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Gemälde von Benjamin West (1783): Die US-Verhandler John Jay, John Adams, Benjamin Franklin, Henry Laurens und William Temple Franklin (v.l.). Der britische Abgeordnete weigerte sich, Modell zu sitzen, sodass das Bild rechts nie vollendet wurde
Foto: WikimediaGemälde von Benjamin West (1783): Die US-Verhandler John Jay, John Adams, Benjamin Franklin, Henry Laurens und William Temple Franklin (v.l.). Der britische Abgeordnete weigerte sich, Modell zu sitzen, sodass das Bild rechts nie vollendet wurde

Trumps Gebietsforderungen

Wie Nordamerika geteilt wurde, und es auch blieb

Die teilweise jahrhundertealten Grenzkonflikte interessieren Trump kaum – Ihn ärgert vielmehr das Handelsdefizit

Jens Eichler
26.01.2025

Er ist wieder da. Nach 2017 wurde Donald Trump am letzten Montag erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Was hingegen schon gefühlt immer da war, waren die Probleme, Reibereien und Konflikte rund um die Grenze zwischen den USA und Kanada. Auch die aktuell wieder neu diskutierten Streitigkeiten sind somit nicht auf dem Mist von Trump gewachsen. Er hat sie nur wieder thematisiert – natürlich in der ihm eigenen provokanten Art, die jeglichen Hauch von diplomatischem Gespür vermissen lässt. Aber ganz ehrlich, wer hätte etwas anderes erwartet? Kaum jemand, auch der kanadische Premier, den Trump schon mal vorsorglich herabwürdigend als „Gouverneur“ bezeichnete, nicht.

Dabei hätte vor 242 Jahren alles so schön sein können. Hatten sich doch bis zum Jahr 1783 das Königreich Großbritannien mit den bisher britischen Dreizehn Kolonien einen erbitterten Krieg geliefert. Diese 13 Abtrünnigen waren das heutige New Hampshire, Massachusetts zusammen mit Maine, Rhode Island sowie Connecticut. Des Weiteren New York zusammen mit Vermont, New Jersey, aber auch Pennsylvania und das heutige Delaware. Im Süden beteiligten sich die Ex-Kolonien Maryland, Virginia mit West Virginia, dazu noch North und South Carolina sowie zu guter Letzt das Pfirsich- und Erdnuss-Country Georgia an den Auseinandersetzungen, um sich von Großbritannien zu lösen. Selbst das nördlichste Grenzgebiet des heutigen Sonnenstaates Florida beteiligte sich an dem unerbittlich geführten Unabhängigkeitskrieg. Der Blutzoll auf beiden Seiten war immens, auch weil die Dreizehn Kolonien immer öfter auf Guerillakämpfe und eine scharmützelartige Kleinkrieg-Taktik setzten statt auf offene Schlachten.

Im Frieden von Paris wurde diese Auseinandersetzung schließlich am 3. September 1783 formell beendet, nachdem rund sieben Jahre um die Unabhängigkeit gekämpft worden war. In dem Vertrag legten die Vertreter beider Seiten offiziell die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Britisch-Nordamerika, wie Kanada bis 1867 noch hieß, fest.

Grenze auf Vermutungen

Was sich so final friedlich anhört, war aber vielmehr der Auftakt zu immer wieder neu aufflammenden Streitereien. Denn der Westen der heutigen USA war von den Weißen damals weder erschlossen noch besiedelt. Insofern erfolgte die Grenzziehung eher auf vagen Annahmen und Vermutungen. Der Ärger war quasi programmiert. Und er kam.

Immer wieder flammten Kämpfe und blutige Grenzkonflikte auf. Mal kriselte es an der Grenze nördlich von Maine und der kanadischen Provinz New Brunswick, wo man sich endlich am 9. August 1842 im
Webster-Ashburton-Vertrag einigte. Dann ging es um die westlichen Gebiete und die entsprechende Grenzauslegung westlich des Lake of the Woods bis zu den Rocky Mountains. Dieser Konflikt wurde immerhin schon durch den Londoner Vertrag von 1818 beigelegt.

Konflikte dauern an

Doch bereits 1844 gab es neuen Ärger. Diesmal war Oregon das Objekt der Begierde. Das führte zu der Forderung nach der Festlegung der US-Nordgrenze westlich der Rockies. Die Briten wollten eine Grenze, die bis zum Pazifik dem Columbia River folgt. Der Disput wurde zwei Jahre später schließlich mit dem Oregon-Kompromiss beigelegt. Dieser setzte endlich den 49. Breitengrad als Grenzlinie durch die Rocky Mountains fest.

Als die USA am 18. Oktober 1867 das Gebiet Alaska vom russischen Zarenreich kauften, ahnte man es schon – der nächste Grenzstreit mit Kanada drohte. Und tatsächlich wurde auch dieser Konflikt erst 1903 geschlichtet, als ein gemeinsames Tribunal des Vereinigten Königreiches, Kanadas und der Vereinigten Staaten im Alaska-Grenzstreit die Grenze zwischen Kanada und Alaska festlegte.

Und damit nicht genug. Bis heute gibt es Reibereien und Ansprüche sowohl um Gebiete als auch um Gewässer. Mal sind es die Inseln Machias Seal Island und North Rock vor der Ostküste zwischen der kanadischen Provinz New Brunswick und dem US-Staat Maine. Dann mal wieder Dixon Entrance, ein Gewässer zwischen dem Alexanderarchipel in Alaska im Norden und der zu der kanadischen Provinz Britisch-Kolumbien gehörenden Inselgruppe Haida Gwaii im Süden. Ferner streiten sich beide Staaten um das Beaufortsee-Gewässer am Yukon oder die Wasserstraße Juan-de-Fuca-Straße zwischen British Columbia und Washington.

Zur Wahrheit gehört: Die alten Streitereien beider Länder berühren Trump kaum. Der Grund dafür, dass er sich Kanada gern als 51. US-Bundesstaat einverleiben möchte, ist vielmehr sein Ärger über das Handelsdefizit zum reichen nördlichen Nachbarn. Um hier einen Hebel zu finden, hat er mal eben eine Behauptung frei erfunden, die da lautet: Viele Kanadier würden es sich wünschen, Teil der USA zu sein. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade die Kanadier schätzen ihren eigenständigen politischen und kulturellen Status. Außerdem gehört Kanada zum britischen Commonwealth. Staatsoberhaupt ist Charles III., König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und nicht der Vereinigten Staaten.


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