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Der niederländische Historiker Frank Dikötter beschreibt die Mittel der Gewaltherrscher, mit denen sie ihr Volk in Schach halten
Diktatoren gelangen nicht durch Geburt an die Macht, sondern müssen sich diese erkämpfen und gegen alle Widerstände erhalten, ein Rücktritt wäre lebensgefährlich. Dabei nutzen sie oft das Instrument des Terrors. Das allein genügt allerdings nicht. Vielmehr braucht es gleichermaßen noch andere, „sanfter“ anmutende Techniken. Diese stellt der aus den Niederlanden stammende Zeithistoriker Frank Dikötter, der zu den international führenden Vertretern seiner Zunft zählt und an der SOAS University of London beziehungsweise der Universität Hongkong lehrt, in seinem neuen Buch „Diktator werden“ vor.
Neben der blutigen Verfolgung von Gegnern nutzen Diktatoren vor allem auch die zahlreichen Mittel der Massenmanipulation, die Teile-und-Herrsche-Strategie sowie den Personenkult für ihre Zwecke. Besonders wirksam ist das Erwecken des Eindrucks, der Zwangsherrscher sei bei der Mehrheit seines Volkes beliebt und genieße daher dessen volle Zustimmung. Das demonstriert Dikötter am Beispiel unterschiedlicher Diktatoren, angefangen von den prominenten Figuren Benito Mussolini und Adolf Hitler über die ebenso bekannten Tyrannen Josef Stalin und Mao Zedong bis hin zu den weniger oft erwähnten Despoten Nicolae Ceaușescu und Kim Il-sung.
Dabei stechen zwei Dinge ins Auge: Zum Ersten fanden sich in der Vergangenheit fast immer Journalisten aus demokratisch regierten Ländern, welche die Diktatoren glorifizierten, was vor allem für solche mit kommunistischem Hintergrund galt. Im Falle von Stalin war es der französische Schriftsteller Henri Barbusse, bei Mao der US-Reporter Edgar Snow, Kim Il-sung wurde von dem „New York Times“-Korrespondenten Harrison Salisbury hochgejubelt, und die Lobhudeleien auf Ceaușescu kamen unter anderem aus der Redaktion der italienischen Zeitung „L'Unità“.
Zum Zweiten stützte sich jeder große Diktator des 20. Jahrhunderts auf eine willfährige Presse im eigenen Lande. Und das sollte heute noch zu denken geben: Werden die Medien zu staatsnahe oder üben sie weniger Kritik an den Herrschenden, als angesichts von deren „Leistungen“ angezeigt wäre, dann bildet das offensichtlich den besten Nährboden für Diktaturen aller Art. Diese Erkenntnis gehört jedem Journalisten und Fernsehredakteur in der heutigen Bundesrepublik ins Stammbuch geschrieben. Schließlich zählt es hierzulande ja zu den wichtigsten rhetorischen Übungen aller politisch Korrekten, zu betonen, wie sehr man aus der Vergangenheit gelernt habe.