Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Mit dem Aus des Wangener Kreises dürfte Schlesien nun auch für Afghanen interessant werden
Was hat die deutsche Romantik oder Jacob Böhmes Mystik Flüchtlingen aus der
Ukraine, Afghanistan oder Syrien zu bieten? Johannes Rasim hat einige Ideen und zündet diesbezüglich in Kürze den Turbo.
Eigentlich war der gebürtige Oberschlesier Rasim aus Werl in Westfalen mit einer Rückkehr nach Oberschlesien in eine Sackkasse geraten. Dolmetscheraufträge in der Republiken Polen und Tschechien ernährten ihn mehr schlecht als recht. Der Wandler zwischen den Welten, Hobbyhistoriker und Literaturkenner führte zuletzt den „Wangener Kreis“ – die Exilorganisation der vertriebenen schlesischen Künstler mit Sitz im Allgäu, die 2023 offiziell abgewickelt wurde.
Doch genau der Zuschnitt aus diesem Vereinsprofil dürfte nun eine zeitgemäße Neuauflage finden. Mit dem Massenzustrom aus dem Nahen Osten und der Ukraine war Rasim nach seiner Rückkehr in der 30.000-Einwohner-Wallfahrtsstadt im Kreis Soest in kurzer Zeit Schnittstelle für alle Neuankömmlinge. Er war Deutschlehrer, Helfer und Inspirator. Und da Rasim stets das Exzentrische als ganz normal denkt, regte er den westfälischen Außenpolitikexperten und in Denkwitz bei Bautzen geborenen Ex-CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz zu Visionen an. Nach zwei langen Gesprächen vermittelte dieser Rasim begeistert an den Unterhaltungsgiganten Michael Mühlenbrock (Let's dance), der sein Prominentenregister zog. Ob Udo Lindenberg oder der Münsteraner Götz Alsmann – die beiden und viele weitere Stars seien sichere Kantonisten, um einem neuen Verein „Kunst im Exil“ gleich ordentlich Glanz und Aufmerksamkeit zu verleihen.
Neuer Verein „Kunst im Exil“
Kurzum: Rasim kann wohl bald im Gewand moderner Fluchterfahrung da weitermachen, wo er allein mit Schlesiern und dem Wangener Kreis aufgehört hatte. Vorletzte Woche nahm er von Tschechien kommend den Schlenker über die Jacob-Böhme-Städte Seidenberg [Zawidów] und Görlitz [Zgorzelec] Richtung Westfalen. Hier plätschern bei ihm auf dem Spaziergang zu den diversen Böhme-Stätten die Gedanken.
Als Pilotprojekt plant er eine erste Literaturfahrt zu Orten der Inspiration, die nun eben auch Kunstschaffende Ukrainer oder Afghanen mit der mitteleuropäischen Denke vertraut machen sollen und Symbiosen hervorbringen dürfen. Rasim knüpfte Kontakte am Schloss Dux in Böhmen, wo Giacomo Casanova seine Memoiren schrieb. Köthen müsse mit ins Boot oder Eichendorffs Geburtsort Lubowitz [Łubowice]. Beiläufig spricht er von einem 23-jährigen Flüchtling aus dem Orient mit siebenjähriger Berufserfahrung als Schumacher! Welche philosophischen Gedanken sind diesem nach Schumacher Böhme wohl in der Neißestadt Görlitz zu entlocken? Neben Dux stand für Rasim Prag wegen Rilke auf dem Programm, Oberplan [Horni Plana] wegen Adalbert Stifter, Krumau an der Moldau [Český Krumlov] wegen Egon Schiele und der Sterbeort von Goethes wohl letzter Liebe Ulrike von Lewetzow. Aber: „In der Tiefe meines Herzens bin ich eben ein Schlesier, deswegen sind mir Eichendorff und Jacob Böhme so enorm wichtig“, betont er. Und da die Seidenstraße einst über Byzanz und die Krim an Osteuropa anschloss, wäre ja der kulturelle Brückenschlag über die Ukraine auch an die über Lemberg [L'viv] und Breslau verlaufende Via Regia im 21. Jahrhundert folgerichtig.
Kultureller Brückenschlag
Da nicht jeder Mensch über die Kultur zur Reflexion der Seele fände, sieht der begeisterte Extremsportler aber auch andere Perspektiven im Strom einer quasi entstehenden Nichtregierungsorganisation. Der Snowboarder spielt nun mit dem Wortspiel aus der Königsdisziplin – dem Boardercross. Anders geschrieben „Boarder“ (Grenze) und Cross (kreuzen) könnte man also auch sportliche Grenzüberschreitungen anbahnen. Die Förderung von Talenten aller Art sei denkbar. Er räumt aber ein, dass er diese sportliche Idee noch nicht mit Mühlenbrock besprochen habe. Es müsse jedenfalls nicht allein Bildende Kunst, Literatur oder Musik sein. So etwa auch die „Kunst der Sprache“ an sich. Als Dolmetscher schwebt Rasim etwa vor, die Lust auf Deutsch über die Übersetzung aus der Literatur zu wecken.
sitra achra am 23.01.24, 17:00 Uhr
Die Vermittlung der böhmischen Mystik in den Asylantenheimen dürfte garantiert auf fruchtbaren Boden fallen. Oder sind das nur böhmische Dörfer?
Der Rasim ist schon ein gewitzter Schelm, und wie ich es sehe, ein bunter Hund.