14.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Gebäudeenergiegesetz

Wie den Bürgern die Kosten niedriggerechnet werden

Das geplante Verbot von Öl- und Gasheizungen wird die Deutschen teurer zu stehen kommen, als die Ampelregierung sie glauben machen will

Hermann Müller
24.04.2023

Als damaliger Bundesumweltminister stellte Jürgen Trittin (Grüne) im Jahr 2004 die Behauptung auf, die Förderung der Erneuerbaren Energien würde einen Durchschnittshaushalt monatlich nicht mehr als eine Kugel Eis kosten. Angesichts der tatsächlichen Strompreisentwicklung müssen die Verbraucher mittlerweile davon ausgehen, dass es sich bei Trittins Eiskugel wahrscheinlich um eine Luxusvariante gehandelt haben muss. Als Trittin seine vollmundige Ankündigung machte, zahlten Privathaushalte durchschnittlich 0,18 Euro je Kilowattstunde. Anfang dieses Jahres betrug der Strompreis im Schnitt mehr als 0,48 Euro.

Derzeit sieht sich Robert Habeck dem Vorwurf ausgesetzt, den Verbrauchern neuerlich eine „Milchmädchenrechnung“ aufgetischt zu haben. Anlass ist ein Entwurf für die Erneuerung des Gebäudeenergiegesetzes. Nach den Vorstellungen Habecks soll bereits ab dem 1. Januar 2024 jede neu installierte Heizung mindestens 65 Prozent Erneuerbare Energien nutzen. Für Hauseigentümer läuft dies faktisch auf eine Pflicht hinaus, eine Wärmepumpe installieren zu müssen.

Doppelt so hoch wie behauptet

Als Grundlage für eine Kabinettsvorlage hatten Habecks Wirtschaftsministerium und das von Klara Geywitz (SPD) geführte Bundesbauministerium am 3. April einen Referentenentwurf für ein neues Gebäudeenergiegesetz veröffentlicht. Trotz der Osterfeiertage hatten die Bundesländer und Verbände nur bis zum 11. April Zeit, Stellungnahmen zu dem Gesetzentwurf mit seinen fast zweihundert Seiten abzugeben. Trotz der knappen Frist legten Experten recht schnell Einschätzungen vor. Dabei fiel die Kritik des Eigentümerverbands Haus & Grund (H&G) besonders vernichtend aus. Der Verband geht auf Grundlage eigener Berechnungen nämlich davon aus, dass die Kosten der Heizungsumstellung für Besitzer von Wohnungen und Häusern doppelt so hoch ausfallen werden wie von Habeck im Gesetzentwurf dargestellt.

Im Gesetzentwurf des Wirtschaftsministeriums ist zunächst von jährlichen Kosten für „die Bürgerinnen und Bürger von rund 9,157 Milliarden Euro“ die Rede. Ab 2029 sollen es dann laut den Berechnungen des Ministeriums jährlich nur noch 5,039 Milliarden Euro sein. Gegenüber der „Bild“-Zeitung rechnete Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbandes, vor: „Das Ziel sind 500.000 neue Wärmepumpen im Jahr. Bei Kosten von durchschnittlich 40.000 Euro pro Wärmepumpe entstehen hierdurch jährliche Kosten in Höhe von 20 Milliarden Euro.“

Auch beim zeitlichen Rahmen hat Warnecke Zweifel. Habeck will spätestens ab 2045 fossile Öl- und Gasheizungen komplett verbieten. Die Bundesregierung kündigte an, dass ab 2024 jährlich mindestens 500.000 Wärmepumpen in Betrieb genommen werden sollen. Laut Eigentümerverband ist bei diesem Tempo die Umrüstung der über 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland bis 2045 gar nicht zu schaffen. Bleibt es bei Habecks Zielvorgabe, dann müssen jedes Jahr in etwa 1,5 Millionen Gebäuden die Heizungen umgerüstet werden. Der Eigentümerverband Haus & Grund wies dabei auch auf die geringere Lebensdauer von Wärmepumpen hin. Öl- oder Gasheizung können rund 30 Jahre laufen, die Lebensdauer einer Wärmepumpe liegt dagegen laut Verbandschef Kai Warnecke nur bei 20 Jahren. Dies bedeutet, dass noch bevor Deutschlands Handwerksbetriebe die Mammutaufgabe einer Komplettumstellung abgeschlossen haben, die ersten Wärmepumpen schon wieder ersetzt werden.

