekriegs zu sein schien.

Die Gasversorgung in Deutschland ist laut amtlicher Mitteilung stabil. Die Versorgungssicherheit scheint somit gewährleistet. Die zuständige Bundesnetzagentur schätzt die Gefahr einer angespannten Gasversorgung im Augenblick als gering ein. Aber ein sparsamer Gasverbrauch bleibe dennoch wichtig. „Um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, musste bis zum 1. Oktober 2024 ein Speicherfüllstand von 85 Prozent erreicht werden. Dieses Ziel wurde bereits im Juli erreicht“, teilte die Bundesnetzagentur erst kürzlich mit. Und ein Stück weit klang dabei auch Stolz und Befriedigung mit sich selbst mit. Bereits Mitte August lag der Füllstand in Deutschland bei über 90 Prozent. Aktuell liegt er bei mehr als 96 Prozent – rund neun Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021.

Verbrauch sank
Doch ein Grund zur wirklichen Sorglosigkeit ist das nicht. Die Initiative Energiespeicher (INES) warnte nämlich bereits im Juli davor, dass bei einem extrem kalten Winter die Speicher bereits noch vor Winter-Ende leer sein könnten. „Dann kann ein Teil des Bedarfs – an besonders frostigen Tagen bis zu 20 Prozent – nicht mehr aus den Speichern gedeckt werden“, heißt es in einer Mitteilung. Im Jahr 2023 hat Deutschland 810.412 Gigawattstunden (GWh)Gas verbraucht. Damit sank der Verbrauch um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr (849.828 GWh ). Am meisten wird Erdgas laut Statistik im Dezember und Januar verbraucht, am wenigsten im Juli und August.

Bundeswirtschafts- und Energieminister Robert Habeck (Grüne) hat Mitte März die Energiekrise als „abgearbeitet“ und damit als erledigt bezeichnet. „Die Energieversorgung ist in jeder Hinsicht sicher“, sagte er. Die Gasspeicher seien voll und die Preise wieder auf dem Niveau vor dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022. Unter dem Strich besteht also eine deutliche Entspannung, aber ein Restrisiko bleibt. Sollte das Gas knapp werden, müsste Deutschland halt entsprechende Kontingente zukaufen. Das sei nach Experten-Einschätzung aber kein allzu großes Problem.

Kein Geld für Subventionen
Norwegen hat die Russische Föderation mittlerweile als wichtigster Gaslieferant für Deutschland abgelöst. Insgesamt kamen 33 Prozent des 2022 von Deutschland importierten Gases aus dem skandinavischen Land, und nur noch 22 Prozent aus Putins Reich. Im Jahr 2021 hatte die Russische Föderation noch 52 Prozent des Gases geliefert. Dennoch sind die russischen Gaslieferungen zuletzt in den EU-Raum wieder gestiegen.

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen forderte in der Tageszeitung „Die Welt“ daher so schnell wie nur möglich ein EU-weites Importverbot für russisches Gas: „Die Europäer unterstützen die Ukraine mit Milliarden und zahlen gleichzeitig Milliarden in die Kriegskasse Putins – das ist weder verantwortlich noch rational noch glaubwürdig.“

Doch damit würden die Energiepreise wieder steigen. Für die ohnehin zerstrittene Ampelkoalition, die sich derzeit mit Haushaltsfragen auseinandersetzt, ist das daher eher keine Option. Denn dann müsste man wieder über staatliche Hilfspakete debattieren, um die Bürger zu entlasten. Das wiederum würde Geld kosten, viel Geld, das man aktuell ohnehin bei einem Haushaltsloch von zwölf Milliarden Euro ohnehin nicht hat.

47 Prozent billiger
Heizen mit Öl und Gas könnte – Stand jetzt – in den kommenden Monaten sogar erheblich günstiger werden als in der vergangenen Heizperiode. Erdgas sei im bundesweiten Durchschnitt sechs Prozent billiger als vor einem Jahr, Heizöl sogar 23 Prozent, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt. „Aktuell sind die Gaspreise rund 47 Prozent niedriger als während der Energiekrise“, heißt es in der Aufstellung.

Dass beim Handel mit Gas immer noch eine gewisse Unsicherheit herrscht, zeigt die Tatsache, dass die Gaspreise zuletzt sogar wieder gestiegen sind. Im ersten Halbjahr zahlten private Haushalte im Durchschnitt 11,87 Cent je Kilowattstunde Erdgas. Das sind vier Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2023, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt. Damit lag man zwar unter dem Gesamtwert des Vorjahres und weit unter dem Wert des Jahres 2022, aber ein signifikanter Anstieg ist es dennoch.

Gesunken sind laut dem Statistischen Bundesamt hingegen die Kosten für Privathaushalte beim Strom. Dafür zahlten sie im ersten Halbjahr im Schnitt 41,02 Cent je Kilowattstunde und damit 1,7 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2023. Im Vergleich zum Vorjahresraum sind es sogar drei Prozent weniger. Gemessen am Vorkrisenniveau im zweiten Halbjahr 2021 stiegen die Kosten aber insgesamt um ein Viertel. Teilweise sei das aber auch mit der Inflation zu erklären.


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