Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Seit Neuestem trägt die Einrichtung den Namen „Oberland-Museum“ – Entscheidung fiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Nach zweieinhalb Jahren Renovierungs- und Umbauzeit öffnete das Museum im ehemaligen Stadtschloss der Familie zu Dohna in Mohrungen wieder seine Pforten. Der feierlichen Eröffnung Mitte März folgte ein Tag der Offenen Tür. Im bisherigen Johann-Gottfried-Herder-Museum haben die knapp 600 Exponate mehr Platz, die geänderte Ausrichtung der Ausstellung hatte jedoch auch eine Änderung des Namens in Oberland-Museum zur Folge, was auch Widerspruch hervorrief.
Das bisherige Konzept des Museums in Mohrungen konzentrierte sich sehr stark auf den bekanntesten Sohn der Stadt: Johann Gottfried Herder. Die Themen wurden erweitert, und jetzt soll das Museum den Besuchern die Region Oberland näherbringen, die polnisch oft falsch als Mazury Zachodnie, also Westmasuren bezeichnet wird. Einen ersten Vorgeschmack darauf bekamen die bekannten Gäste bei der offiziellen Eröffnung am 14. März, darunter sowohl der Woiwode als auch der Marschall der Woiwodschaft Ermland-Masuren Radosław Król und Marcin Kuchciński, sowie die polnische Ministerin für Kultur und nationales Erbe Hanna Wróblewska.
Aspekte des Oberlands
Doch auch den mehr als 100 Personen, die zur ersten Führung am Tag der offenen Tür ins Museum strömten, galt es, das Oberland in all seinen Facetten vorzustellen. Dafür hatte das Stadtschloss der Familie zu Dohna einige Veränderungen erfahren. Während die Fassade weitgehend unverändert blieb, wurde der Eingangsbereich sowie die Treppenhäuser vom linken in den rechten Flügel verlegt, die bisherigen Räume stehen jetzt der Verwaltung zur Verfügung. Die neuen Ausstellungsräume bieten mehr Platz, sodass die Dauerausstellungen der holländischen Porträtmalerei des 17. Jahrhunderts, der protestantischen Epitaphien und der Erinnerungsstücke aus preußischen Gutshäusern besser zur Geltung kommen.
Nach der Begrüßung durch Museumsleiterin Angelika Rejs begannen die Gäste ihre Reise im prähistorischen Saal mit Erklärungen zu Kurhanen. Diese Grabhügel, welche die Unterwelt mit dem Himmel verbinden sollen, sind typisch für die Region Oberland und dort an einigen Orten zu besichtigen. Im Gegensatz zu Ermland und Masuren ist das Oberland deutlich hügeliger, zu einer anderen Zeit besiedelt worden und auch sonst kulturhistorisch anders geprägt. Im historischen Saal daneben lockt ein Modell Mohrungens aus dem Jahr 1977, das die Stadt im Zustand von etwa 1750 zeigt. Małgorzata Gałęziowska vom Museum wies insbesondere auch auf die Exponate bekannter deutscher Adelsfamilien hin: „Hier gibt es ein Notizbuch und Kalender von Hans Joachim von Finckenstein, in dem er seine täglichen Erlebnisse im Ersten Weltkrieg festgehalten hat.“ Materialistisch veranlagte Gäste zog es eher zum Schatz von Saalfeld mit Goldgulden aus dem 15. Jahrhundert.
Kritik am Namen
Sehr konkrete Darstellungen und Exponate gibt es wiederum zur Entwicklung des Brandschutzes in der Stadt Mohrungen, dazu, wie der Schutz von Gebäuden und Menschen früher ablief. Das betrifft auch das Gebäude des Museums, das in dieser Form nach einem Großbrand im Jahr 1697 neu erschaffen wurde. Der Geschichte des Bauwerks ist ein weiterer Ausstellungsraum gewidmet, aber auch die zum Teil freigelegten und zugänglichen Kellergewölbe verschaffen den Besuchern einen guten Eindruck davon.
Ein besonderes Juwel ist im Erdgeschoss die Ausstellung von Skulpturen des italienischen Künstlers Adolfo Wildt. Er schuf jahrelang ausschließlich für seinen Mäzen Franz Rose, einen Gutsherrn aus Döhlau in den Kernsdorfer Höhen im Herzen des Oberlands und selbst einige größere Werke sind noch erhalten.
Das Oberland als neuer Namensgeber des Museums in Mohrungen ist im Sinne der jetzigen Konzeption logisch. Das Museum ergänzt auch als drittes Regionalmuseum das zentrale Museum von Ermland und Masuren in Allenstein und das Museum des Ermlands in Heilsberg. Dennoch war, wie die Mitarbeiter des Museums zugaben, die interne Diskussion über die neue Ausrichtung und den neuen Namen recht lebhaft und die jetzige Lösung ein Kompromiss. Bedauerlich findet Urszula Mańka, die Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Bevölkerung „Herder“ in Mohrungen, dass das nur intern geregelt wurde: „Uns hat niemand gefragt. Wir befürchten allerdings, dass mit dem Verschwinden des Namens Herder auch das Thema des großen deutschen Philosophen verschwindet.“
Chantal Stannik, die Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart in Ermland und Masuren, sieht die Namensänderung aus einem anderen Grund skeptisch: „Wer kann schon mit dem Begriff ,Oberland' etwas anfangen? Herder kennt man dagegen auf der ganzen Welt.“ Unterstützung für den Namen Herder kommt unerwartet von polnisch-konservativer Seite, die seine Rolle als „großer Freund der Slawen“ betont. Der historische polnische Namen der Region „Prusy Górne“ im neuen Namen des Museums bereitet ihren Vertretern wegen des Bezugs zu Preußen hingegen Unbehagen. Waldemar Mańka wiederum, der Vizevorsitzende der Deutschen Minderheit in Mohrungen, plädiert auf einen Kompromiss wie etwa Oberland-Museum „Johann Gottfried Herder“.
Gałęziowska sieht die lebhafte Diskussion durchaus positiv. Sie beruhigt zum einen, dass Herder weiter im Mittelpunkt der Arbeit des Mohrunger Museums stehen wird, zum anderen halte „die Auseinandersetzung um den Namen das Museum als solches im Blick der Öffentlichkeit“. Die Renovierung des Museums jedenfalls ist gelungen, ein Besuch lohnt sich, und eine anschließende Fahrt durch das Oberland ist zu empfehlen.