04.11.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Mehr als 6000 wurden bereits gefunden: So könnte es auf einem der vielen Exoplaneten aussehen
Bild: shutterstock.comMehr als 6000 wurden bereits gefunden: So könnte es auf einem der vielen Exoplaneten aussehen

Exoplaneten

Wo es Sand oder geschmolzenes Glas regnet

Auf den bislang entdeckten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems herrschen zum Teil bizarre Verhältnisse – Selbst „erdähnliche“ Himmelskörper wirken nicht immer einladend

Wolfgang Kaufmann
04.11.2025

Am 6. Oktober 1995 gaben die beiden Schweizer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz eine Entdeckung bekannt, die den Wissenschaftlern 24 Jahre später den Nobelpreis für Physik bescheren sollte: Sie hatten in den Tiefen des Alls einen Planeten gefunden, der den Namen Dimidium (51 Pegasi b) erhielt und nicht die Sonne, sondern einen anderen Stern in 450 Billionen Kilometern Entfernung von unserer Erde umkreist, womit er als erster von Menschen entdeckter Exoplanet gilt.

Bis in die Gegenwart wurden mehr als 6000 weitere solcher Himmelskörper in 4490 fremden Sternsystemen ausfindig gemacht, was vor allem aus dem Einsatz der leistungsstarken Weltraumteleskope „Kepler“ und „James Webb“ resultierte. Dazu kommen einige hundert sogenannte Schurkenplaneten, die ohne Bindung an ein Zentralgestirn „heimatlos“ durch den Kosmos vagabundieren. Zu diesen gehört Cha 1107-7626, der wie ein gigantischer Staubsauger durch die Galaxis rast und in jeder einzelnen Sekunde Gas und Staubteilchen mit einer Gesamtmasse von sechs Milliarden Tonnen an sich reißt, weswegen er in schier grenzenlosem Maße wächst. Aber auch die Verhältnisse auf den Exoplaneten, die wie üblich einen Stern umrunden, können außergewöhnlich oder gar bizarr sein.

So toben auf dem 500 Lichtjahre entfernten Gasriesen WASP-127b unvorstellbar heftige Stürme mit Windgeschwindigkeiten von bis zu neun Kilometern pro Sekunde beziehungsweise 32.400 Kilometern in der Stunde. Im Vergleich dazu erreichen die stärksten Stürme in unserem Sonnensystem auf dem Neptun „nur“ 1800 Kilometer pro Stunde. Andere Exoplaneten rotieren im Rekordtempo um ihr Zentralgestirn. Absoluter Spitzenreiter ist hier bislang ein Planet im Sommersternbild Schwan, der seine Sonne in 17 Stunden umkreist, wofür die Erde bekanntlich gut 365 Tage benötigt.

Ein Himmel aus Quarz-Kristall
Viele Exoplaneten sind außerdem extrem heiß. Als schlimmste Gluthölle im All gilt derzeit KELT-9b. Auf dessen Oberfläche wurden Temperaturen von bis zu 4300 Grad Celsius errechnet, womit der 620 Lichtjahre entfernte Planet heißer ist als manche Sterne, die zur Kategorie der „Orangenen Zwerge“ gehören. Äußerst unwirtlich dürfte auch der Planet TOI-6713.01 sein. Aufgrund der starken Gravitationskräfte seiner Nachbarplaneten wird das Innere dieses Himmelskörpers durchgewalkt und mittels Reibungswärme aufgeheizt, sodass es schmilzt wie Butter in der Sonne. Deswegen drängen Unmengen von Lava aus zahllosen Vulkanschloten nach oben, wodurch der Planet in den Linsen der Teleskope rot leuchtet.

