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Sorge vor radikalen Moslems – Polizeieinheit in Neuss bündelt Sicherheitskräfte
Unterhält man sich im Vorfeld der Fußballeuropameisterschaft mit Innenpolitikern oder hochrangigen Polizeibeamten, dann hört man häufiger die Bezeichnung komplex, wenn es um die Beurteilung der Sicherheitslage gibt. Oder anders formuliert: Die Sicherheitsbehörden haben nicht erst seit dem Messer-Attentat von Mannheim alle Hände voll zu tun und müssen ihre Augen sprichwörtlich überall haben. 2,7 Millionen Fußball-Fans werden in Deutschland erwartet, deutlich mehr als zehn Millionen Anhänger werden sich in den sogenannten Fan-Zonen in den Innenstädten aufhalten. „Wir wollen, dass es für alle Beteiligten ein Fußball-Fest wird“, sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD), doch sie weiß, „dass es keine Garantie dafür gibt“.
Ärger droht aus mehreren Richtungen. Zum einen geht es um die klassischen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppierungen. Besonders gefürchtet sind derzeit die Ungarn. Der baden-württembergische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, warnte davor, dass gewaltbereite Hooligans aus Ungarn in die Landeshauptstadt kommen könnten. In den sozialen Netzwerken sei ein „Schauspiel“ angekündigt worden, das die Ungarn in Stuttgart veranstalten wollten. „Jedes Sommermärchen hat seine Schattenseiten“, sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), „auch Hooligans und Krawalltouristen werden sich auf den Weg nach Deutschland machen“. Die Übergänge sind dabei fließend. Szene-Kenner berichten davon, dass organisierte Hooligans seit Jahren ihre Auseinandersetzungen auf abgesprochenen Arealen durchführen würden. Im Fußball-Jargon heißt dies „Acker-Matches“. Der „normale“ Stadionbesucher bekomme davon nichts mit.
Doch es gibt auch die spieltagsbezogenen Auseinandersetzungen, die nicht selten mit Alkoholeinfluss zusammenhängen und weniger in den Stadien, als vielmehr in den Innenstädten stattfinden. Dadurch, dass die Ticketvergabe personalisiert stattfand, sehen sich die Behörden gewappnet. Mit Ausschreitungen, wie beispielsweise bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich, als deutsche und britische Hooligans halbe Innenstädte verwüsteten, rechnet eigentlich niemand. Für die Zeit des Turniers vom 14. Juni bis 14. Juli wird es vorübergehende, stichprobenartige Kontrollen an allen deutschen Außengrenzen geben. „Wir wollen vor allen Dingen Gewalttäter und Hooligans frühzeitig stoppen“, sagte Faeser.
Einhellige Meinung ist, dass die Gefahr von Gruppen ausgeht, die nichts mit dem Ereignis an sich zu tun haben. „Die Sicherheitslage ist angespannt. Es ist nicht auszuschließen, dass extremistische Gruppen die EM nutzen wollen“, sagt Faeser. Allen voran sind damit radikale Moslems gemeint. Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden geht die größte Bedrohung derzeit von der Terrormiliz ISPK (Islamischer Staat Provinz Khorasan) aus. „Wie wachsam unsere deutschen Sicherheitsbehörden sind, haben zuletzt die zwei weiteren Festnahmen von Terrorverdächtigen der ISPK vor wenigen Wochen gezeigt“, sagte Faeser.
Drohungen seitens Khorasan
Die Terrormiliz zeichnete etwa für den schweren Terroranschlag mit mehr als 140 Toten im März in einem Vorort von Moskau verantwortlich und hat zuletzt auch mit Anspielungen auf die Europameisterschaft kokettiert. In einer Ausgabe des Terror-Magazins „Voice of Khurasan“ wurde eine Fotomontage gedruckt, die einen von hinten fotografierten IS-Kämpfer vor einem Fußballstadion zeigt. Dabei wurden die Städte München, Berlin und Dortmund als mögliche Orte genannt, „um das letzte Tor“ zu schießen. Ein besonderes Augenmerk gilt naturgemäß dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Vier der zehn EM-Austragungsorte liegen dort.
Im niederrheinischen Neuss wurde eine Woche vor Turnierstart das „International Police Cooperation Center“ (ipcc) eröffnet, in dem deutsche Polizisten, aber auch Vertreter anderer Sicherheitsbehörden und der Nachrichtendienste mit ausländischen Polizisten zusammenarbeiten. „Neuss wird die Sicherheitszentrale der Republik“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), der zur Besonnenheit mahnte. Aus den abgedruckten Bildern ließen sich nicht unbedingt konkrete Anschlagspläne ableiten. „Das sind manchmal auch Fotos, die eine Verunsicherung der Bevölkerung organisieren sollen“, sagte der CDU-Politiker, der glaubt: „Wir sind gut vorbereitet.“
Das glaubt auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die allerdings auch vor einer hohen Arbeitsbelastung warnt. „Alle denkbaren Szenarien wie Hooligan-Ausschreitungen, Terrorattacken, die Drohnen- und Cyberabwehr, jedoch auch die Sicherung der Fanströme, Verkehrswege, der Stadien und des Public Viewing sind unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Vorbereitung des Sicherheitskonzeptes gründlich durchgegangen“, sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Michael Mertens und betonte, dass die deutsche Polizei 51 Fußball-Spiele begleiten müsse: „Das wird eine Herkulesaufgabe.“ Für die Bundespolizei gilt während des gut vierwöchigen Turniers übrigens eine Urlaubssperre, um alle Einsatzkräfte zu bündeln. Doch NRW-Minister Reul macht sich keine Illusionen: „100 Prozent garantieren kann man Sicherheit nicht. Das geht nicht.“