Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
 
					Erst der Zweite Frieden von Thorn beendete den blutigen Konflikt – Es war zugleich der Auftakt zur ersten Teilung Polens
Nach der Christianisierung Polens unter Władysław II. Jagiełło verlor der Deutsche Orden im Jahr 1404 sein päpstliches Mandat, was den Kampf gegen die „Heiden“ rund um Ostpreußen betraf. Das hinderte ihn aber nicht daran, weiter die Konfrontation mit dem Großfürstentum Litauen und dem seit 1386 mit Litauen in Personalunion verbundenen Königreich Polen zu suchen.
Diese Auseinandersetzung gipfelte am 15. Juli 1410 in der Schlacht bei Tannenberg in Masuren, in der das Heer des Deutschen Ordens unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen den polnisch-litauischen Truppen unterlag. Im Ergebnis dessen kam es zum Ersten Frieden von Thorn, der am 1. Februar 1411 abgeschlossen wurde und dem Deutschen Orden exorbitante Kontributionen auferlegte: Der neue Hochmeister Heinrich von Plauen musste sich zur Zahlung von sagenhaften 100.000 Schock böhmischer Groschen verpflichten. Das waren mehr als 22 Tonnen Silber!
Um diese horrende Summe Geld überhaupt aufzubringen und parallel auch an finanzielle Mittel für eine militärische Revanche zu gelangen, begann der Orden, die Steuern in seinem Machtbereich drastisch zu erhöhen. Das wiederum löste eine allgemeine Unzufriedenheit aus. Dazu kam die zunehmende Bevormundung der Städte und Grundbesitzer im Ordensstaat. Daraus resultierte eine wachsende Opposition gegen den Orden, der aber stur an seinem Kurs festhielt.
In Reaktion hierauf schlossen sich die preußischen Stände, also 53 Adelige sowie sieben große und zwölf kleinere Städte, am 14. März 1440 in Marienwerder zum Preußischen Bund zusammen. Dabei ging es zunächst nicht um die Abkehr vom Ordensstaat, sondern nur um Widerstand gegen Unterdrückung und Rechtswillkür.
Dennoch verlangte der nunmehrige Hochmeister Ludwig von Erlichshausen die Auflösung des Bundes, was dieser aber vehement ablehnte. Also entschied der römisch-deutsche Kaiser Friedrich III. am 1. Dezember 1453 kurzerhand, dass der Preußische Bund eine illegale Vereinigung sei. Dessen oberster Rat ersuchte nachfolgend mehrere europäische Herrscher um Rückendeckung.
Aufteilung in vier Woiwodschaften
Doch am Ende hatte man nur bei dem polnischen König Kasimir IV. Andreas Erfolg. Der versprach, den Bund zu unterstützen, woraufhin dieser am 4. Februar 1454 einen Krieg gegen den Deutschen Orden begann, der als Dreizehnjähriger Krieg in die Geschichte eingehen sollte und an dessen Anfang das vom Bund kontrollierte Gebiet formell in den polnischen Staat eingegliedert und in die vier Woiwodschaften Kulm, Pomerellen, Elbing und Königsberg aufgeteilt wurde.
Da auf den meisten Burgen des Ordens nur wenige Ritter weilten, konnten die Aufständischen die Festungen schnell einnehmen. Bald befanden sich lediglich noch die Marienburg und die Burgen in Stuhm und Konitz in der Hand des Ordens. Um die Letztere zu stürmen, marschierte Kasimir Anfang September im Jahr 1454 mit 18.000 Mann vor Konitz auf, wo sich der Großspittler des Deutschen Ordens, Heinrich Reuß von Plauen, mit einigen hundert Bewaffneten verschanzt hatte. Daraus resultierte am 18. September die einzige große Feldschlacht des Dreizehnjährigen Krieges.
85 Prozent Zerstörungsgrad
In dieser unterlag Kasimir trotz seiner zahlenmäßigen Überlegenheit, weil die Ordensritter im entscheidenden Moment von kampferfahrenen Söldnern aus den Hussitenkriegen Verstärkung erhielten und einen tollkühnen Ausfall aus der Burg wagten. Danach wechselten mehrere Städte, darunter auch Königsberg, wieder auf die Seite des Ordens, während König Kasimir offene Gefechte künftig vermied. Stattdessen begann nun ein reiner Verwüstungsfeldzug, in dem auf beiden Seiten Söldner hemmungslos agierten. Damals sollen 85 Prozent der Dörfer in der Region zerstört worden sein.
Ungeachtet seines Sieges in der Schlacht von Konitz verschlechterte sich die Lage des Ordens in der Folgezeit kontinuierlich – nicht zuletzt, weil ihm das Geld für teure Söldner ausging und er seine Burgen an diese verpfänden musste. Das führte 1456 zum Verlust der Marienburg: Deren böhmische Besatzung verkaufte sie kurzerhand an den Bund und Kasimir, nachdem der Orden die Rückzahlungstermine hatte verstreichen lassen. Außerdem verlor er durch den Abfall etlicher Landesteile und den Kaperkrieg des Gegners gegen den Schiffsverkehr nach Königsberg, Memel und anderswo weitere Einnahmequellen. Schließlich kam es am 15. September 1463 auch noch zu einem Seegefecht auf dem Frischen Haff, in dem der Orden unterlag.
Konflikte bis zur Teilung
Angesichts der kompletten Erschöpfung seiner Finanzen strebte der Deutsche Orden schließlich eine Verhandlungslösung an, die zum Zweiten Frieden von Thorn führte, mit dem der Dreizehnjährige Krieg am 19. Oktober 1466 letztlich endete. Das Gebiet des Preußischen Bundes mutierte nun zum sogenannten Preußen Königlichen Anteils, das in einer nicht klar definierten Union mit der polnischen Krone verbunden war, während dem Deutschen Orden nur noch der östliche Teil Preußens verblieb. Allerdings mussten die Hochmeister des Ordens einen Treueeid gegenüber dem polnischen König leisten. Außerdem avancierte das katholische Bistum Ermland, das eine Enklave im restlichen Herrschaftsgebiet des Ordens bildete, zum autonomen Fürstentum. Aus all dem erwuchsen zahlreiche weitere Konflikte, bis es schließlich 1772 zur ersten Teilung Polens kam.