01.12.2025

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Westlicher Rechenfehler

Wie lange kann sich Russland den Krieg noch leisten?

Eine US-Denkfabrik behauptet aufgrund neuer Berechnungen: „Putin hält noch lange durch!“

Wolfgang Kaufmann
01.12.2025

Seit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 prophezeien westliche Analysten unablässig, dass Moskau bald nicht mehr in der Lage sein werde, seinen Krieg gegen das Nachbarland zu finanzieren. Dabei begehen sie vielleicht einen Denkfehler, auf den jetzt Mike Fredenburg von der US-amerikanischen Denkfabrik „Quincy Institute for Responsible Statecraft“ in Washington in seinem Aufsatz „Das Aufblähen russischer Rüstungskosten verschleiert unsere eigene Rüstungskrise“ hinweist.

Einleitend steht dort: „Indem westliche Schätzungen davon ausgehen, dass russische Waffen ähnliche Produktionskosten verursachen wie US-Systeme, oder indem Exportpreise mit Russlands inländischen Beschaffungskosten verwechselt werden, entstehen irreführende Zahlen.“ Diese wiederum sollten davon ablenken, wie stark überteuert westliche Waffensysteme seien, weil sich die Rüstungsindustrie in den Vereinigten Staaten und anderen NATO-Ländern in privater Hand befinde und deshalb vor allem das Ziel verfolge, maximale Gewinne einzufahren. Dahingegen sind russischen Rüstungsunternehmen staatlich, woraus deren Bestreben resultiere, kostengünstiges und wartungsarmes Kriegsgerät auszuliefern.

Anschließend nennt Fredenburg konkrete Beispiele, was Raketen betrifft. In der ukrainischen Ausgabe des US-Wirtschaftsmagazins „Forbes“ sei zu lesen gewesen, dass Russland in den ersten zwei Monaten des Krieges rund 7,5 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 8,7 Prozent seines Verteidigungsetats von 2022 für Raketen ausgegeben habe. Mit Blick auf solche Zahlen hieße es dann regelmäßig, Russland könne groß angelegte Raketenangriffe gewiss nicht mehr lange durchhalten. Diese Prognose basiere allerdings auf falschen Daten. Während man bei „Forbes“ glaube, eine Kalibr-Rakete koste 6,5 Millionen Dollar, betrage der tatsächliche Preis wohl „nur“ 1,2 Millionen. Bei anderen Modellen habe sich das Magazin sogar um den Faktor 13 verschätzt, weil es von den Aufwendungen für die Anschaffung ähnlicher Raketen aus US-Produktion ausgegangen sei.

Danach stellt Fredenburg weitere Vergleiche an, um die Preisdifferenzen zu erklären. Die Durchschnittslöhne in der russischen Rüstungsindustrie lägen bei umgerechnet 1.200 Dollar pro Monat, in den USA hingegen bei mindestens 4.000 Dollar. Ebenso seien wichtige Materialien wie Stahl, Titan und Verbundwerkstoffe in Russland deutlich billiger.

Dazu komme eine grundsätzlich andere Philosophie, wenn es um die Neuentwicklung von Kriegswaffen wie Raketen gehe. Russland setze vorrangig auf die evolutionäre Verbesserung bewährter Modelle, während man sich in den USA und anderen westlichen Staaten eher für revolutionäre Designs auf der Basis fortschrittlicher, aber unerprobter Technologien entscheide, was die Kosten in die Höhe treibe. So werde das amerikanische Gegenstück zu der rund zwei Millionen Dollar teuren russischen Hyperschallrakete Kinschal wohl bis zu 18 Millionen US-Dollar kosten – wenn es denn endlich einmal zur Verfügung stehe.


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