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Seltsame Ausdrücke, die sich in die Umgangssprache eingeschlichen haben, beschäftigen Andreas Neuenkirchen auf unterhaltsame Weise
Wer die deutsche Sprache schätzt, dem werden schon häufiger seltsame Begriffe aufgefallen sein, die so gar nichts mit sprachlicher Akkuratesse, geschweige denn der deutschen Muttersprache zu tun haben.
Auf diese merkwürdigen Wörter, die sich in unsere Umgangssprache eingeschlichen haben, wie „Fake“, „systemrelevant“, „toxisch“, „gesundschrumpfen“, „Date“, „connecten“, „performen“ und viele mehr, macht Andreas Neuenkirchen in seinem Buch „Kann man sagen, muss man aber nicht“ aufmerksam. Sein Anliegen ist es nicht, alles zu verdammen, „was nicht schon in Opas kleiner Deutschfibel stand“, sondern „unachtsam nachgeplapperte und viel zu schnell verinnerlichte Wortungetüme“ kritisch zu betrachten.
Der Autor vergleicht diese mit Unkraut im Garten, dessen Pflanzen auch besser gedeihen, wenn man das unerwünschte Kraut entfernt. Um dieses „Wortunkraut“ aufzuspüren, unterteilt Neuenkirchen das Buch in sieben Bereiche: die Sprache der Angeber und Aufschneider, die des Alltags und des Small-Talks, der Jugendsprache und des Popjargons, der Anglizismen, der Presse und Werbung, der Politik und des Stammtisches sowie die der Arbeitswelt.
Die Wörter sind alphabetisch angeordnet und mit mindestens einem Symbol versehen, das auf die jeweilige Kategorie hinweist. „Im deutschsprachigen Raum wurde sprachliche Schönheit schon mal größeres Augenmerk zuteil als heute“, sagt der Autor in seinem Vorwort. Sprachkritiker sollten Sprache, die ja unbestritten etwas Lebendiges ist, lenken und aufzeigen, wo es weh tut. In diesem Sinne ist der Verfasser auf die Suche gegangen und hat so manche Blüten im Sprachgarten gefunden, die manchmal nachdenklich, aber auch belustigt stimmen.
Warum wird seit geraumer Zeit von einem „Stück weit“ gesprochen statt „ein bisschen“ zu sagen? Und auf den inflationären Gebrauch der „Gänsehaut-Garantie“ gäbe es, wenn es so weiter ginge, laut Neuenkirchen, bald eine Würgereflex-Gewähr. Der Wortungetüme gäbe es inzwischen so viele, dass es sich lohne, ihrer wieder Herr zu werden.
Jeder hat das Recht zu sprechen, wie er will. So ist das Buch nur eine Art Sammlung unverbindlicher Vorschläge, die man annehmen kann oder auch nicht. So eine Wort-Beschau könnte öde und langweilig daherkommen. Doch der in Tokio lebende Autor bewies schon in seinen Büchern mit Japan-Bezug viel Humor und so ist auch dieses „Wörterbuch“ ein wahrer Lesegenuss.