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Nach grundlegender Neugestaltung: Der Lokschuppen I des Berliner Technikmuseums ist wieder mit einer Dauerausstellung geöffnet
Am früheren Anhalter Bahnhof in Berlin regt sich wieder etwas. Das hat aber nichts mit dem Streikende der Lokführer zu tun, sondern mit dem Deutschen Technikmuseum, das in den historischen Lokschuppen des Anhalter Bahnhofs die neue Schienenverkehr-Dauerausstellung „Eisenbahn: Revolution und Alltag“ eröffnet hat. Mit Fokus auf die Kulturgeschichte zeigt sie, wie die Eisenbahn auf Gesellschaft, Wirtschaft und Alltag einwirkte und bis heute einwirkt. Im nun vollendeten ersten Bauabschnitt der Ausstellungs-Überarbeitung wird im Lokschuppen 1 auf 1700 Quadratmetern die Zeit von den Anfängen der Eisenbahn bis 1914 dargestellt.
Die Ausstellung kombiniert einzigartige historische Objekte mit moderner Präsentation. Eine übersichtliche Gliederung, attraktive Großfotos, Zeichentrickfilme, Medienstationen, Mitmach-Angebote und eine bessere Zugänglichkeit der Inhalte ermöglichen Erwachsenen und Kindern gleichermaßen ein einzigartiges Besuchserlebnis. Grundlage der Ausstellung sind einmalige Objekte, von denen viele aus dem früheren Verkehrs- und Baumuseum in Berlin stammen. Dazu zählen Fahrzeuge wie der offene Personenwagen von 1843. Er ist einer von nur zwei weltweit erhaltenen Wagen dieses Typs, bei dem die Reisenden noch im Freien saßen. Auch ein Stück Originalgleis der englischen Eisenbahnlinie von 1825 findet sich und ein hölzerner Eisenbahnvorläufer aus dem 16. Jahrhundert.
Neu in der Ausstellung ist der doppelstöckige Pferdebahnwagen von 1865. Er erinnert daran, dass Berlin bis 1900 im Stadtverkehr über ein einhundert Kilometer langes Schienennetz verfügte. Dabei wurde der geringe Rollwiderstand der Schiene mit dem jahrtausendealten Antrieb durch „Pferdestärken“ kombiniert.
Auch die elektrische Eisenbahn wird dargestellt. Dazu zählt der Triebwagen ET 183 05 von 1899. Obwohl einer der ersten seiner Art, war er in Süddeutschland bis 1962 im Einsatz. Für die neue Ausstellung wurde er umfangreich erforscht und restauriert. Ein Zeichentrickfilm illustriert seine Geschichte ebenso wie Objekte, die in den Fensterschächten gefunden wurden – von Fahr- und Kinokarten über Zigarettenschachteln bis hin zu kleinen Spielzeugtieren und Comic-Heften. Mit der Geschichte des elektrischen Antriebs von Schienenfahrzeugen werden zugleich Traditionslinien emissionsfreier Mobilität aufgezeigt und der Bogen zu heutigen Diskussionen um eine CO₂-neutrale Mobilität geschlagen.
Die Ausstellung befindet sich an einem besonderen Ort: in den Lokschuppen, die einst zum Anhalter Bahnhof gehörten. Ihre Geschichte wird ebenso erklärt wie die des größten der Berliner Fernbahnhöfe des 19. Jahrhunderts. Aus dem im Krieg zerstörten Empfangsgebäude des „Anhalter“ wurden etliche Bauteile geborgen, die in der Ausstellung neu präsentiert werden. Manche davon werden erstmals gezeigt, wie große Blechbuchstaben, die an der Bahnhofsfassade die Entfernung zu den von dort zu erreichenden Städten anzeigten. Zentraler Bestandteil sind die originalen Galvanoplastiken „Tag“ und „Nacht“ von Ludwig Brunow, von denen sich heute Repliken am verbliebenen Baurest des Bahnhofs am Askanischen Platz in Berlin-Kreuzberg befinden. Die Personifikationen sollten daran erinnern, wie die Eisenbahn die Zeitmessung und Zeitwahrnehmung verändert hatte.
Technikmuseum Berlin in der Trebbiner Straße 9. www.technikmuseum.berlin