31.03.2025

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Henry Wells (l.) und William Fargo (r.) starteten mit Kurieren und Postkutschen, bevor sie mit American Express und der Idee von Reiseschecks den Durchbruch schafften
Bilder: WikimediaHenry Wells (l.) und William Fargo (r.) starteten mit Kurieren und Postkutschen, bevor sie mit American Express und der Idee von Reiseschecks den Durchbruch schafften

Wells & Fargo

Zwei Gründer mit zwei Welt-Unternehmen

Erst schufen sie die American Express Company und bauten dann eine der größten Banken der Welt auf

Jens Eichler
02.03.2025

Wer die Centurion Card von American Express, die allgemein auch als „Black Card“ bekannt ist, besitzt, der hat es im Leben weit gebracht und dürfte finanziell ziemlich frei und unabhängig sein. Dabei handelt es sich um die exklusivste Kreditkarte der Welt, die jedoch niemand beantragen kann – sie wird nur auf Einladung von American Express vergeben. Um diese Karte ranken sich Mythen und Märchen. Aber es heißt, dass sie eine Jahresgebühr von 5000 Euro koste und der Inhaber damit einen jährlichen Mindestumsatz von 250.000 Euro erreichen müsse. In der Bundesrepublik schaffen das angeblich immerhin knapp 10.000 Menschen.

Von der Postkutsche zur Bank
Doch so edel und exklusiv ging es bei American Express nicht immer zu. Wurde die Gesellschaft doch am 18. März 1850 als ganz einfache Postkutschenverbindung für Post, Frachtgüter und Wertgegenstände in New York gegründet. Wichtigste Verbindung war der Weg von der Ost- an Westküste der Vereinigten Staaten. Und das zu einer Zeit, als der uns von der Leinwand und dem Fernseher bekannte Wilde Westen noch von Gangstern, Banden, Postkutschenräubern, schießwütigen Revolverhelden und auch so manchem Indianerstamm unsicher gemacht wurde. Sichere Frachtwege waren damals rar und dafür umso begehrter.

Kein Wunder also, dass Henry Wells, William Georg Fargo und John Butterfield ihre drei anfangs getrennten Transportunternehmen zusammenschlossen und die American Express Company in Lower Manhattan eröffneten – ein Eilzustelldienst. Eilig und sicher. Denn wenn es quer durchs Land ging, dann wurden die Pferdekutschen stark gesichert. Und so kam es, dass man über die Zeit hinweg nicht nur für große, bemerkenswert sichere Transporte berühmt wurde, sondern auch noch den Westen jenseits der Prärien und Great Plains zu erschließen half.

Von bis an die Zähne bewaffneten berittenen Kurieren und hochgerüsteten Postkutschen zum Finanzdienstleister? Ein weiter Weg könnte man meinen. Da aber vor allem Banken dem Lieferdienst vertrauten, rentierte es sich bald mehr und mehr, Geldscheine, Gold, Wertpapiere und weitere Bankgüter statt herkömmlicher großer Frachten zu transportieren. American Express war gut, sicher und kundenfreundlich. Kein Wunder, dass nur noch ein Unternehmen ernsthaft konkurrieren konnte. Und das war die US-amerikanische Post. Deren Vorteil gegenüber dem reinen Liefer- und Frachtdienst war die Finanzdienstleistung – noch. Denn Wells, Fargo und Butterfield wollten dieses attraktive Geschäft nicht einfach dem Konkurrenten überlassen. Also nahm man kurzerhand die Möglichkeit von Postanweisungen in das Portfolio auf. Als dann 1890 das Unternehmen auf die clevere Idee von Reiseschecks kam, war das zugleich der Beginn einer neuen Ära von American Express – immer weiter weg vom Speditionswesen hin zur Finanzgesellschaft.

Nur ein Jahr später schaffte man mit den American Express Travellers Cheques den absoluten Durchbruch. Am 5. August 1891 wurde der erste im Leipziger Hotel Hauffe eingelöst und ausbezahlt – Einreicher war William C. Fargo, Neffe eines der drei Firmengründer.

Seit dem Jahr 2008 ist die einstige Liefergesellschaft eine reine Bank, nachdem sie in jenem Jahr von der Federal Reserve, der US-Zentralbank, die Genehmigung und Banklizenz erhielt. Mit einigen Reitern, Kutschern und Schützen vor nunmehr 175 Jahren gestartet, beschäftigt das Unternehmen heute mehr als 65.000 Mitarbeiter.

Geld als lukratives Geschäft
Wie lukrativ das Geld- und Finanzgeschäft ist, merkten Wells und Fargo sehr schnell und gründeten von New York aus an der Westküste der USA, in San Francisco, bereits 1852 das gemeinsame Unternehmen Wells Fargo Company, um erst Transport- und dann etwas später Finanzdienstleistungen anzubieten. Das heutige Unternehmen ist das Ergebnis der Übernahme der kalifornischen Firma Wells Fargo & Company durch die bislang in Minneapolis ansässige Norwest Corporation im Jahr 1998.

Obwohl zumeist die übernommene Firma den Namen der Erwerberin annimmt, entschied sich Norwest stattdessen dafür, ihren Namen zugunsten der übernommenen Wells Fargo aufzugeben, da die fast 150-jährige Geschichte des Namens Wells Fargo und deren Postkutschen-Geschichten aus dem Wilden Westen attraktiv erschienen. Heute gehört die Bank gemessen an der Marktkapitalisierung zu den wertvollsten Geldhäusern der Welt.


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