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Kultur

Zurück zu den Bilderstürmern

Hamburg stellt seine Benin-Bronzen aus und prescht mit der Restitution dieser „kolonialen Raubkunst“ vor

Harald Tews
17.02.2022

Ein Hamburger Museum wird bald um 179 Ausstellungstücke ärmer sein. Das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), das vormalige Völkerkundemuseum, trennt sich in einer Art vorauseilendem Gehorsam von seinen Benin-Bronzen. Seit Jahren stehen Restitutionsforderungen im Raum, weil es sich dabei um „koloniale Raubkunst“ handele.

In Hamburg macht man jetzt Nägel mit Köpfen. Die rot-grün regierte Stadt will beispielhaft vorangehen und als erste alle Bronzen bis Ende des Jahres an Nigeria zurückgeben. Bis zu dem Rückgabetermin, der allerdings noch nicht festgesetzt ist, sind die Gegenstände in einem kleinen Nebenraum des MARKK ausgestellt. Der Raum ist so abgelegen, dass es scheint, als schäme man sich, diese Kunst zu zeigen.

Dabei können sich die Hamburger nicht vorwerfen lassen, die Bronzen unrechtmäßig erworben zu haben. Niederlassungen hanseatischer Handelshäuser in Benin City kauften Ende des 19. Jahrhunderts diese Kunst möglicherweise über einheimische Zwischenhändler auf. Dass es sich um Raubkunst handele, kam damals wohl den wenigsten in den Sinn.

Denn die Werke stammten aus dem Königreich Benin, das trotz aller Kolonisationsbemühungen lange Zeit unabhängig blieb, bis es die Briten 1897 eroberten und das Königreich, dessen Gebiet im heutigen Nigeria liegt, auflösten. Die Kunstschätze aus dem Palast des Oba, dem Oberhaupt des Sklavenstaats, der seinerseits Bronze aus Europa wenig zimperlich mit dem Verkauf von Sklaven finanzierte, veräußerten die Briten, um damit ihre Eroberungszüge zu finanzieren.

„Was Benin angeht, ist die Sache glasklar: Es ist koloniale Raubkunst“, ist sich MARKK-Direktorin Barbara Plankensteiner sicher. Nachdem sie bereits vor 15 Jahren in Wien eine Ausstellung mit diesen Bronzen organisiert hatte, hat sie den „Benin-Dialog“ ins Leben gerufen, über den Museen aus aller Welt, die Benin-Bronzen besitzen, über eine Restitution verhandeln. Die Anzahl der Benin-Werke schätzt man weltweit auf bis zu 5000 Exemplare, davon etwa 1200 in deutschen Museen. Und hiervon befinden sich die meisten in Berlin, die Felix von Luschan, der von 1904 bis 1910 als Direktor der Afrika- und Ozeanien-Abteilungen im Völkerkundemuseum war, auf Auktionen in London erwarb.

Dass Hamburg und nicht Berlin nun den Vorreiter spielt, ist bemerkenswert. Schließlich ist der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, neben Plankensteiner mit im deutschen Restitutions-Team. Aber das Humboldt-Forum, wohin die Ausstellung gepasst hätte, scheute nach Protesten wegen der kolonialen Herkunft davor zurück.

Den materiellen Verlust der 179 Hamburger Werke aus Bronze, Elfenbein und Holz, die unter dem Begriff Benin-Bronzen firmieren, den man nach der Rückgabe erleidet, schätzt man auf 60 Millionen Euro. Der immaterielle Verlust wird sich in Grenzen halten, zeigt die Ausstellung doch eher primitive Kunstformen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Entsprechend unmotiviert klangen die Rückgabeansprüche eines nigerianischen Museumsvertreters im MARKK. In Benin City sollen die Bronzen in einem Museum ausgestellt werden, das erst noch gebaut werden soll – wenn es denn jemals realisiert wird. Denn in Nigeria gewinnt die Islamistengruppe Boko Haram immer mehr an Einfluss. Und was von radikal-islamischen Bilderstürmern zu erwarten ist, hat man bei den Zerstörungen der Buddha-Statuen in Afghanistan durch die Taliban oder der Kulturstätten in Syrien durch den Islamischen Staat erlebt.

In Deutschland aber steckt man den Kopf lieber in den Sand und unterwirft sich einem politischen Zeitgeist, den jetzt die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth zusätzlich mit forcierten Rückgaben kolonialer Kulturgüter beflissen anheizt.

• Besucherinfos www.markk-hamburg.de


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Kommentare

Chris Benthe am 17.02.22, 14:40 Uhr

Meine Bestürzung, angesichts des Verlustes dieser Artefakte einer doch eher unbegreiflichen Kultur, hält sich in Grenzen. Es ist an der Zeit, sich um unser eigenes germanisches Erbe zu kümmern und die junge Generation dafür zu interessieren.

Siegfried Hermann am 17.02.22, 10:36 Uhr

Also Benin, bis 1975 (also unter afrikanischer Selbstständigkeit!) hieß Dahomey und ist ein souveräner Staat!
Benin-City liegt gut 150 km von der Grenz entfernt in Nigeria. Was sich Nigeria alles nach Kolonie-Ende gewalttätig einverleibt hat, da redet natürlich keine grüne S drüber, gelle!? link Biafra.
60 Mio. Euronen???
Wie wärs wenn wir die Rechnung mit dem kriminellen Facharbeitern und parasitären Gästen in Deutschland gegenrechnen??? Das zu unseren Vorteil aber min. 8 stellig wird!!
Sorry, welcher "Kunstraub" denn???
Nigeria gehörte zum Empire! Also sollen diese Grünen Khmer sich in London chauffieren. Und wie die PAZ geschrieben haben die Deutschen Händler GEKAUFT!!! Seit wann gebe ich freiwillig mein gekauftes Auto dem türkischen Händler zurück, nur weil der rumheult, das wäre "Beutekunst".
...???
Und Deutschlands Kolonial-Geschichte bestand läppische 25 Jahre darin, MILLIONEN von GOLD-Mark ausgegeben zu haben, alsauch nur einen Pfennig Gewinn eingefahren zu haben. Aber solche linken Belanglosigkeiten interessiert natürlich keinen Grünen Khmer.
Das Zeugs bleibt hier und basta!

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