14.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Rotorblätter für Windkraftanlagen

Zukünftig nur noch Importe aus dem Ausland

Mit der Nordex Group hat zum 30. Juni der letzte verbliebene Hersteller auf deutschem Boden die Produktion eingestellt – Indien profitiert

Wolfgang Kaufmann
18.07.2022

Windkraftanlagen sollen angeblich helfen, die sogenannten Klimaschutzziele zu erreichen, sind aber selbst alles andere als umweltfreundlich. Sie verschandeln die Landschaft und erwärmen überdies die Luft, erzeugen Lärm sowie gesundheitsschädlichen Infraschall und töten Vögel, Insekten und Fledermäuse – dazu kommt außerdem noch die prekäre Entsorgung der Anlagenbauteile am Ende von deren zumeist recht kurzer Lebensdauer. So ist beispielsweise keine Aufarbeitung der aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehenden Rotorblätter möglich. Daher werden sie entweder auf Deponien gebracht beziehungsweise vergraben oder, wie in Deutschland üblich, unter hohem technischen Aufwand geschreddert und dann verbrannt. Das geschieht günstigenfalls in Werken der Zementindustrie, wo auf diese Weise wenigstens andere Energieträger eingespart werden können, schlechtestenfalls in ganz gewöhnlichen Müllverbrennungsanlagen.

Auch das Argument der Autarkie, der Unabhängigkeit vom Ausland, sticht nicht. Zum 30. Juni hat der letzte verbliebene Hersteller von Rotorblättern für Windkraftanlagen auf deutschem Boden die Produktion eingestellt. Das Werk der Nordex Group am Rostocker Güterverkehrszentrum beschäftigte 600 Mitarbeiter, die sich nun genauso eine neue Beschäftigung suchen müssen wie ihre 60.000 Kollegen bei anderen deutschen Windkraftanlagenbauern, die in den letzten zehn Jahren arbeitslos wurden.

Habeck intervenierte erfolglos

Ursache hierfür war die Verlagerung der Produktion ins Ausland, wo günstigere Standortbedingungen herrschen. Die veranlassten nun auch die Nordex Group, ihre Rotoren künftig in Indien herstellen zu lassen. Da half nicht einmal die persönliche Intervention des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck beim Nordex-Vorstandsvorsitzenden José Luis Blanco. Dieser begründete die Entscheidung des auch noch in Spanien, Brasilien, den USA und Mexiko präsenten Konzerns, der über vier Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielt, mit folgenden Worten: „Die Windindustrie bewegt sich in einem wettbewerbsintensiven, globalen Markt, der vor allem kostengetrieben ist. Vor diesem Hintergrund müssen wir unsere globalen Produktions- und Beschaffungsprozesse optimieren, um profitabel zu produzieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Nordex-Gruppe zu sichern.“ Daher sehe Nordex „keine Alternative“ zu dem „schmerzhaften Schritt“ der Schließung.

Anlässlich der Ankündigung der Betriebsschließung in Rostock Ende Februar dieses Jahres sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Nordex, Ralf Meier: „Die Auftragsbücher sind insgesamt gut gefüllt, nur wo produziert wird, steht auf einem anderen Blatt.“ Dem folgte ein Seitenhieb an die Adresse der Bundesregierung beziehungsweise der Windkraftbefürworter im Lande: „Man kann nicht die Energiewende fordern, aber ignorieren, dass die Energiewende bereits mit der Produktion und Materialbeschaffung anfängt.“

Dahingegen beschränkte sich der Grünen-Politiker und Windradbetreiber Johann-Georg Jaeger, der im Landesvorstand des Bundesverbandes Windenergie in Mecklenburg-Vorpommern sitzt, auf die Klage: „Wir schließen dieses Werk, obwohl wir wissen, in ein zwei Jahren werden wir jedes Rotorblatt brauchen – und zwar die aus Indien und aus Deutschland.“

„Keine Alternative“

Ebenso hilflos mutet die Reaktion der IG Metall an: Man dürfe keine weiteren Arbeitsplätze in der Bundesrepublik mehr abbauen. Außerdem bemängelten die Gewerkschafter, dass die Verlagerung der Produktion nach Indien auch klimapolitisch unsinnig sei, weil die Rotorflügel dann über Tausende Kilometer per Schiff nach Deutschland transportiert werden müssten. In der Tat verbrennen Frachter immense Mengen an Schweröl und stoßen dabei überdurchschnittlich viel Kohlendioxid und Feinstaub aus. Insofern dürfte die Überführung der riesigen Rotorblätter von Indien an die Standorte der künftigen Windkraftanlagen in Deutschland mit einer verheerenden Umweltbilanz verbunden sein.

Andererseits ist das Kind aber noch nicht vollkommen in den Brunnen gefallen. Denn die Nordex Group gab inzwischen bekannt, dass ein weiterer Produktionsstandort in Rostock, an dem Maschinenhäuser, Naben und leistungsübertragende Triebstränge für Windkraftanlagen gefertigt werden, erhalten bleiben solle – zumindest aus heutiger Sicht.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Kersti Wolnow am 21.07.22, 11:39 Uhr

In der Tat, wenn man so besorgt ums Klima tut, dann sollten weite Transportwege gemieden werden, aber die Agenda der der NWO-Jacobiner lautet: Grenzenloser Waren,- Personen- und Kapitalverkehr. Merkt nicht einer die Schizophrenie? Die schönen Worte sind das eine, die Taten sind das genaue Gegenteil. Mal generell überprüfen. Die können sich ihre Verlogenheit nur leisten, weil die Masse schläft.

Friedrich Terhahn am 18.07.22, 17:15 Uhr

Da wurde eine Kleinigkeit übersehen: Dadurch, dass die Rotorblätter jetzt in Indien produziert werden, zählt der CO2-Abdruck nicht mehr zur Statistik der EU. Damit werden die Rotoren statistisch betrachtet komplett CO2-frei.

Herr Habeck hat hier nur pro forma interveniert. In Wahrheit war ihm der Verlust sehr recht.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS