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Als am frühen Abend des 8. Mai 2025 weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufstieg, wusste die Welt: „Habemus Papam!" (Wir haben einen Past). Der neue Pontifex ist Kardinal Robert Francis Prevost, der den Namen Leo XIV. annahm. Er ist der erste Papst aus den Vereinigten Staaten, hat jedoch auch eine tiefe Verwurzelung in Peru und in der lateinamerikanischen Kirche.
Robert Francis Prevost wurde am 14. September 1955 in Chicago, Illinois, geboren. Er trat dem Augustinerorden bei, einer Ordensgemeinschaft, die sich durch ihre Betonung von Gemeinschaft, Kontemplation und Mission auszeichnet. Nach seiner Priesterweihe 1982 wurde Prevost nach Peru entsandt, wo er über zwei Jahrzehnte als Missionar, Pfarrer und später als Bischof von Chiclayo wirkte. Seine Arbeit in Lateinamerika prägte ihn nachhaltig: Er lernte Spanisch und Quechua, lebte unter den Armen und setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein, inspiriert von der Befreiungstheologie, ohne deren radikale Ausprägungen zu übernehmen.
2014 holte Papst Franziskus den Geistlichen nach Rom, wo er zunächst als Berater in der Kongregation für die Bischöfe tätig war. 2019 wurde er Bischof von Chiclayo, und 2023 ernannte Franziskus ihn zum Kardinal und Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe, eine der einflussreichsten Positionen in der Kurie. Dieser Weg zeigt Prevosts Fähigkeit, Brücken zwischen der Basis und der Kirchenhierarchie zu schlagen, aber auch zwischen verschiedenen Kontinenten sowie zwischen pastoraler Nähe und administrativen Erfordernissen.
Prevost gilt als moderater und pragmatischer Kirchenmann. Seine nordamerikanische Herkunft bringt eine gewisse Offenheit für Pluralismus mit sich, während seine lateinamerikanische Erfahrung ihm ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen des globalen Südens vermittelt. Sein Ordenshintergrund als Augustiner verleiht ihm eine spirituelle Tiefe, die sich in seiner Betonung von Gemeinschaft und Dialog widerspiegelt. Mit der Wahl des Namens Leo XIV. stellt er auch einen Bezug zu Papst Leo XIII. (1878–1903) her, der für seine soziale Lehre und die Öffnung der Kirche zur modernen Welt bekannt ist – was von Kommentatoren umgehend auch als Hinweis auf Prevosts mögliche Prioritäten gedeutet wurde.
Für welche Form von Kirche steht der neue Papst?
Leo XIV. dürfte für eine Kirche stehen, die sowohl missionarisch als auch dialogorientiert ist. Seine Zeit in Peru, heißt es, habe ihn gelehrt, dass die Kirche nur dann relevant bleibt, wenn sie sich den Menschen in ihrer Lebensrealität nähert. Die ersten Kommentatoren der Papstwahl gehen davon aus, dass Leo die von Franziskus begonnene „Kirche der Armen“ fortführen wird, die sich für die Ausgegrenzten einsetzt, sei es durch humanitäre Projekte, Flüchtlingshilfe oder den Kampf gegen soziale Ungleichheit. Gleichzeitig dürfte er die missionarische Dimension des Glaubens betonen: Die Kirche soll seiner Ansicht nach nicht nur reagieren, sondern aktiv in die Welt hinausgehen, um den Glauben in einer säkularisierten Gesellschaft neu zu beleben.
Die moderate Haltung des neuen Papstes zeigt sich auch in seiner bisherigen Herangehensweise an Reformen. Er ist weder ein „Hardliner“ der konservativen Fraktion, die eine Rückkehr zu traditionellen Lehren fordert, noch ein radikaler Progressiver. Radikale Schritte wie den zur Segnung homosexueller Paare oder zur Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion, sind von ihm nicht zu erwarten. Stattdessen dürfte er versuchen, die Spannungen zwischen den Flügeln der Kirche zu mildern, indem er den Fokus auf Einheit und gemeinsame Werte legt. Sein augustinischer Hintergrund könnte ihm dabei helfen, die Kirche als Gemeinschaft zu stärken, die trotz unterschiedlicher Ansichten zusammenfindet.
Ein zentrales Anliegen dürfte auch ihm die synodale Kirche sein, ein Konzept, das Franziskus etabliert hat. Leo XIV. wird die Weltsynode weiterführen, um Laien, Frauen und Randgruppen stärker einzubinden. Allerdings wird er vermutlich klarere Strukturen schaffen, um die Synodalität nicht in endlosen Debatten versanden zu lassen. Seine Erfahrung in der Kurie macht ihn zu einem fähigen Administrator, der die oft chaotische Verwaltung des Vatikans straffen könnte, ohne die pastorale Ausrichtung zu vernachlässigen.
Der Berg an Aufgaben ist groß
Ein weiterer Schwerpunkt dürfte der interreligiöse Dialog sein. Prevosts Arbeit in Peru, wo er mit indigenen Gemeinschaften und nicht-christlichen Gruppen zusammenarbeitete, hat ihn für die Notwendigkeit des Dialogs sensibilisiert. In einer Welt, die von Konflikten und Polarisierung geprägt ist, dürfte Leo XIV. die Kirche als Stimme des Friedens positionieren, die Brücken zwischen Kulturen und Religionen schlägt.
Alles zusammen genommen steht Papst Leo vor enormen Herausforderungen. Die katholische Kirche ist tief gespalten, sowohl theologisch als auch kulturell. Die Erwartungen an ihn sind hoch: Er soll die Einheit wahren, Reformen vorantreiben, aber auch die die Kirche noch immer belastende Missbrauchskrise lösen und nicht zuletzt das Christentum in einer säkularisierten Welt relevant halten.
Seine größte Stärke ist die Fähigkeit, Menschen zu verbinden. Seine Erfahrung als Missionar, Bischof und Kurienmitglied macht ihn zu einem Papst, der sowohl die Basis als auch die Hierarchie versteht. Leos moderate Haltung und sein diplomatisches Geschick werden ihm behilflich sein, die Kirche durch turbulente Zeiten zu steuern. Sein augustinischer Glaube, der die Suche nach Wahrheit mit Demut verbindet, könnte ihm die spirituelle Kraft geben, die er für dieses Amt braucht.