Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Extreme Wetterlagen mit Schnee im Sommer, tobende Orkane, Heuschreckenplagen und „Wunderzeichen am Himmel“ sind typisch
Nach der Eroberung des Prußen-Landes wurde aus Ostpreußen immer wieder über bemerkenswerte Naturphänomene berichtet. So herrschte im Winter 1322/23 grimmige Kälte. Ähnliche Verhältnisse gab es nachweislich in den Jahren 1709 und 1740, als die Ostsee jeweils bis Mai mit Eis bedeckt war und die Wachtposten in Königsberg reihenweise erfroren, sowie 1770/71, 1794/95, 1889/90, 1911/12 und 1928/29. Die niedrigste Temperatur registrierte man allerdings Anfang 1849. Damals fiel das Quecksilber bis auf minus 43,75 Grad Celsius. Manche Winter brachten zudem ungeheure Schneemassen, wie die von 1899/1900 und 1907/08. Damals musste die Stadt Königsberg satte 235.806 Mark für die Beräumung von 176.000 Kubikmetern der „weißen Pracht“ aufwenden.
Und dann waren da auch noch zwei überaus kalte Sommer: 1832 traten Nachtfröste im Juli auf und 1871 schneite es Anfang Juni, was die Ernteerträge beide Male erheblich schmälerte. Das war kein Klimawandel – das war Ostpreußen pur.
Extreme Wetterlagen im Wechsel
Demgegenüber nahmen in anderen Jahren Hitze und Dürre überhand. 1427 fiel von Ostern bis in den August hinein kein einziger Tropfen Regen, während am 13. August 1868 in Ostpreußen eine Höchsttemperatur von 44,75 Grad Celsius im Schatten gemessen wurde. Sehr heiß geriet auch der Sommer 1912, weswegen es in den Königsberger Schulen 25-mal Hitzeferien gab. Manchmal führte die ungewöhnlich früh einsetzende Wärme sogar dazu, dass die Obstbäume zweimal blühten und Früchte trugen. Das passierte unter anderem in den Jahren 1506 und 1834. Und 1642 trafen die ersten Störche überraschenderweise schon Ende Januar ein. Weniger erfreulich waren hingegen die Heuschreckenschwärme, welche die Region um Königsberg 1711 heimsuchten.
Diese tierische Invasion verstörte die Menschen ebenso wie das Auftauchen von „Wunderzeichen am Himmel“, bei denen es sich in aller Regel um Kometen, Polarlichter oder Sonnenfinsternisse handelte. Über „schröckliche“ Lichter am nächtlichen Firmament wurde beispielsweise 1572 und 1585 berichtet. Dazu kamen die „Cometstrahlen“ von 1577, 1680 und 1910, wobei in den letzteren beiden Fällen der Komet C/1680 V1 beziehungsweise der Halleysche Komet gesichtet wurden. Bemerkenswerte Sonnenfinsternisse traten wiederum in den Jahren 1706, 1766 und 1912 auf. Und für den 17. Mai 1706 melden die Chroniken, dass um elf Uhr vormittags fast völlige Dunkelheit geherrscht habe.
Flut im Königsberger Dom
Darüber hinaus wurde Ostpreußen von etlichen schweren Stürmen heimgesucht. Der schlimmste Orkan tobte am 17. Januar 1818 und verursachte einen Sachschaden von rund zehn Millionen Talern. Ihm fielen unter anderen 131 Kirchen und 37.000 andere Gebäude sowie 5736 Rinder, Pferde und Schafe zum Opfer. Gleichfalls dramatisch waren die Stürme, welche zunächst aus Südwest wehten und große Wassermengen in den Bottnischen und Finnischen Meerbusen drückten, wodurch reichlich Nordseewasser in die Ostsee nachlief, bevor der Wind dann plötzlich um 180 Grad drehte. Genau das löste einen „Badewanneneffekt“ aus, der zu kritischen Hochwasserlagen an der ostpreußischen Küste führte. Solche traten mehrfach zwischen 1304 und 1311 sowie 1497 und 1510 auf, wodurch der Schifffahrtsweg nach Königsberg zuerst versandete und hernach durch die Bildung des Pillauer Tiefs wieder frei wurde.
Beim nächsten großen sturmbedingten Hochwasser im Jahr 1620 stand der Fußboden des Königsberger Doms unter Wasser. Ähnliche Flut-Ereignisse spielten sich 1701, 1702, 1718, 1801, 1825, 1829, 1894, 1899 und 1914 ab.
Dazu kamen dann noch die Erdbeben! Ostpreußen zählt eigentlich nicht zu den geologisch aktiven Zonen unseres Planeten. Allerdings existieren hier dennoch strukturgeologische Nahtstellen infolge der Hebung des baltischen Raumes. Eine davon ist die Teisseyre-Tornquist-Zone im Übergangsbereich zwischen dem Baltischen Schild und dem östlichen Mitteleuropa, welche vom Unterlauf der Donau bis nach Skandinavien verläuft und auch Ostpreußen tangiert. Deswegen gab es dort in den letzten 700 Jahren sieben präzise bezeugte Erdbeben von teilweise beachtlicher Stärke.
Erhöhte Erdbebengefahr
Das erste ereignete sich am 8. August 1303 und wurde im „Chronicum Terrae Prussiae“ des Peter von Dusburg beschrieben, wobei der Ordensmann von drei schweren Erdstößen zur dritten Tagesstunde berichtete. Im Nachtrag zu diesem Geschichtswerk ist von einem weiteren Beben am 1. August 1328 die Rede, durch das unter anderem die vom Deutschen Orden errichtete Burg Christmemel einstürzte. Die nächsten Erdbeben fanden am 23. Oktober 1904, 1. Juni 1905 und am 30. Dezember 1908 statt. Beim letzten Mal konnten verschiedene Erdbebenwarten in Europa die Stärke der Erdstöße direkt über dem Bebenherd in Ostpreußen berechnen: Die Epizentralintensität lag hier bei 3,5 auf einer Skala, die bis zwölf reicht.
Danach herrschte fast einhundert Jahre lang trügerische Ruhe, bis es dann am 21. September 2004 um 13.05 und danach um 15.32 Uhr zu zwei weiteren Erdbeben kam, deren Epizentren jeweils in 40 Kilometern Entfernung von Königsberg lagen. Dabei erfolgten wiederum genaue Messungen. Diese ergaben, dass die Epizentralintensität nun immerhin 5,8 beziehungsweise 6,2 betragen hatte. Insofern birgt der geplante, aber 2018 vorerst gestoppte Bau eines Kernkraftwerkes im Königsberger Gebiet erhebliche Risiken.