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Dittchenbühnen-Chef Raimar Neufeldt über die Herausforderungen in Zeiten von Corona
Über das erste Corona-Jahr und die aktuellen Anforderungen durch die Pandemie, über den Kontakt zu Darstellerinnen und Darstellern, Helferinnen und Helfern sowie über die Finanzen in der Krise sprach Manfred Kellner mit dem ersten Vorsitzenden des Elmshorner „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ Raimar Neufeldt.
Herr Neufeldt, bitte einen Blick zurück auf das Jahr 2020: Wie ist das „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ bisher durch die Corona-Pandemie mit ihren Beschränkungen und Lockdowns gekommen?
Bis Mitte März 2020 lief es ganz hervorragend. Noch nie hatten wir so viele Besucher bei unseren Veranstaltungen. Danach allerdings fanden nur noch kleine Veranstaltungen statt – nach den Corona-Regeln. Viele Termine mussten auch ganz ausfallen. Alle Inszenierungen wurden unterbrochen, und wir konnten keine Premiere des „Kopernikus“ feiern, obwohl das Stück schon fast fertig inszeniert war. Und: Auch unser Weihnachtsmärchen mit den mehr als zwanzig Vorstellungen konnten wir nicht aufführen.
Nun wird wohl auch 2021 noch von der Pandemie bestimmt sein. Wie stellt sich das „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ darauf ein?
Natürlich verfolgen wir ganz genau alle Meldungen der Landesregierung und warten sehnsüchtig darauf, mit unserer Arbeit wieder beginnen zu können. Denn wir haben viele Pläne und Ideen. Wir hoffen, dass wir einiges davon in diesem Jahr verwirklichen können. Da das traditionelle Pfingstfest wohl nicht stattfinden kann, würden wir gern, wenn im Oktober sämtliche Corona-Auflagen aufgehoben sein sollten, zum „Tag der Deutschen Einheit“ ein Fest mit einem Ochsen vom Spieß ausrichten und einen bunten Flohmarkt veranstalten. Selbstverständlich werden sofort nach Freigabe wieder Theateraufführungen an der Dittchenbühne stattfinden. Die Mitwirkenden des Kindertheaters könnten zu den Karl-May-Festspielen nach Bad Segeberg fahren. Die „Baltische Tafelrunde“, die ja ein großes gesellschaftliches Ereignis in Elmshorn darstellt, soll nachgeholt werden. Und auch ein „Elch-Essen“ soll es wieder geben. Im Rahmen unserer Bildungsreisen würden wir gern eine mehrtägige Reise ins Lahntal durchführen sowie in der Adventszeit den Weihnachtsmarkt in Oldenburg besuchen. Augenblicklich werden das Theater und der Festsaal mit einer Corona-gerechten Be- und Entlüftungsanlage ausgestattet. Ich finde: Mehr kann man kaum tun.
Für das Graue-Erbsen-Essen im Februar hat sich ja eine erfolgreiche Abhol-Lösung gefunden. Gibt es Überlegungen, wie auch andere Veranstaltungen Corona-gerecht durchgeführt werden könnten?
Für unsere Informations- und Gesprächsveranstaltungen oder für Mal-, Näh- und andere Kurse funktioniert so eine Lösung natürlich nicht, ebenso wenig wie für Theater- und Kinoereignisse oder Konzerte. Allerdings überlegen wir gerade, ob es nicht möglich wäre, einmal im Monat ein Essen „to go“ anzubieten.
Wie halten Sie den Kontakt zu den Teams und den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern?
Natürlich möchten wir unsere Teams auf dem Laufenden halten. Wir telefonieren, senden WhatsApps und E-Mails oder verschicken Rundschreiben und versuchen so, alle zu informieren. Aber uns ist natürlich auch klar, dass das nie gänzlich das persönliche Gespräch, den Kontakt von Mensch zu Mensch ersetzen kann. Auch deshalb hoffen wir darauf, dass die Kontaktbeschränkungen bald Vergangenheit sein werden.
Seit einem Jahr gab es keine Theaterauftritte an der Dittchenbühne. Wie hält das Ensemble das aus?
Für die Ensemblemitglieder wie für alle Mitwirkenden ist das ein ganz trauriger Zustand. Zu Beginn des ersten Lockdowns haben wir über Video-Konferenzen geprobt. Das ist eine interessante Erfahrung, hat aber auch Grenzen – wenn es etwa um die Bewegungsabläufe auf der Bühne geht. Wichtig ist, dass die Regisseure jetzt weiterhin die Verbindung mit den Darstellerinnen und Darstellern halten. Und hier gilt wie für alle anderen Bereiche: Eine echte Öffnungsperspektive würde Hoffnung und Mut machen.
Viele Kultureinrichtungen und auch viele Künstlerinnen und Künstler erreichen inzwischen finanziell das Ende der Fahnenstange. Wie geht es dem „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ in dieser Hinsicht?
Im Vorstand des „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ haben wir kompetente Mitglieder, die etwas von Geld und Finanzen verstehen. Auf deren Expertise und auf deren Rat können wir immer zurückgreifen. Klar ist, dass man zu keiner Zeit über seine Verhältnisse leben darf. Wir haben alle Ausgaben den veränderten Bedingungen angepasst und sind davon überzeugt, dass wir gut durchstarten können, wenn die Zeiten wieder normal werden.
Was ist Ihr größter Wunsch für dieses Jahr?
Wir hoffen, bald wieder einen geregelten Kulturbetrieb aufnehmen zu können. Vielleicht ist ja der „Corona-Impfausweis“ der Zugang zur Normalität. Sicherlich kann es sein, dass man für eine Übergangszeit bei manchen Kursen und Veranstaltungen mit Kompromissen leben muss. Aber was für uns völlig klar ist: Wir werden unser Theater auf keinen Fall öffnen, wenn wir nur vor 25 Besuchern spielen dürfen. Denn da könnte keine Theaterstimmung aufkommen, das wäre für Zuschauer wie Darsteller kein Theatererlebnis.
Herr Neufeldt, vielen Dank für dieses Gespräch.
Das Interview führte für das Forum Baltikum – Dittchenbühne Manfred Kellner.