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Aus Carl Hummel ist nie ein Impressionist geworden – Vor 200 Jahren wurde der Maler in Weimar geboren
Mit Goethes Tod 1832 war die Glanzzeit von Weimar als deutsche Kulturhauptstadt eigentlich beendet. Und doch ließen sich auch im 19. Jahrhundert bedeutende Geistesgrößen von dem in der Stadt allgegenwärtigen Geist Goethes, Schillers, Wielands oder Herders umwehen. Liszt komponierte hier, Nietzsche starb hier und Carl Maria Nicolaus Hummel malte hier.
Hummel? Der Name kommt einem bekannt vor. Der Vater des vor 200 Jahren geborenen Künstlers war der aus Pressburg stammende, bekannte Komponist Johann Nepomuk Hummel, der 1819 als Hofkapellmeister nach Weimar ging. Zwei Jahre später, am 31. August 1821, kam hier sein Sohn Carl Maria Nicolaus zur Welt, der als Kleinkind in Goethes Garten mit dessen Enkelkindern spielte.
Statt einer musikalischen Neigung wie sein Vater offenbarte der Sohn früh eine ungewöhnliche zeichnerische Begabung und bekam Unterricht an der Freien Zeichenschule, die von Goethe gefördert wurde. Mit den Jahren entwickelte er sich zur eigenständigen Künstlergröße des Silbernen Zeitalters von Weimar, das ab Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte. Hummel blieb dabei dem Akademiestil seiner Lehrer treu und ignorierte den auch in Weimar sich ausbreitenden Impressionismus. Ein „Moderner“ wurde er wegen seiner Mischung aus realistischer sowie romantisch-heroischer Darstellung nie.
Trotzdem gehörte Hummel bis zu seinem Tod 1906 zu den populärsten Künstlern Thüringens und stand besonders am Hof und beim konservativen Bürgertum hoch in Gunst, was durch eine repräsentative Gesamtausstellung seiner Werke 1905 im Großherzoglichen Museum in Weimar bekrönt wurde. Doch dann überholten ihn die modernen Stilströmungen.
Heute gilt Hummel als „vergessener Spätromantiker“, dessen Schöpfungen außer in Privatbesitz in den Depots der großen Kunstsammlungen in Weimar, Meiningen, Leipzig, Berlin, St. Petersburg sowie Stuttgart ein Schattendasein führen und nur selten in den Ausstellungs-Mittelpunkt gerückt werden. Allein das Romantikerhaus in Jena gewährte der Weimarer Malergröße von einst vor einigen Jahren mit Bezug zu den Landschaften mit Motiven der Jenaer Umgebung eine größere Ausstellung.
Hummel Vorliebe für Landschaften hängt auch mit seinen Reisen zusammen, die er mit seinem Zeichenlehrer und Leiter der Freien Zeichenschule, Friedrich Preller d. Ä., unternahm. So weilten beide gemeinsam in Norwegen, in den Niederlanden, in Tirol, im Harz und auf Rügen. Überall waren sie auf Motivsuche. Dabei nahm Hummel auch manchen Impuls besonders von der Malerei der großen Niederländer auf.
1842 trennte sich der Mal-Zögling von seinem Lehrmeister, um Italien zu bereisen. Er weilte in Rom und auf Sizilien, vervollkommnete seinen Malstil weiter und heiratete zwischendurch Alexandra Völckel, die Tochter des Juristen Julius Adolf Völckel, der als Geheimsekretär im Dienst der Großherzogin Maria Pawlowna stand.
1855 war das junge Paar Gast des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen am Comer See. Anschließend wurden Hummels endgültig in Weimar sesshaft, wo er 1859 eine Professur erhielt. Er entwickelte sich mit seiner Kunst zum malerischen Repräsentanten des ehrgeizigen Großherzogs, der gegen den Willen Prellers die Gründung der Weimarer Kunstschule durchsetzte und in der Folge den traditionellen Akademiestil gegen die Neuerungen aus Frankreich zu verteidigen suchte.
Weimar mauserte sich trotzdem bis Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Hort der Freiluftmalerei und des frühen Impressionismus. Das hatte für ganz Deutschland Vorbildwirkung. Hummel indes ging weiter seinen akademisch geprägten Weg und lehrte in diesem Sinne an der Großherzoglichen Kunstschule.
Als Künstler schuf er eine Fülle von beeindruckenden Darstellungen von der Landschaft Thüringens und bevorzugte „kräftige Farben und freundliche Stimmungen“. Dabei zogen ihn besonders die Muschelkalkberge um Jena an. Hummel beschickte viele Ausstellungen in ganz Deutschland, war an den Großen Kunstausstellungen 1899 sowie 1906 in Berlin beteiligt und resignierte in den letzten Lebensjahren vor dem sich abzeichnenden Siegeszug des Impressionismus.
Chris Benthe am 29.08.21, 10:08 Uhr
Für solche wunderbaren Beiträge liebe ich die PAZ. Danke dafür.