Gas treibt die Strompreise

Experten haben auch eine andere Aussage aus Habecks Ministerium einer kritischen Prüfung unterzogen. Laut dem Gesetzentwurf lohnt sich die Wärmepumpe im Vergleich zum Brennwertkessel mit Öl oder Gas schon jetzt für Eigentümer. Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln (EWI) kommt auf Grundlage eigener Berechnungen allerdings zum Schluss, dass eine Gasheizung auch künftig günstiger sein wird als die Wärmepumpe. Bei der Berechnung für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ging das EWI von steigenden Energiepreisen aus, wenn die staatlichen Energiepreisbremsen auslaufen. Insbesondere bei der Hoffnung auf sinkende Strompreise ist offenbar Skepsis angebracht. Johanna Bocklet vom EWI warnt mit Blick auf die strombetriebenen Wärmepumpen: „Ob der Strompreis zeitnah mit dem Ausbau der Erneuerbaren deutlich sinken wird, ist fraglich.“ Die Energieexpertin sagte weiter: „Solange Gas zur Stromerzeugung genutzt wird, treibt der Gaspreis in diesen Stunden den Strompreis.“

Vieles spricht dafür, dass Gas auch bei einem Ausbau der Erneuerbaren eine entscheidende Rolle spielen wird. Gerade in den Wintermonaten, wenn die Wärmepumpen viel Strom verbrauchen, kommt von den wetterabhängigen Windrädern und Solaranlagen nämlich weniger Strom. Im Fall einer sogenannten Dunkelflaute kann der Anteil des Öko-Stroms am Gesamtmix sogar gegen Null gehen. Aufrechterhalten wird die Stromversorgung in solchen Lagen durch fossile Energieträger wie Gas, Stromimporte und bislang auch durch die Kernkraft.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Also Ich am 01.05.23, 19:27 Uhr

Also ich, wollte schon immer einen Kühlschrank im Garten haben! Und schlappe 20 Mille sind doch glatt geschenkt! Der Trend zum Zweitgerät ist unverkennbar!

(Ironie aus!)

Hi Hi am 26.04.23, 19:23 Uhr

Die EU hat Milliarden an Fördermitteln freigegeben für den Kesseltausch, da das im Interesse aller Euripäer ist, weg von den fossilen Brennstoffen zu kommen. Der Heizkesseltausch sollte also hoch subventioniert werden, aber wird er das? Recherchiert mal, wo die Milliarden hinfliessen. Es sind gigantische Summen.

Karl-Eugen Kaiser am 24.04.23, 14:20 Uhr

In unserem Land haben die Irren die Anstalt übernommen. So sieht es aus.

Ulrich Bohl am 24.04.23, 09:44 Uhr

Mich hat die Notwendigkeit der Energiewende entgültig
überzeugt seit Katrin Göring Eckhardt allen Erntes er-
klärt hat, der Atomstrom verstopft die Netze. Annalena
kann Strom im Netz speichern der dann lt. KGE die Netze
verstopft. Soviel geballte Dummheit ist kaum noch zu
ertragen. Wann befreit sich Deutschland endlich von
solchen Geistern in verantwortlichen Positionen. Das hat
nicht einmal mehr Klipp-oder Winkelschulenniveau.

Marie Schmitt-Markus am 24.04.23, 08:19 Uhr

Eine andere Form von Kriminalität: Habecks Heizungshammer. Dieses Gesetz setzt vor allem den Mittelstand bzw. diejenigen, die es so gerade geschafft haben, sich den Traum von einem Häuschen zu erfüllen, unter Druck. Es zerstört die Alterssicherung von vielen Menschen, die ihr Haus als Alterssicherung gebaut haben. Es raubt vielen Kindern auch das Erb-Haus, in dem sie mit den Eltern, wenn die einmal etwas hilfsbedürftig sind, noch weiter hätten leben können.
Es wird viele Deutsche geben, die sich sagen, dass sie dann lieber das Eigenheim verkaufen, auch mit Abschlägen, als sich diesen Heizungsirrsinn anzutun. So kriegt der Staat die Leute aus ihren Häusern heraus. Das wird vor allem Leute betreffen, die aufs Rentenalter zugehen oder in Rente sind, aber noch fit genug, sich eigentlich ums Eigenheim zu kümmern. Die werden sich sagen: besser verkaufen und das Geld dann haben als mit einem Kredit eine derartige Heizung einzubauen und womöglich im Alter auch noch mit Schulden leben müssen. Denn wer so eine Wärmepumpe, Fußbodenheizung und Dämmung einbaut, der investiert vielleicht 50.000-100.000 Euro, bekommt diese Investition aber beim Verkauf nicht unbedingt wieder heraus!!! Den Nach-Käufer wirds freuen, aber im Prinzip ist es nur eine Form der Verarmung der Häuslebauer, denn die kleinen Häuslebauer, die mit viel Sparsamkeit und Eigenarbeit ein kleines Eigenheim geschaffen haben, die wird es treffen.
Vermutlich wird es auch einige motivieren, auszuwandern. Denn wenn die Optionen sind, hier in Deutschland einen Riesen-Kredit aufzunehmen, um gesetzestreu zu heizen, oder in ein Land auszuwandern, wo man über sowas nur die Schultern zuckt, da werden sich einige überlegen, Deutschland zu verlassen. Vor allem für Deutsche mit Migrationshintergrund ist das dann gar nicht so schwer, oft hat man ja noch Verwandtschaft "drüben".
Ein Hausmakler empfahl, einfach abzuwarten, es gäbe nicht genug Heizungstechniker für den Einbau und auch nicht genug staatliche Kontrollettis, die die verwendeten Heizungssysteme kontrollieren sollten.
Machen wir uns nix vor, dies ist der erste Versuch, die Deutschen zugunsten von Fremden aus ihren Eigenheimen zu vertreiben. Weitere Versuche werden folgen.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS