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Vor 325 Jahren wurde der einzige Sohn Augusts des Starken und seiner Ehefrau geboren. Als sächsischer Kurfürst und polnischer König vernachlässigte er die Politik, als Kunstmäzen wirkt er nach bis heute
August der Starke hatte viele Geliebte, aber nur eine Ehefrau. Aus den zahlreichen Liebschaften gingen etliche Kinder hervor, aber aus seiner Ehe nur eines. Dieser am 17. Oktober 1696 in Dresden geborene Sohn trat nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1733 als Kurfürst Friedrich August II. in Sachsen und als König August III. in Polen dessen Nachfolge an.
Dem interessierten Publikum unserer Tage dürfte dieser Wettiner vor allem durch den mehrteiligen, stark an den historischen Vorgängen orientierten Spielfilm „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ präsent sein. Die opulente Produktion wurde in der DDR realisiert, allerdings auch frühzeitig in der Bundesrepublik ausgestrahlt und unzählige Male wiederholt. Die einprägsame Darstellung durch den Schauspieler Rolf Hoppe, der Friedrich August als politisch unbedarften, hauptsächlich an Kunst und Jagd interessierten, liebenswert-naiven Herrscher verkörpert, der seiner Aufgabe als Kurfürst und König kaum gewachsen war, verfestigte das überlieferte Bild.
Komponist Johann Adolf Hasse
Die Ergebnisse der neueren Forschung fallen zwar etwas differenzierter aus, doch kommt der Film der Vorstellungswelt Friedrich Augusts wohl sehr nahe, wenn sein Darsteller dort konstatiert: „So muss es in die Annalen eingehen: Die Preußen Soldatenkönige, die Saxer Kunstkönige.“
In der Förderung der Künste setzte er in der Tat Maßstäbe, nicht zuletzt in Fortführung der Initiativen seines Vaters. Friedrich August war nicht nur Sammler, Mäzen und Anreger, er galt auch als Kunstkenner von hohen Graden. Dresden stieg unter ihm zur „kulturellen Metropole des 18. Jahrhunderts auf, in der Musik und Theater blühten wie sonst nirgends nördlich der Alpen“, um es mit den Worten des Historikers Thomas Nicklas zu formulieren.
Mezzosopranistin Faustina Bordoni
So wirkte der Komponist Johann Adolf Hasse über die gesamte Regierungszeit Friedrich Augusts als Hofkapellmeister. Für die Qualität des Musiklebens der sächsischen Hauptstadt stand auch Hasses Frau, die international gefeierte Mezzosopranistin Faustina Bordoni, oder der ebenfalls in den Dienst des Kurfürsten getretene italienische Komponist Nicola Porpora.
Die heutige Galerie „Alte Meister“ der Staatlichen Kunststammlungen Dresden geht auf die Sammlungen Friedrich Augusts zurück. Dieser machte seine Bestände 1747 für Kunstfreunde allgemein zugänglich. Sofern hier überhaupt zu klassifizieren ist, gilt die „Sixtinische Madonna“ von Raffael als bedeutendstes Stück seiner Sammlung. Der Herrscher hat das Bild 1754 erworben. Grundstock der Galerie war eine große Anzahl von Werken der Este'schen Kunstsammlung, die der Herzog von Modena 1746 für eine Summe, deren Wert ungefähr dem von 650 Kilogramm Gold entspricht, nach Dresden gegeben hat. Friedrich Augusts Ankäufer waren auf dem ganzen Kontinent tätig. Den Vergleich mit großen europäischen Sammlungen in Rom oder Versailles brauchte der Kurfürst nicht zu scheuen.
Galerie „Alte Meister“
Obwohl Friedrich August persönlich weniger Interesse am Baugeschehen hatte als sein Vater, wurden während seiner Regierung zahlreiche bedeutende Projekte realisiert oder fortgesetzt. Große Bedeutung erlangte der Architekt Johann Christoph Knöffel, der als Begründer des Sächsischen Rokoko gilt. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Errichtung von Hubertusburg, das dem Kurfürsten als Nebenresidenz diente und zur größten Jagdschlossanlage Europas wurde. In Dresden entstand in der Zeit Friedrich Augusts unter anderem die Katholische Hofkirche. Auch in seiner zweiten Hauptstadt, in Warschau, finanzierte und förderte er Kunst und Kultur.
Das Feld der Politik hatte sich von Anfang an als schwieriges Terrain erwiesen. Bereits der Kurprinz war Bestandteil der ehrgeizigen Pläne des Vaters. Wie dieser musste er zum Katholizismus übertreten, um König von Polen werden zu können. Ob Warschau allerdings eine Messe wert war, ist die Frage. Die polnische Krone konnte für Friedrich August nur durch die Unterstützung Russlands erlangt werden, und das sicherte sich dafür Einfluss auf das Land.
„Sixtinische Madonna“ von Raffael
Zudem führte die Konversion in Sachsen zu heftigen Widerständen. Selbst Friedrich Augusts Mutter, Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth, verwahrte sich dagegen. Daher erfolgte der Konfessionswechsel des Prinzen im Jahre 1712 zunächst geheim.
Architekt Johann Christoph Knöffel
Sieben Jahre später heiratete er die älteste Tochter des aus dem katholischen Hause Habsburg stammenden Kaisers Joseph I. Die Feierlichkeiten wurden äußerst aufwendig zelebriert. Insgesamt verschlechterte sich jedoch die Stellung Sachsens durch die Konversion. Der Annäherung an Österreich und die anderen katholischen Staaten stand die weitaus mehr ins Gewicht fallende Ablehnung seitens der protestantischen gegenüber. Hauptfeind sollte der im Reich sich zu Österreichs protestantischem Gegenpol und zur zweiten Großmacht entwickelnde nördliche Nachbar Brandenburg-Preußen werden.
Noch einmal zurück zur Verfilmung. Mehrfach fragt dort der Kurfürst und König: „Brühl, habe ich noch Geld?“ Hart an der Grenze zur Karikatur und in dieser Form wohl nicht historisch, könnte doch kaum ein Satz deutlicher die Position symbolisieren, die Friedrich August Zeit seines Lebens einnahm. Das Geld, viel Geld war stets für seine Kunstinteressen vonnöten. Bei dem Angesprochenen handelt es sich um Heinrich von Brühl, einen einstigen Günstling seines Vaters, der 1746 formell Premierminister wurde, nachdem er schon zuvor nahezu allein das Geschehen in Sachsen bestimmt hatte. Friedrich August ließ ihn weitestgehend gewähren. Brühl wusste den Hof und auch sich selbst sehr wohl mit Geld zu versorgen, jedoch führte seine Reformen abgeneigte Wirtschaftspolitik schließlich zur Zerrüttung der Staatsfinanzen.
Brühls Stärke war die Diplomatie, Preußens König Friedrich der Große sah sich durch dessen Allianzpolitik an den Rand gedrängt. Allerdings vernachlässigte der sächsische Premier die Armee. Im Siebenjährigen Krieg gehörte Sachsen zu den Gegnern Preußens, spielte aber militärisch keine Rolle. Am Ende waren große Teile des Landes verwüstet. Friedrich August, im Sprachgebrauch des Preußenkönigs meist nur der „dicke Vetter“, hatte das Kriegsgeschehen politisch passiv in Warschau verfolgt. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges verblieb ihm nur noch ein reichliches halbes Jahr. Am 5. Oktober 1763 starb der Kurfürst und König in seiner Geburtsstadt.
Chris Benthe am 16.10.21, 10:17 Uhr
Danke für den wunderbaren Artikel. Als Wahlsachse habe ich mich für die hiesige Geschichte erst spät zu interessieren begonnen, aber das lässt einen dann nicht mehr los. Wenn man an die in Stein gemeißelten Stätten des Wirkens des sächsischen Herrscher pilgert, entfaltet sich eine seltsame Magie, die durch die zahlreich vorhandene Literatur noch verstärkt wird. Das Nachglühen der einstigen Kunstmetropole Dresden ist omnipräsent, ob Weber, Schütz, Wagner oder Semper, Erlwein, ob Kästner, Tieck, Goethe, Schiller, Körner oder die Brücke-Maler mit Ernst Ludwig Kirchner oder Heckel... hier darf man aus einem reichen Erbe schöpfen.