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Die Ernst von Siemens Kunststiftung machte das Vorhaben möglich
Einzigartige Seide aus Zentralasien, prunkvoll schillernde Stoffe aus dem Spätmittelalter, Brücken zwischen Orient und Okzident: Die Paramente der Stralsunder Geistlichen aus der Hansezeit gehören zu den wertvollsten Stücken des STRALSUND MUSEUM. Die rund 700 Jahre alten Gewänder, die von Diakonen und Bischöfen getragen wurden, zeugen nicht nur vom Reichtum und der Bedeutung der Hansestadt, sondern auch von einer Handwerkskunst, die ihresgleichen sucht. Getragen wurden die kostbaren Gewänder zu den verschiedenen kirchlichen Anlässen, so auch zur Osterzeit.
Restaurierung mehr als zwei Jahre
Doch der Zahn der Zeit hat an ihnen genagt. Nach Jahrhunderten der Nutzung wiesen die liturgischen Gewänder nicht nur Schmutz, Falten und Löcher auf. Einige Stücke hatten sogar „Rost“ angesetzt, weil darin verarbeitete Metallfäden oxidiert waren. Um die wertvollen Schätze für die nachfolgenden Generationen zu erhalten, wurden nun jeweils zwei Dalmatiken und Kaseln im Domstift Brandenburg von der Textilrestauratorin Geertje Gerhold aufwendig gesäubert, geflickt und mit kaltem Dampf geglättet.
Nach über zwei Jahren liegen sie nun wieder sicher verwahrt im Depot der Hansestadt Stralsund. Die Leiterin des STRALSUND MUSEUM, Dr. Maren Heun, freut sich, dass die aufbereiteten Paramente in der künftigen neuen Dauerausstellung im Katharinenkloster gezeigt werden können. Die wertvollsten Stücke sind so kostbar, „das hat das Vielfache des Jahresverdienstes eines Bürgers ausgemacht“, sagt die Kunsthistorikern.
Die Museumsleiterin schränkt ein, dass die lichtempfindlichen Stoffe immer nur für eine kurze Dauer zu sehen sein können. Nach Kontakt mit Licht müssen die Paramente danach rund vier bis fünf Jahre in Dunkelheit und klimatisiert verwahrt werden, damit sie sich erholen können. Um die Gewänder in der künftigen Ausstellung überhaupt zeigen zu können, wurde ein Lichtkonzept erarbeitet. Bei 50 Lux können die Paramente ausgestellt werden. Darüber hinaus lässt das Museum für jedes Stück eine Figurine anfertigen. Die Kosten für Aufarbeitung der Paramente in Höhe von mehr als 16.000 Euro wurde von der Ernst von Siemens Kunststiftung übernommen. Die Ernst von Siemens Kunststiftung unterstützt Museen beim Ankauf von Kunstwerken, Ausstellungen, der Veröffentlichung von Bestandskatalogen und Werk-Verzeichnissen sowie die Restaurierung von bedeutenden Sammlungsobjekten.
Das STRALSUND MUSEUM birgt mit etwa vierzig Paramenten einen kostbaren Bestand, der in Norddeutschland seinesgleichen sucht. Dabei handelt es sich vor allem um Prachtgewänder, Kaseln und Dalmatiken, welche die Priester in der Messe getragen haben, aber auch um Decken und Vorhänge für die Altäre. Die vierzehn Priesterkleider stammen zumeist aus dem 15. Jahrhundert. Sie sind aus verschiedenen reichgemusterten Seidenstoffen gefertigt worden, die außerordentlich teuer waren und über weite Strecken hinweg gehandelt wurden. Die Farben, vor allem aber die Muster der Stoffe, verweisen auf die Herkunft aus den großen italienischen Seidenzentren Lucca und Venedig.