22.09.2025

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Maurer Gustav Szameitat alias Friedhelm Schülke: Er präsentiert Original-Mauersteine und Dachziegel, sie mahnen den Frieden an
Bild: Gunter Hartter, BerlinMaurer Gustav Szameitat alias Friedhelm Schülke: Er präsentiert Original-Mauersteine und Dachziegel, sie mahnen den Frieden an

Heimattreffen

Wenn Steine sprechen könnten

Beim „Tag der Heimat“ in Anklam wurde speziell an das Kriegsende 1945 gedacht und Frieden angemahnt

Friedhelm Schülke
22.09.2025

Jeder, der Veranstaltungen vorbereiten muss, weiß: Es ist nicht einfach, sich immer wieder etwas einfallen zu lassen, damit viele Menschen sich rufen lassen. Doch das ist dem Bund der Vertriebenen im Vorpommern e.V. am 30. August wieder gelungen. Vorsitzender Manfred Schukat konnte zum landesweiten Tag der Heimat MV 2025 mehr als

400 Besucher im Volkshaus Anklam begrüßen. Gleich fünf Mal mahnten große Buchstaben des Wortes „Frieden“ über der Bühne, umrahmt von vielen Heimatfahnen aus Pommern, Ost- und Westpreußen, Schlesien, dem Sudetenland und Siebenbürgen. Auf allen 50 Tischen prangten leuchtende Sonnenblumen.

Schukat eröffnete den Tag der Heimat und überbrachte die Grüße der Bundes- und Landtagsabgeordneten, des Landrates und der Pommerschen Landsmannschaft. Er gedachte an 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs mit Flucht, Vertreibung und Verlust der Heimat im Osten des damaligen Deutschlands und erinnerte an 30 Jahre Denkmal für die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen von 1945, welches am 24. September 1995 in der Wallanlage am Steintor Anklam als erstes seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern errichtet wurde.

So war das Tagesthema vorgegeben: „Wenn Steine sprechen“. Darauf ging auch Pfarrer Christian Bauer aus Hohenmocker in seiner Morgenandacht ein. Der Geistliche thematisierte das Bibelwort: „Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien“ (Lukas 19, 40).

Im Totengedenken wurde stellvertretend für andere des mit 61 Jahren viel zu früh verstorbenen Vorsitzenden der deutschen Minderheit Stettin, Thomas Krause, gedacht.

Feierlich trug Vorstandsmitglied Steffen Thomassek unter den Klängen der Stettiner Kreuzpolka eine große Erntekrone rund um den Saal bis zur Bühne, wo sie bei einem plattdeutschen Erntedankgedicht aufgezogen wurde und so während des ganzen Tages über der Veranstaltung schwebte. Begleitet wurde der Einzug vom Ensemble „Echo von Kupp“ aus Oppeln in echten oberschlesischen Trachten. Die temperamentvollen Damen trugen auf der Bühne deutsche und polnische Volks- und Heimatlieder vor und gewannen sofort die Herzen des Publikums. Ein Grußwort überbrachte Rudolf Fischer, Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Berlin. Er berichtete von einem Projekt in Rabstein in Nordböhmem, wo seine Berliner Gruppe gemeinsam mit den Tschechen erst kürzlich einen Gedenkstein für die Opfer des dortigen Nachkriegslagers errichtet hatten.

Ziegelsteine aus der Heimat
Passend zum Thema war der Verfasser dieser Zeilen selbst in eine Maurerkluft geschlüpft und erschien mit einer steinbeladenen Schubkarre im Saal und auf der Bühne. Dort stellte er sich als der Maurer Gustav Szameitat aus Bokellen vor und präsentierte aus 33 Jahren Reisetätigkeit viele mitgebrachte Mauersteine und Dachziegel aus der Heimat, so aus Danzig, Fischhausen, Gilge, Pillkallen, Cadinen, Lauenburg, Stolp, Stettin, Glatz und anderen Orten. Sie wurden meist aus Schutthaufen geborgen, weil in allen die Reliefs der einstigen Ziegeleien noch deutlich zu erkennen sind. Je nach Wahrnehmung flüstern, sprechen oder schreien sie als Mahnung: Frieden – Frieden – Frieden, der wichtigsten Frage unserer Zeit.

Aber auch der fröhliche Aspekt kam nicht zu kurz – eine zünftige Saalrunde Kräuterlikör für eine namentlich aufgezählte Geburtstagsrunde, darunter die 100-jährige Helene Teetz geb. Peleikis von der Kurischen Nehrung. Musikalisch umrahmt wurde der Vormittag von den Kirmes-Musikanten Ribnitz-Damgarten mit professioneller Instrumentalmusik, ehe die Mittagspause folgte.

Der Nachmittag trug dem gemütlichen Beisammensein Rechnung. Das befreundete Mecklenburg-Pommeraner Folklore-Ensemble Ribnitz-Damgarten kommt gern zu den Heimattreffen nach Anklam und brillierte diesmal wieder eine ganze Stunde mit neuen Einstudierungen. Ob beim Fahnenschwenken, Stelzentanz, Darstellungen von Erntebräuchen – die 40 Kinder und Jugendlichen unter ihrem Leiter Holger Hurtig gaben ihr Bestes und wurden mit kräftigem Applaus belohnt.

Inzwischen hatten sich die oberschlesischen Damen vom „Echo von Kupp“ in knallroten Kostümen umgekleidet und präsentierten ein einstündiges Nonstop-Programm. Auch zeitgenössische Stimmungslieder waren dabei, die das Publikum begeistert mitsang. Das hatte selbst der Veranstalter nicht erwartet, sodass Gäste und Gastgeber ein sehr erfreuliches Fazit ziehen können – auch dank vieler Spenden und des fleißigen Einsatzes von 30 ehrenamtlichen Helfern am Einlass, Büchertisch, Bärenfangverkauf, Essenausgabe, beim Ein- und Ausräumen des Saales, der Gästebetreuung und an den Kassen. Danke – Danke – Danke!


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