Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Seit seinen Jugendjahren interessierte er sich für die Geschichte Ostpreußens – Vermächtnis in zahlreichen Publikationen
Anatolij Bachtin, der im Jahr 2000 als erster Russe mit dem Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) für Publizistik ausgezeichnet wurde und stets Kontakt zu den Ostpreußen hielt, ob als Dozent, Reisebegleiter oder Teilnehmer an den Deutsch-Russischen Foren, ist am 28. November vergangenen Jahres verstorben. Bachtin war Archivar, Heimatforscher, Fotograf sowie Autor unzähliger Artikel und Bücher über die Geschichte des nördlichen Ostpreußen.
Mit seiner Kamera im Gepäck hat er das gesamte Königsberger Gebiet bereist und all das für die Nachwelt festgehalten, was vom alten Ostpreußen noch übrig war. Er hielt unzählige historische Bauten neben Ruinen von Kirchen und Burgen im Bild fest. Viele dieser Bauten sind inzwischen verschwunden, doch in Bachtins Bildern existieren sie weiter.
Schon in jungen Jahren begann der am 17. Januar 1949 in Königsberg geborene Bachtin, der im Stadtteil Ponarth aufwuchs, sich für die Geschichte der Region zu interessieren. Nach einem Studium an der Fakultät für Geschichte und Philologie der Staatlichen Universität Königsberg setzte er seine Ausbildung an der Staatlichen Fernuniversität der Künste mit einem Abschluss als Künstler fort. Als Fotograf und Bildarchivar wirkte er im Staatlichen Gebietsarchiv der Stadt fast vierzig Jahre lang. Das Archiv kündigte an, Bachtin in einer Ausstellung seiner Fotografien, Materialien und Gemälde, die seine vielseitigen Talente zeigt, ein würdiges Andenken zu bewahren.
In den 70er Jahren begann Bachtin, die der Zerstörung ausgesetzten Kirchen, Skulpturen und Häuserreliefs fotografisch zu dokumentieren. Während der Perestrojka widmete Bachtin sich der Geschichte des Deutschen Ordens und galt zuletzt als anerkannter Spezialist auf diesem Gebiet, wovon zahlreiche Publikationen zeugen. Er entwickelte einen eigenen Blick auf die Ordensgeschichte und teilte sein Wissen großzügig mit allen Interessierten. Seine jahrelange Forschung zu seinem Spezialgebiet mündete 2020 in dem umfangreichen Werk mit dem einfachen Titel „Der Deutsche Orden“.
Vielen Ostpreußen dürfte Bachtin kein Fremder sein, da er zum einen gemeinsam mit der Ost-Akademie Lüneburg eine Fotoausstellung über die zerstörten Kirchen im Königsberger Gebiet konzipiert hat, die in der Lübecker Marienkirche und weiteren Stationen gezeigt wurde, und zum anderen im Rahmen von Veranstaltungen Mitte der 90er Jahre auch deutsche Gruppen zu diesen Kirchen führte.
Mit Unterstützung der Ost-Akademie Lüneburg und Mitautor Gerhard Doliesen gab Bachtin im Jahr 2000 das Buch „Vergessene Kultur. Kirchen in Nord-Ostpreußen: Dokumentation“ heraus, erschienen im Husum-Verlag. Für diese Arbeit von unschätzbarem Wert verlieh die LO dem Russen im Rahmen der Sitzung der Ostpreußischen Landesvertretung am 5. November 2000 in Berlin den Kulturpreis. Zur Begründung hieß es, dass Bachtin damit einen „wesentlichen Beitrag gegen das Vergessen in Bezug auf den alten deutschen Osten geleistet“ habe.
Bachtin, der seinen Namen entgegen der üblichen russischen Aussprache mit der Betonung auf der ersten Silbe, also Bach, nannte – weil er dann an den deutschen Komponisten Bach erinnert, hielt auch nach der Preisverleihung den Kontakt zur LO und den Ostpreußen. So nahm er unter anderem am Deutsch-Russischen Forum der LO teil, einer Veranstaltung, die dem kulturellen Austausch zwischen deutschen und russischen Ostpreußen dient.