21.09.2025

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Zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet: Das Kaiser- und Kriegerdenkmal in Stettin
Bild: IMAGO / H. Tschanz-HofmannZu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet: Das Kaiser- und Kriegerdenkmal in Stettin

Stettin

Zum Gedenken an Kaiser Wilhelm I.

Zwei in einem: Der Stadtrat votierte für ein einheitliches Kaiser- und Kriegerdenkmal

Jürgen Ehmann
21.09.2025

Mitte September des Jahres 1887 verweilte Kaiser Wilhelm I. anlässlich einer Parade des 2. Korps in Stettin. Vermutlich noch unter diesem Eindruck der prächtigen kaiserlichen Parade beschloss der Magistrat der Stadt daraufhin am 21. März 1888, „zur Errichtung eines Denkmals für den geliebten Kaiser Wilhelm in Verbindung mit dem Kriegerdenkmal 60.000 Mark zu bewilligen“.

Ein früher geplantes Denkmal zum Gedenken der Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 war bis dahin noch nicht umgesetzt worden. Der Magistrat sah in der Vereinigung eines Kaiser- und Kriegerdenkmals daraufhin „die beste Lösung der immer wieder vertagen Kriegerdenkmalsfrage.“ Quasi zwei in einem. Mit Unterstützung der Behörden sowie der wohlhabenden Bürger Stettins hoffte man, „die Mittel zu einem würdigen Denkmal zu gewinnen, welches zur Ehre Stettins für späte Zeiten ein dauerndes Wahrzeichen bleibt, von unserer Liebe und Dankbarkeit für den heimgegangenen Kaiser zeugt.“

Ausschreiben für Künstler
Eine Finanzkommission empfahl die Bewilligung der 60.000 Mark und sah als Standort den Platz zwischen Pölitzer-, Schiller- und Moltkestraße als geeignet an. Die Stadtverordneten votierten einstimmig für den Antrag zur Errichtung des Denkmals. Die „Neue Stettiner Zeitung“ bemerkte, dass nach Bewilligung von „weiteren 60.000 Mark für das vereinigte Kaiser- und Kriegerdenkmal eine Summe von 120.000 M vorhanden“ sei.

Daraufhin wurde Anfang Juli 1888 ein „Konkurrenz-Ausschreiben an alle Deutschen Künstler“ vom Comité für das Kaiser- und Krieger-Denkmal mit den Unterzeichnern Graf von Behr-Negendank, Oberpräsident von Pommern, dem Ober-Bürgermeister von Stettin Haken, und Freiherr von der Goltz, Landes-Direktor von Pommern, in den Zeitungen veröffentlicht. Ein Reiterbild des Kaisers in Lebensgröße aus Bronze-Guss mit auf dem Sockel dargestellten Kriegern des Pommerschen Armeekorps sollten dem Denkmal zugleich die Bedeutung eines Krieger-Denkmals geben.

Als Standort wurde der Knotenpunkt des Paradeplatzes, des Königsplatzes und der Kaiser-Wilhelm-Straße letztlich ausgewählt. Hier war man sich sicher, dass das Denkmal entsprechend optisch präsent sein würde.

Am 1. Mai 1889 entschied ein Preisgericht über sieben in die engere Wahl gekommene Vorschläge, nämlich die von Brunow/Berlin, R. Felderhoff/Berlin, Professor Herter/Berlin, Karl Hilgers/Charlottenburg, Max Kruse/Berlin, Seffner/Leipzig und H. Hidding/Charlottenburg. Das einhellige Urteil: „Keine der ausgestellten Entwürfe entspricht völlig den Anforderungen, um sofort zur Ausführung zu gelangen.“

Gezerre um die Optik
Das Preisgericht beschloss somit, dem Denkmalausschuss vorzuschlagen, eine nochmalige Ausschreibung unter einer eng begrenzten Zahl von solchen Künstlern zu veranstalten, deren Arbeiten auf der Konkurrenz größere Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben. Den ersten Preis erhielt daraufhin Karl Hilgers/Charlottenburg für seinen Entwurf, der zweite Preis ging an L. Brunow/Berlin und der dritte an Seffner/Leipzig. Der Ausschuss erteilte kurze Zeit später Hilgers den Auftrag, seinen Entwurf umzuarbeiten, um ihm dann die Ausführung des Denkmals vollständig zu übertragen.

Vermutlich war Hilgers noch mit Entwürfen zu anderen Denkmälern wie dem 1892 fertiggestellten Kriegerdenkmal in seiner Heimatstadt Düsseldorf beschäftigt gewesen. Oder gab einen anderen Grund, dass bis zum Besuch Kaiser Wilhelm II. und dessen Gemahlin am 13. Mai 1892 in Stettin immer noch kein Denkmal errichtet worden war?

Stattdessen entwarf Stadtbaumeister Meier anlässlich des Kaiser-Besuches für den Standplatz des später errichteten Kaiser-Wilhelm-Denkmals einen auffälligen Obelisken von 14 Metern Höhe, dessen Spitze eine Krone und an der vorderen Seite das Bildnis des Kaisers in Medaillon-Form trug.

Im Frühling des Jahres 1893 führte die Erz- und Bildgießerei der Berliner Aktiengesellschaft Schäffer und Walcker in der Lindenstraße die Arbeit an dem Stettiner Denkmal neben weiteren Reiterdenkmälern für die Städte Schwerin, Elberfeld, Mannheim, Bromberg und Gera aus.

Des Kaisers Sohn war begeistert
Die Einweihung des 250.000 Mark teuren Denkmals, zu welchem die Stadt Stettin und die Provinz Pommern jeweils 60.000 Mark und den Restbetrag die Stettiner Bürger aufbrachten, sollte ursprünglich am 18. Oktober 1894 stattfinden, wurde jedoch auf den 1. November verlegt. „Bei einbrechender Dunkelheit begann die Beleuchtung der Stadt, wobei besonders die Feststraße in hellem Glanz erstrahlte. Elektrische Bogenlampen erhellten die Straßen taghell, die Ehrenpforten erhielten durch bunte Glühlichter eine wirksame Abenddekoration. Das Berliner und das Königsthor zeigten sich in buntem bengalischen Licht, und das neue Kaiser- und Kriegerdenkmal wurde von elektrischem Licht umstrahlt.“

Der Kaiser sprach sich anerkennend über die künstlerische Vollendung des Denkmals, die Herstellung des Platzes, sowie die Ausschmückung und Illumination der Stadt aus. Anlässlich der Enthüllung des Denkmals erhielten Oberbürgermeister Haken den Roten Adlerorden zweiter Klasse, Professor Hilgers und Stadtbaurath Meyer den Roten Adlerorden vierter Klasse, Bürgermeister Giesebrecht den Kronenorden dritter Klasse, Freiherr von der Goltz und Major Gaede den Roten Adlerorden vierter Klasse.

Nach 1945 wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf Geheiß des von den Sowjets gelenkten kommunistischen Regimes Polen letztendlich abgerissen.


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