14.12.2024

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Preußen

Zwischen Barock und Biedermeier

Rudolf G. Scharmann taucht anhand preußischer Prinzessinnen tief in die Kultur- und Alltagswelt von Königs- und Fürstenhäusern ein

Dirk Klose
14.12.2024

Preußen einmal anders: Nicht Politiker und Generäle, sondern Prinzessinnen! Rudolf G. Scharmann, langjähriger Kastellan des Charlottenburger Schlosses, hat aus intimer Kenntnis der preußischen Kultur- und Alltagsgeschichte dieses ungewöhnlich schöne Buch über zehn Töchter aus Königs- und Fürstenhäusern aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschrieben, die entweder an den preußischen Hof geheiratet oder sich auswärts vermählt hatten. Mittelpunkt ist Berlin unter Friedrich Wilhelm III. und imaginär ständig präsent Preußens vielgeliebte Königin Luise.

Teils wurden die Ehen zwar noch nach alter Staatsräson arrangiert, aber das Buch zeigt, dass sich auch bei Fürsten mehr und mehr aus Liebe geschlossene Ehen durchsetzten. Für alles findet Scharmann in „Preußische Prinzessinnen“ Beispiele. Er hat jede Prinzessin kurz als „Die Fügsame“, „Die Patriotin“, „Die Kaiserin“ „Die Standhafte“ charakterisiert. Und es passt: Manche fügten sich mehr oder weniger klaglos in das steife Hofzeremoniell, manche hatten großes Heimweh, wieder andere engagierten sich in den Freiheitskriegen für Volk und Vaterland, manche lebten großes Familienglück, zwei rebellierten gegen den starren Alltag, eine von ihnen büxte vollends aus, was den Bannstrahl der Familie zur Folge hatte.

Jeder Lebenslauf zeigt eine Individualität. Der Leser taucht ein in die preußische Welt von Romantik und Biedermeier und erlebt das königlich-fürstliche Le-ben, wie es sich für Frauen meist in Festen, Krönungen, aufwendigen Familienfeiern, aber auch im Engagement für Kranke und Waise spiegelte. Den Vogel, wenn man so will, schoss Luises älteste Tochter Charlotte ab, die als Alexandra Fjodorowna Gemahlin des russischen Zaren Nikolaus I. wurde. Zwei Prinzessinnen wurden Königin in Preußen, eine (Au-gusta von Sachsen-Weimar-Eisenach) dann auch erste deutsche Kaiserin.

Das auf Kunstdruckpapier gedruckte Buch ist zu einem Drittel bebildert. Es sind wahre Schätze, die der Autor aus seinem Charlottenburger Schloss und anderen Residenzen größtenteils in Berlin und Potsdam zusammengetragen hat: schönste Porzellane, Marmorbüsten, Gemälde, Schmuck, Tapeten und Vorhänge, gefertigt von den besten preußischen Künstlern. Vieles kann auch heute noch besichtigt werden. Sozialgeschichte bleibt weitgehend ausgespart, das Buch zeigt Preußen von einer ungewohnt freundlichen Seite. Für Preußenverehrer ein ideales Weihnachtsgeschenk.

Rudolf G. Scharmann: „Preußische Prinzessinnen. Leben in Schlössern und Gärten der Romantik“, BeBra Verlag, Berlin 2024, gebunden, 240 Seiten, 28 Euro


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