Ebenso fallen auf Exoplaneten Dinge vom Himmel, die den Aufenthalt auf ihnen auch nicht gerade angenehmer machen. Ein wie ein Wattebausch aufgebauter Planet im Sternbild Jungfrau besitzt Wolken aus Gesteinselementen, aus denen es permanent Sand regnet. Noch ungemütlicher sind die Verhältnisse auf HD 189733b: Bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 8700 Kilometern pro Stunde und Temperaturen von 1000 Grad fällt der Niederschlag hier in Form von geschmolzenen Glaströpfchen – deshalb müsste es intensiv nach faulen Eiern stinken.

Und auch der Himmel über den Weiten zweier Exoplaneten im Sternbild Skorpion und im Sternbild Bildhauer ist mehr als speziell. Bei einem bestehen die Wolken höchstwahrscheinlich aus glänzenden Quarzpartikeln, sodass man hier von einem Kristallhimmel sprechen kann. Und der andere Himmelskörper mit der dreißigfachen Masse der Erde reflektiert mehr Licht als jeder andere bislang entdeckte Planet im Universum. Das liegt daran, dass er Wolken aus Metallen wie Titan besitzt, welche ihn faktisch in einen gigantischen Spiegel verwandeln.

Als Unikum gilt Kepler-16b. Dieser „fremdgehende Planet“ umkreist nicht etwa einen, sondern zwei Sterne – genau wie Tatooine, der fiktive Heimatplanet von Anakin und Luke Skywalker aus der Science-Fiction-Filmreihe „Star Wars“.

Hinweise auf Leben gefunden
Als absoluter Exot dürfte zudem ein Planet im Sternsystem Copernicus durchgehen. 41 Lichtjahre von uns entfernt herrschen hier ebenfalls Temperaturen von bis zu 2400 Grad Celsius und ein hoher Druck. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass sich der reichlich vorhandene Kohlenstoff in Diamanten verwandelt hat. Dann läge der Wert des Exoplaneten 384 Billiarden Mal höher als das aktuelle Bruttoinlandsprodukt aller Staaten rund um die Welt – wenn man die derzeitigen Preise für diese Edelsteine zugrunde legt, welche allerdings ins Nichts fallen würden, sobald jemals eine Expedition zu jenem Diamanten-Planeten stattfindet.

Ansonsten wurden auch schon mehrere Dutzend erdähnlicher Exoplaneten in der sogenannten habitablen Zone rund um die Zentralgestirne gefunden, auf denen moderate Temperaturen herrschen, welche die Existenz von Wasser in flüssiger Form erlauben. Beispiele hierfür sind der 2017 entdeckte Kandidat im Sternbild Walfisch, auf dem die Astronomen einen Ozean mit 20 Grad Wassertemperatur vermuten, sowie ein weiterer, der in 384 Tagen einmal um seine Sonne kreist. Ebenso wäre da noch ein 124 Lichtjahre von der Erde entfernter Planet, der einen roten Zwergstern im Sternbild Löwe umrundet.

Letzterer wurde gleichfalls vom Weltraumteleskop „Kepler“ aufgespürt und besitzt – bei Oberflächentemperaturen um die zehn Grad Celsius – offensichtlich eine Atmosphäre. Bei deren Analyse fanden britische Forscher um Nikku Madhusudhan von der University of Cambridge die Stoffe Dimethylsulfid (DMS) und Dimethyldisulfid (DMDS). Diese beiden schwefelhaltigen organischen Verbindungen entstehen auf der Erde außerhalb von Forschungslabors ausschließlich durch biologische Prozesse, weswegen der Nachweis von DMS und DMDS faktisch auf den indirekten Beleg hinausläuft, dass außerirdisches Leben existiert, wobei dieses freilich keineswegs intelligent sein muss.

Auf jeden Fall wäre ein Besuch auf jenem Planeten, sofern dies dann irgendwann technisch möglich werden sollte, eine enorme Herausforderung für menschliche Nasen. Denn der Himmelskörper würde die Gäste von der Erde mit einer überwältigenden Melange der Geruchskomponenten Knoblauch, Trüffel, Stinkmorchel, Röstkaffee, Kohl und Darmgas empfangen.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS