13.12.2024

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Suchen und finden

Informationsfreiheit

Wenn Suchmaschinen die Welt zensieren

Trotz der scheinbaren Vielfalt von Google und Co.: Wer im Internet recherchiert, trifft meist auf ein ideologisch klar vorgefiltertes Sortiment von möglichen Treffern

Wolfgang Kaufmann
17.12.2023

Wer im Internet Informationen finden will, benutzt eine Suchmaschine, die auf die Eingabe bestimmter Begriffe hin Verweise auf möglicherweise relevante Dokumente oder Netzseiten liefert. Dabei gibt es mehr als drei Dutzend solcher Suchmaschinen, wodurch der Eindruck von Vielfalt entsteht, auch wenn Google mit seinem Anteil von 92 Prozent am globalen Suchmaschinenmarkt eine beherrschende Stellung einnimmt und „googeln“ inzwischen allgemein zum Synonym für „Suchen im Internet“ geworden ist.

Allerdings greifen etliche der sogenannten alternativen Suchmaschinen ebenfalls auf den Datenpool von Google zurück und zeigen damit den Nutzern am Ende doch wieder bloß das an, was der US-amerikanische IT-Riese für wichtig oder opportun hält. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Suchmaschine Bing des Google-Konkurrenten Microsoft: Diese „beliefert“ ebenfalls zahlreiche andere nur scheinbar unabhängige Suchmaschinen.

Die Frage ist also, welche der gebräuchlichsten alternativen Suchmaschinen nur Klone von Google oder Bing sind und welche tatsächlich eigenständig nach Ergebnissen suchen. Hierzu hat die Redaktion des kritischen Wissenschaftsmagazins „ScienceFiles“ die zwölf Suchmaschinen MetaGer, Startpage, DuckDuckGo, Yandex, Brave, Swisscows, Presearch, Ecosia, Qwant, Mojeek, SearXNG und eToolsch durch Eingeben des Begriffs „Klimawandel“ getestet. Dabei führte die stramm linkslastige und mainstreamnahe Online-Enzyklopädie Wikipedia die Ergebnisliste in immerhin zehn Fällen an – Ausnahmen boten hier nur Ecosia und Mojeek. Gleichzeitig machte es bei den Suchmaschinen, die überwiegend identische Treffer produzierten, keinen wesentlichen Unterschied, ob sie die Indices von Google oder Bing durchforsteten.

Quellen gezielt aussortiert
Als regelrechtes „Alter Ego“ von Google entpuppte sich bei dem Test die seit 2006 verfügbare niederländische Suchmaschine Startpage, welche damit wirbt, „die sicherste Suchmaschine der Welt“ zu sein: Ihre Funde waren in neun von zehn Fällen identisch mit denen von Google – lediglich die Reihenfolge einiger Ergebnisse variierte. Weit oben in der Rangliste der Suchmaschinen, welche kaum einmal von den Branchenführern abweichende Resultate vorzuweisen hatten, landeten zudem Metager, DuckDuckGo, Ecosia, Qwant, SearXNG und eToolsch.

Ganz anders hingegen das Ergebnis für Yandex: Die 1997 entwickelte Suchmaschine russischen Ursprungs produzierte zum einen mit acht von zehn originären Funden mehr eigenständige Treffer als die übrigen Suchmaschinen und wies zum anderen auch die geringste Schnittmenge mit Google auf.

Doch selbst im Falle von Yandex war nicht alles Gold, was glänzt, denn hier galt letztlich das Gleiche wie bei der Konkurrenz: Die Verweise bezogen sich in aller Regel nur auf fünf Quellengattungen, nämlich offizielle Verlautbarungen von Regierungen oder internationalen Organisationen, Zusammenstellungen von Daten behördlicher Dienste oder staatlicher Institutionen, Aussagen von Nichtregierungsorganisationen und Berichte von Medien, welche voll auf der Linie der Klima-Alarmisten liegen, sowie Quellen aus dem Bereich „Verschiedenes“. Dabei rangierte Wikipedia im letzteren Falle zumeist an der Spitze, während kritische Quellen es niemals – also auch nicht bei Yandex – unter die ersten zehn Treffer schafften.

Somit hat der Nutzer faktisch bloß die Qual der Wahl zwischen Suchmaschinen, die eher Seiten von Institutionen oder Behörden anzeigen, und solchen, welche vorrangig auf Artikel in Systemmedien verweisen. Dazu kommt, dass Google und Bing, an denen sich die anderen Suchmaschinen mehr oder weniger stark orientieren, nicht nur dadurch Zensur ausüben, dass sie bestimmte Quellen von vornherein ausschließen. Vielmehr erfolgt die Manipulation auch über das rigide Eingreifen in die Reihenfolge der präsentierten Suchergebnisse.

Möglichst spezifisch suchen
Andererseits gilt dies nur für ganz allgemein gehaltene Suchen wie unter dem Schlagwort „Klimawandel“. Bereits das Hinzufügen eines zweiten Suchbegriffs überfordert die Zensuralgorithmen offenbar und trennt die Spreu vom Weizen. Solch ein Begriff kann unter anderem der Name eines prominenten „Leugners des Klimawandels“ wie Tony Heller alias Steven Goddard sein. Im Test verwiesen die Suchmaschinen hier plötzlich auf sehr viel weniger politisch-korrekte Quellen, wobei zwei Muster erkennbar wurden: Suchmaschinen wie Swisscows und Ecosia präsentierten eher gleichförmige Ergebnisse und eignen sich somit vorrangig für Recherchen, bei denen es darum geht, möglichst viel vom Selben zu finden. Dagegen zeigten Brave und Presearch eine besonders große Bandbreite, denn jeweils neun der zehn ersten Treffer bezogen sich auf komplett unterschiedliche Quellen.

Dennoch gab es bei Presearch, der dezentralisierten Suchmaschine, an deren Entwicklung viele unabhängige Mitarbeiter beteiligt sind, einen entscheidenden Haken: Im Gegensatz zu allen anderen elf Maschinen glichen die Funde erneut sehr stark denen, die auch Google zeigte. Dazu kamen zwei Hinweise auf sogenannte Faktenchecks, welche nichts weiter sind als in denunziatorischer Absicht erstellte Angriffe auf Heller, der von vielen Propagandisten des angeblich menschengemachten Klimawandels mit Hass verfolgt wird. Insofern erwies sich auch das viel gelobte Presearch als mangelhaft, während Yandex erneut positiv hervorstach.

Yandex präsentierte zum einen diejenigen Suchergebnisse, welche die größte Informationsvielfalt über Heller und dessen Aussagen zum Klimawandel versprechen, und bot zum anderen etwas, was keine andere Suchmaschine vorzuweisen hatte. Das waren zwei Anfangstreffer im Hinblick auf Seiten, die von Heller persönlich betrieben werden und direkten Zugang zu seinem Auftritt beim Kurznachrichtendienst X und seinem Internet-Tagebuch bieten.

Angesichts dieser Ergebnisse der Recherchen über das Potential der zwölf gebräuchlichsten Suchmaschinen neben Google und Bing erscheint es höchst ratsam, sich nicht von Unabhängigkeitsversprechen blenden zu lassen und zudem stets eine möglichst spezifische Suche durchzuführen.


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