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Goldvorräte

Wo das Gold der Welt steckt

Möglicherweise ist China mit dem Zehnfachen des offiziellen Besitzes die Nummer eins vor den USA

Wolfgang Kaufmann
27.07.2020

Seit der Mensch in der Lage ist, Gold zu fördern und zu verarbeiten, hat er vermutlich über 190.000 Tonnen des Edelmetalls aus der oberen Erdkruste gewonnen. Das ergäbe zusammengenommen einen Feingold-Würfel mit reichlich 21 Metern Kantenlänge. Experten schätzen darüber hinaus, dass sich noch weitere 54.000 Tonnen Gold mit den jetzigen technischen Methoden schürfen ließen.

Nach Angaben des World Gold Council (WGC), der internationalen Lobby-Organisation der Goldbergbauindustrie, ist knapp die Hälfte des Goldes zu Schmuck oder Kunstobjekten verarbeitet worden. Der Rest landete als Anlagegold in privaten und staatlichen Depots oder fungierte als Rohstoff für industrielle Zwecke; nicht zu vergessen auch der Einsatz in der Zahnmedizin.

Etwa 12.000 Tonnen Gold – das sind rund 6,5 Prozent des globalen Bestandes – befinden sich in deutschem Eigentum. Die Deutsche Bundesbank nennt 3363,6 Tonnen, von denen ein großer Teil im Ausland lagert (siehe unten), ihr Eigen. Privatpersonen horten in Deutschland wohl gut 8900 Tonnen. Jeder volljährige Bundesbürger soll im Durchschnitt Goldschmuck im Gewicht von 58 Gramm und 71 Gramm Gold in Form von Barren oder Münzen besitzen. 91 Prozent der deutschen Privatanleger mit Gold im Depot haben angegeben, mit ihrer Kaufentscheidung sehr zufrieden zu sein.

Mit 25.000 Tonnen ungefähr das 2,8-fache an Goldbesitz in Privathand wird in Indien vermutet, weil Frauen dort bei Hochzeiten traditionell Goldgeschenke erhalten. Viele der rund 600.000 hinduistischen Tempelgemeinden in Indien hüten Goldschätze, die auf Spenden der Gläubigen zurückgehen und deren Gesamtmenge der WGC mit mindestens 4000 Tonnen beziffert.

190.000 Tonnen wurden gewonnen

Nach Recherchen des italienischen Autors Claudio Rendina, über die das Buch „L'oro del Vaticano“ Auskunft gibt, konnte die katholische Kirche im Laufe der Jahrhunderte über 30.000 Tonnen Gold ansammeln, jedoch dürfte mittlerweile das Meiste davon in andere Hände übergegangen sein.

Nationale Zentralbanken wie die Bundesbank legen schon seit Längerem Reserven an physisch existierendem Gold an, weil dieses im Krisenfalle schnell veräußert werden kann, beispielsweise, um Währungen zu stützen und inflationären Tendenzen entgegenzuwirken. Gleichzeitig ist Gold aber auch ein absolut „sicherer Hafen“, wenn das Weltfinanzsystem ins Wanken gerät.

Die Bundesbank rangiert mit ihrem Goldbesitz an zweiter Stelle nach der Federal Reserve Bank of New York. Diese hütet einen Bestand von insgesamt 8133,5 Tonnen Gold, der teils im legendenumwobenen United States Bullion Depository in Fort Knox (Kentucky) und teils in einem Hochsicherheits-Tresor innerhalb der Glimmerschiefer-Felsen von Manhattan tief unter dem Bankgebäude in der Liberty Street Nummer 33 ruht. Im letztgenannten Lager befinden sich auch die Goldvorräte von 60 weiteren Staaten.

Nach den USA und Deutschland verfügen die Krisenländer Italien und Frankreich über die größten nationalen Goldreserven, nämlich 2451,8 beziehungsweise 2436 Tonnen. Danach kommen Russland mit 2298,7 Tonnen, China mit 1948,3 Tonnen und die Schweiz mit 1040 Tonnen.

Iran und Israel verweigern Auskunft

So lauten zumindest die offiziellen Zahlen. Möglicherweise hat das Reich der Mitte aber deutlich mehr Gold zusammengetragen, als Peking offiziell angibt. Kritische Marktbeobachter gehen von bis zu 20.000 Tonnen aus. Das entspräche ungefähr dem Zehnfachen des offiziellen Wertes. Damit wäre die Volksrepublik die absolute Nummer Eins. Ansonsten besitzen der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) Goldreserven von 2814 beziehungsweise 505 Tonnen.

Die Rangliste der Staaten mit Gold im Depot ist allerdings nicht nur wegen der Unsicherheiten in Bezug auf China mit Vorsicht zu betrachten, da manche Regierungen jegliche Auskunft verweigern. Das gilt beispielsweise für den Iran und Israel. Auf jeden Fall haben mehrere große Länder wie Russland, Indien und die Türkei ihre Goldreserven in letzter Zeit systematisch aufgestockt.

Die Motivation, real existierendes Gold zu erwerben und für den Notfall einzulagern, ist seit der Finanzkrise von 2008 sowie der Eurokrise ab 2009 erheblich gewachsen. Das gilt ganz besonders für jene Staaten, die aus politischen Gründen keine Währungsreserven in US-Dollar anlegen wollen und darüber hinaus die Reputation ihrer Zentralbanken im In- und Ausland zu stärken versuchen.


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Kommentare

maia kampmann am 14.08.20, 14:39 Uhr

"...Die Gerüchteküche sagt gar nix mehr...."
Ja, diese Information habe ich auch,
es wurde wahrscheinlich verzockt
Man nennt es GOLD CARRY TRADE

Siegfried Hermann am 28.07.20, 09:37 Uhr

Naja,
WO ist denn nun UNSER Gold???
Weder in Fort Knox, noch bei der FED, soviel ist sicher. Die letzte Zählung UNSERES Goldes war vor noch mal...30 Jahren, gelle ??? Die US-Banken verweigern jegliche Zusammenarbeit der Klärung. Da kriegt jeder Buchhalter Schnappatmung.
Die Franzosen haben das rechtzeitig erkannt und de Gaulle hat es mit einer Kriegsflotte aus NY abholen lassen. Kiesinger zu unterwürfig, Willy zu dämlich.
Wie viel ++tatsächlich++ amerikanisches Gold in deren Tresoren lagert unbekannt. Die Gerüchteküche sagt gar nix mehr, weil in den Bankster-Wahnvorstellungen der 90ziger Jahren Gold kein produktiven Wert darstellte und mehr oder weniger kleinheimlich verkauft wurde.
Die Wahrheit ist also irgendwo da draußen.
Eine Spur führt über die Schweiz, weil hier praktisch 3/4 der globalen Raffineriemengen von Rohgold, Altgold und alles "übrige" in neue Barren und Münzen in Reinst-Qualität gegossen und geprägt wird und dann meist in die Auftragsländer wieder "verschwindet". Echte Auskünfte, Angaben, Statistiken Null. Da zählt noch das berüchtigte Schweizer Bankgeheimnis.
Größere Mengen werden fast nur noch per Luftfracht und speziellen Anbietern transportiert. Und hier taucht oft China als "destination" an.
Ein Schelm wer Weidmann glaubt.

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