24.04.2025

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Rukla

Wo die Bundeswehrbrigade in Litauen stationiert sein soll

Im Litauens größtem Militärstandort wurde 1930 eines der größten Militärlager des Landes eingerichtet – Die Rote Armee folgte

Bodo Bost
23.03.2025

Die NATO Multinational Battlegroup Lithuania ist ein Kampfverband des Nordatlantikpaktes im litauischen Rukla, der seit Mai 2017 besteht. Er setzt sich aus rotierenden Truppenteilen aus den USA, Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Kroatien, Norwegen und Luxemburg zusammen. Die Einsatzgruppe steht unter Führung der Bundeswehr, die ebenfalls Truppenteile des Verbandes stellt.

Die Entscheidung von 2023, eine deutsche Brigade dauerhaft nach Rukla zu verlegen, war eine historische, sowohl für Deutschland als auch für Litauen. Sie spiegelt die Verpflichtung der NATO zur kollektiven Verteidigung wider und ist Teil der regionalen Verteidigungspläne des Bündnisses, die auf dem NATO-Gipfel in Wilna im Juli 2023 gebilligt wurden.

Die 45. Panzerbrigade der Bundeswehr wird mit drei Manöverbataillonen und allen notwendigen Unterstützungseinheiten einschließlich Kampfunterstützungs- und Versorgungseinheiten nach Litauen verlegt und dort dauerhaft stationiert. Die Verlegung der 3000 Soldaten zählenden Brigade wird schrittweise bis 2026 erfolgen. Die volle Kampffähigkeit der Brigade soll im Jahr 2027 erreicht sein.

Rukla ist Litauens größte Militärstandort. Bereits 1930 wurde dort eines der größten Lager der litauischen Armee eingerichtet. Während der sowjetischen Besetzung war Rukla der größte Stützpunkt erst der Roten und dann der Sowjetarmee in Litauen. Eine Panzerbrigade, ein Infanteriebataillon und eine Fliegereinheit waren dort stationiert. Die Stadt war ein Ausbildungszentrum für Soldaten, die für den Einsatz in Afghanistan vorgesehen waren. Während der Sowjetzeit wurde Rukla besondere Aufmerksamkeit zuteil. Dort entstand ein Wohnblock nach dem anderen für die Familien der sowjetischen Militäroffiziere. Die Stadt wurde abgeriegelt, und Zivilisten durften sie nicht betreten.

Nach dem Zerfall der UdSSR 1991 gingen einige der Gebäude in Privatbesitz über und einige der Wohnblocks wurden soziale Brennpunkte, die von der Gemeinde übernommen wurden. Dort wuchsen Kriminalität, Rechtlosikeit und Arbeitslosigkeit, eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. Heute sind in Rukla vier litauische Militäreinheiten stationiert, welche die Garnison Rukla bilden. Die Stadt hat heute zweieinhalbtausend Einwohner. Dreimal so viele Pendler arbeiten dort.

Zu Sowjetzeiten gab es auf dem Gelände des Armeestützpunkts kein Gotteshaus, und hätte es dort nach der Sowjetideologie auch gar nicht geben dürfen. Stattdessen befand sich die Kirche (Kapelle) der Heilig-Geist-Pfarrei in Rukla auf dem Gelände des städtischen Kulturhauses. Die Messen werden heute auch in einer Halle des Ausbildungsregiments Rukla gefeiert. Seit 2001 wird die Heilig-Geist-Gemeinde in Rukla von Pater Arnoldas Valkauskas geleitet, der als Major zugleich Militärseelsorger der Garnison ist. Valkauskas ist in ganz Litauen nicht nur als Geistlicher, sondern zudem als Exorzist (Teufelsausreiber) bekannt. Tausende Menschen strömen zu seinen Gottesdiensten.

In Rukla ist in den 1990er Jahren in den leeren sowjetischen Wohnblöcken ein Auffanglager für Asylsucher eingerichtet worden. Zunächst kam das Gros der Asylsucher aus Tschetschenien. Häufig verursachte das Probleme mit der einheimischen Bevölkerung. Seit einigen Jahren kommen die meisten Asylsucher aus Syrien und dem Nahen Osten. Seitdem sind Konflikte seltener geworden, aber Zwischenfälle mit Asylsuchern und Einheimischen gibt es weiter. „Für die Flüchtlinge ist Litauen ein Sprungbrett in andere Länder. Deshalb erfinden sie, solange sie hier sind, oft imaginäre Vorfälle und Konflikte, um zu beweisen, dass sie, wenn sie schon nicht in ihrem Heimatland, so doch in ihrem erstem Aufnahmeland Litauen verfolgt wurden“, sagte der Bürgermeister von Rukla kürzlich einer litauischen Zeitung. Alles in allem birgt der Bundeswehrstützpunkt in Rukla ein hohes Potential an Konflikten. Dabei ist der drohende militärische nur einer von vielen.


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