16.04.2024

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Nord Stream 2

Wie plausibel ist Hershs Theorie?

US-Investigativ-Journalist beschuldigt Joe Biden, für die Pipeline-Explosion verantwortlich zu sein

Wolfgang Kaufmann
23.02.2023

Die US-Reporterlegende Seymour Hersh hat bereits einige große Skandale aufgedeckt. Deshalb erregte es erhebliches Aufsehen, als der 85-Jährige am 8. Februar einen Text mit dem Titel „Wie Amerika die Nord-Stream-Pipeline ausschaltete“ veröffentlichte. Darin schrieb er, der Anschlag auf die Gasleitungen am Grunde der Ostsee sei vom US-Präsidenten Joe Biden befohlen und bereits seit Dezember 2021 vorbereitet worden.

Zum genauen Tathergang heißt es, US-Marinetaucher hätten im Juni 2022 unter dem Deckmantel des NATO-Manövers BALTOPS fernzündbare Sprengsätze an den vier Strängen der Pipelines angebracht – und zwar mit tatkräftiger Unterstützung der norwegischen Marine sowie auch dem Wissen dänischer und schwedischer Militärs.

Den Befehl zur Zündung soll Biden dann im September 2022 gegeben haben, woraufhin die Norweger angeblich eine Sonarboje abwarfen, deren Signale die C-4-Ladungen an den Gasleitungen zur Explosion brachten. Als Motiv gab Hersh an: „Solange Europa von den Pipelines für billiges Erdgas abhängig blieb, befürchtete Washington, dass Länder wie Deutschland zögern würden, die Ukraine mit dem Geld und den Waffen zu versorgen, die sie brauchte, um Russland zu besiegen.“ Und das traditionell russlandfeindlich eingestellte Norwegen wiederum hätte sich von der Aktion erhofft, mehr von seinem eigenen Erdgas an die Bundesrepublik verkaufen zu können.

Wie nicht anders zu erwarten, hagelte es nach der Veröffentlichung sofort Dementis vonseiten des Weißen Hauses sowie des Pentagons und der CIA: Hershs Darstellung sei „eine absolute Lüge“ und „totale Fiktion“. Gleichzeitig ließen auch die meisten westlichen Medien kein gutes Haar an dem mehrfach preisgekrönten Reporter. Er habe schon manchmal falsch gelegen und verletze journalistische Sorgfaltsstandards. Dabei entzündete sich die Kritik in aller Regel daran, dass Hershs Ausführungen auf den Angaben einer einzelnen anonymen Quelle mit angeblich „direkter Kenntnis der operativen Planung“ beruhen. Wenn derart viele Personen in den USA sowie auch Norwegen, Schweden und Dänemark in die Aktion eingeweiht gewesen waren, wieso gibt es dann nicht wenigstens noch einen zweiten Whistleblower?

Ungereimtheiten der Argumentation

Doch das ist letztendlich nicht das einzige Problem. Obzwar Hersh eine recht überzeugende Indizienkette und logische Argumentation präsentiert, stimmen viele der von ihm angeführten Details misstrauisch. So sollen die Planer darauf verzichtet haben, auf Taucher aus dem US Special Operations Command zurückzugreifen, um eine Offenlegung der Aktion gegenüber den Geheimdienstausschüssen des Kongresses zu vermeiden. Angesichts dieser Vorsicht verwundert dann der Einbezug zahlreicher Ausländer.

Skeptisch macht darüber hinaus Hershs Behauptung, dass die Planungen für das BALTOPS-Manöver kurzfristig um Minenräumübungen erweitert worden seien, um einen Vorwand für den Einsatz der Taucher zu schaffen. Denn solche Trainingsmaßnahmen gehören zu fast jedem NATO-Marinemanöver dazu.

Dann wäre da weiterhin die Aussage, die Froschmänner der United States Navy Experimental Diving Unit hätten von einem „Minenjäger der norwegischen Alta-Klasse“ aus operiert. An BALTOPS 22 nahmen keine solchen Einheiten teil. Und auch das bei dem Manöver anwesende norwegische Minensuchboot „Hinnøy“ der Oksøy-Klasse kommt nach Lage der Dinge nicht für das Absetzen der Taucher in Frage.

Ein weiterer Stolperstein in Hershs Argumentation ist die Behauptung, die angebrachten Sprengladungen seien akribisch vor den Russen „getarnt“ worden. Die Explosionen erfolgten immerhin alle in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks, in denen die russische Marine keinerlei Minen-suchoperationen durchführt.

Ebenso kann nicht stimmen, dass ein „P-8-Überwachungsflugzeug der norwegischen Marine“ die Zündung per Sonarboje ausgelöst hat. Im September 2022 verfügte nur die Luftwaffe des Königreiches über Seefernaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeuge vom Typ Boeing P-8 „Poseidon“. Und die absolvierten zu dieser Zeit Trainingsflüge entlang der West- und Nordküste Norwegens. Dabei kam keine der Maschinen näher als 1000 Kilometer an die Insel Bornholm heran, in deren Umfeld die Sprengungen erfolgten.

Angesichts der somit fortbestehenden Unklarheiten ist es dringend notwendig, das Attentat endlich umfassend aufzuklären. Doch die Nachforschungen schleppen sich derart langsam hin, dass der Eindruck entsteht, niemandem im Westen sei an der Identifizierung der Verantwortlichen gelegen. Somit erscheint die Täterschaft Russlands immer unwahrscheinlicher.


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Kommentare

Ralf Pöhling am 15.03.23, 14:31 Uhr

Hershs Theorie muss nicht in allen Fakten durchgehend plausibel sein. Die Frage ist: Wie nah ist er dran? Man muss sich in der aktuellen Situation den US Präsidenten und seine gesundheitliche Situation anschauen. Ist Biden noch voll Herr der Lage? Wird er von seinen Beratern vielleicht in etwas hineingeredet, was er selbst nicht mehr überblicken kann? Ein überforderter Präsident ist eine "Puppet on a string" für Kräfte im Hintergrund. Und jetzt nochmal einen Gedanken dazu, den bisher anscheinend niemand wirklich ernst nimmt: Wer sagt, dass die USA noch in der Hand der Amerikaner sind? Wer sagt, dass der US Sicherheitsapparat nicht genauso unterwandert ist wie der unsrige? Wenn oben die Kontrolle verloren geht und der Apparat ein Eigenleben entwickelt, weil sich dort patriotische Kräfte mit infiltrierten Fremdinteressen einen stillen Schlagabtausch liefern, dann ist alles möglich. Rogue Agents sind mit ihrer militärischen Kompetenz gerne Angriffspunkt für Zuwendungen aus dem Lager des Feindes. Es ist durchaus denkbar, dass es sich hier um eine False Flag Operation handelt, die weder von den Russen noch den Ukrainern noch den Amerikanern selbst auf den Weg gebracht, aber mittels Missbrauch des US bzw. NATO Verteidigungsapparates umgesetzt worden ist. Wer den "Laden" uns seine Funktionsweise wirklich im Detail kennt, kann ihn steuern, ohne dass die Chefetage davon direkt Wind bekommt. Es ist absolut möglich, den Sicherheitsapparates eines internationalen Gegners derart zu unterwandern und zu übernehmen, dass er einen Schlag ausführt, der ihm selbst(!) schadet, auch wenn das ein Außenstehender ohne Insidererfahrung zunächst nicht glauben mag. Man vergleiche die Situation mit Parasiten im Tierreich, die es bei Infiltration in einen Wirt problemlos fertig bringen, ihn zu einem ihm selbst schadenden Verhalten zu veranlassen, ohne dass der Wirt etwas dagegen tun kann oder dies überhaupt bemerkt. Ich verweise in diesem Zusammenhang immer wieder auf das Leucochloridum Paradoxum, was Schnecken bei einer erfolgreichen Infektion zu selbstmörderischem Verhalten anleitet, damit sich der Parasit auf Kosten des Wirtes weiter fortpflanzen kann.

Michael Holz am 11.03.23, 22:48 Uhr

Alle liegen falsch!
Aliens waren es, die bereits von den Amis gesehen wurden. Diese fiesen Marsmännchen haben die Röhren zerstört. Ist doch logisch? Oder nicht? Auf keinen Fall waren es "Freunde", den "Freunde" machen so etwas nicht, äh ... Frau Merkel? [Kann auch sein, dass wir überhaupt keine Freunde mehr haben?]

walter pätzold am 01.03.23, 11:22 Uhr

am 17.12 2022 wurde auf youtube ein ausscnitt einer pressekonferenz von präs. Biden veröffentlicht, auf der B. vrkündete: "wenn rußland einmarschiert das das heißt panzer oder truppen wieder die grenze überqueren dann wird es kein Nord Stream 2 mehr geben.. wir werden es beenden" -und auf zwischenfrage :"Ich versichere ihnen, wir sind dazu in der lage" (ende der botschaft) -alles klar?

Hendrik Bruins am 01.03.23, 09:59 Uhr

Bleibt die Frage wer der Täter ist. Das jetzt kaum ernsthaft ermittelt wird besagt schon etwas. Der Beitrag Immanuel Kanters has überzeugungskraft.

Walter Schulz am 28.02.23, 07:51 Uhr

Zu den Leserzuschriften der Herren Terpelle und Kanter würde ich sagen: Setzen, eins! Dem ist nichts hinzuzufügen, klar benannte Fakten logisch verknüpft.

Berlin 59 am 26.02.23, 19:02 Uhr

Wichtiger wäre aufzuzeigen wer auf die Idee mit Nord stream gekommen ist und was Sie bezwecken sollte. Durch diese Projekt wurde in den 90iger Jahren die EU gespalten denn auch viele Westeuropäische Länder sahen den Schröder- Putin Pakt sehr kritisch. Anstatt nach den Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa die EU weiterzuentwickeln und die vom Sozialismus befreiten Ostblockstatten einzugliedern, hat die SPD alles getan um Westeuropa in ein Abhängigkeitsverhältnis von Russland zubringen. Durch diesen Pakt wurde auch gezielt eine Aussöhnung mit Polen verhindert wo es lange Deutsch Freundliche Regierungen gab. Da gibt es noch sehr viel klarzustellen. Ansonsten glaube ich das der Anschlag ein Fake Anschlag war. Ja die SPD hat seit den 90igern sehr viel Schaden angerichtet, Wirtschaftlich und Politisch, dagegen sind die gefälschten Wahlen fast Pillepalle.

Ralf Perlwitz am 26.02.23, 16:36 Uhr

Bedauerlicherweise schlägt die PAZ bei dieser ungeheuerlichen Vernichtung von Infrastruktur, in dieselbe "Kerbe" , wie die MSM.

Karl-Heinz Terpelle am 23.02.23, 17:47 Uhr

Die für die USA verheerende Enthüllung über die Täterschaft des Anschlages auf Nordstream I+II, der mit Nine Eleven vergleichbar ist, und einen Angriff auf den friedlichen Handel und die gesamte freie Welt darstellt, reißt endgültig und unumkehrbar den Schleier von dem wahren Charakter der uns verlogen als Bündnis verkauften Vasallenschaft Deutschlands gegenüber den USA.
Die Weigerung Schwedens u Dänemarks Russland - das Opfer - an den Untersuchungen teilnehmen zu lassen spricht Bände zur Täterschaft. Das Cui bono und das schon vorher öffentlich gegebene Versprechen Bidens, Nordstream ein Ende zu bereiten, kann für jeden nicht verbohrten keine Zweifel an der ungeheuerlichen Tatsache der Täterschaft unseres engsten „Verbündeten“ lassen.
Daß Hersh auch bei seinen vorangegangenen sensationellen Enthüllungen, seine Quellen nicht preisgab, hat wohl diesen das Leben gerettet und war sicher von vornherein Conditio sine qua non.
Diesen Quellenschutz aber im Artikel als Widerlegung zu thematisieren zeigt, daß der Autor nach der Methode „Herr Lehrer der i-Punkt fehlt“ verfährt. Bei den verräterischen Reaktionen der westlichen Mainstream-Medien und Politik aber die keienrlei Gegenbeweis vorlegen, ist er unkritisch.
Die vorsätzliche Sabotage an der 1.222 Kilometer langen unterseeischen zivilen Infrastruktur - die größte ihrer Art in der Welt – machte Deutschland unabhängig von Durchleitungsstaaten, von Dritten überhaupt. Und deshalb wurde NS I+II gesprengt, nicht weil sie Deutschland abhängig machten, sondern weil sie Deutschland zu unabhängig von den „Freunden“ machten.
Alle Kritik an Hersh und seinen Enthüllungen, kann in diesem brisanten und für Enthüller und Quellen lebensgefährlichen Politikfeld nur formal sein und ist wenn noch ausstehender letzter Beweise für die Täterschaft, den fehlenden rauchenden Colt, nicht logisch begründbar.
Die völlig fehlende, bedingungslose Verurteilung des Terroranschlages gegen Deutschland durch Medien und Politik aber, die den Täterstaat – ohne ihn zu explizieren - unzweideutig als Schurkenstaat einordnet, lässt keine Zweifel über die Komplizenschaft des Schweigekartells mit den Tätern zu und fällt über diese ein vernichtendes Urteil.

Immanuel Kanter am 23.02.23, 17:13 Uhr

Habe den Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen, sagte ein großer deutscher Denker der Aufklärung. Der Verstand ermöglicht es nämlich, Indizien zu erkennen, zu analysieren und daraus - wie im vorliegenden Fall des Terroranschlags auf Nordstream - Wahrscheinlichkeiten für die Definition von Täterschaften zu ermitteln. Gehen wir nach dem Ausschlussverfahren vor:
- Weder aus Lateinamerika noch aus Afrika oder Asien noch aus irgendeinem Entwicklungsland dürfte der Täter stammen. Selbst wenn er, was in diesen Ländern nicht zu erwarten ist, über das notwendige technisch Knowhow zur Sprengung, bzw. Anbringung der Sprengsätze in 80 m Tiefe verfügt hätte, er hätte nie unbemerkt vor Bornholm agieren können.
- Hinsichtlich der technischen und logistischen Möglichkeiten kommen also nur Nato-Länder, Australien und Neuseeland als willige angelsächsische Partner der Nato, Russland selbst und eventuell China in Frage.
- China scheidet aus, denn in dem von der Nato maximal überwachten Ostseegebiet wären marine Tätigkeiten eines chinesischen oder auch russischen Schiffes aufgefallen.
- Wären der Nato nicht freundlich gestimmte Länder wie Russland oder China verantwortlich, wäre dies längst und über Monate publiziert und politisch ausgeschlachtet worden. Ihre Aktivitäten wären auch entdeckt worden.
- Russland hatte kein Motiv seine Milliarden teuere Investition zu zerstören. Warum auch? Um kein Gas mehr zu liefern, brauchte es nur den Hahn abzudrehen.
- Der Verstand sagt: Es bleiben also nur westliche Länder, von denen eines oder mehrere für den Terrorakt verantwortlich sein können.
- Welche Länder kommen in Frage? Es muss sich um eine Macht handeln, die sowohl organisatorisch als auch technisch in der Lage ist, verdeckt und unerkannt einen so wirklich nicht leicht durchzuführenden Terrorakt auszuführen. Dazu dürften nicht alle Nato-Länder in der Lage sein. Der Kreis der Anwärter auf den Terror-King ist nicht sehr groß: Sicherlich gehören die USA, GB, Frankreich, Polen dazu ... Norwegen?
- Es ist mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass diese staatsterroristische Aktion seinen Ausgang in einem der wenigen o.g. Länder genommen hat. Ein dummer Streich von Pfadfindern in den Sommerferien kann es ja nicht gewesen sein.
- Letztendlich ist es gleichgültig, wer von den genannten Ländern die Verantwortung trägt. Es ist ein kriegerischer Terrorakt aus der Nato gegen Deutschland und und noch einigen weiteren mit von der Pipeline profitierenden Nachbarländern.
- Warum also versuchen Seymour Hersch, Unstimmigkeiten in seiner Argumentation vorzuhalten. Ja, vielleicht gibt es diese ... aber die Wahrscheinlichkeit, dass der die Richtigen als Täter anklagt ist extrem, sehr extrem hoch. Das von Hersch gezeichnete Bild ist stimmig und passt zu allen Äußerungen amerikanischer Geostrategen der letzten Jahre.
Biden sagte übrigens doch schon vor einem Jahr die Zerstörung de facto voraus. Wie man heute so tun kann, als sei da noch vieles unklar, ist wirklich nicht nachvollziehbar. Und warum wird nicht kriminaltechnisch ermittelt, bzw. kommen mögliche Erkenntnisse nicht ans Tageslicht? Weil dann offiziell bekannt würde, was jeder vernünftige Mensch ohnehin weiß.
Dieses, unser Land, seine politische Führung mitsamt der meisten Medienorgane ist in einem erbärmlichen Zustand. Zu feige, um die Interessen des Volkes zu vertreten und die aus dem Land zu werfen, die schon lange hinausgeworfen gehören.

Gregor Scharf am 23.02.23, 13:28 Uhr

Was soll das sein War-Entertainment? Bei so viel Widersprüchlichkeit und fadenscheinigen Argumenten wäre es angebracht, solch einen Unsinn gar nicht erst in einer seriösen Zeitung zu veröffentlichen.
Wir haben ohnehin genug Probleme und benötigen keinerlei zusätzliches Störfeuer. Wer bezahlt für solche Art von Propaganda? Früher oder eher später kommt die Wahrheit schon noch ans Licht.

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