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Kunst

Architekt ohne Bildnis

Kronach erinnert an den Festungsbaumeister Maximilian von Welsch anlässlich dessen 350. Geburtstags

Veit-Mario Thiede
10.10.2021

Auf der Werkliste des Barockbaumeisters Maximilian von Welsch (1671–1745) finden sich so berühmte Anlagen wie die – letztlich unter der Leitung von Balthasar Neumann geschaffene – Würzburger Residenz und das am Rheinufer gelegene Schloss von Wiesbaden-Biebrich. In seinem Neuen Zeughaus von Mainz residiert die Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz und die nach seinen Plänen erbaute Kurmainzische Statthalterei von Erfurt, die 1816 bis 1933 unter preußischer Herrschaft Sitz des Regierungspräsidiums des Bezirks Erfurt war, dient heute als Regierungssitz des Thüringischen Ministerpräsidenten.

Dem vor 350 Jahren im fränkischen Kronach geborenen Welsch ist in der über der Stadt thronenden Festung Rosenberg seine erste Sonderausstellung überhaupt gewidmet. Sie präsentiert vergoldete und mit Welschs eingravierter Signatur versehene Mess- und Zeicheninstrumente sowie Faksimiles seiner Baurisse und Entwürfe. Leider ist kein Bildnis von ihm überliefert. Aber aus Welschs Besitz stammende Bücher über Redekunst und Weltgeschichte, Festungsbau und Rechenkunst geben vielsagende Einblicke in seine Wissenswelten.

Ausstellungskurator Alexander Süss erklärt: „Das Projekt ‚Einer für Alle(s)' versteht sich als Beitrag dazu, die Vielfalt im Wirken Maximilian von Welschs neu zu entdecken.“ Erstmals finden seine Leistungen als Militärbaumeister besondere Beachtung.

Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst und Erzbischof von Mainz sowie Fürstbischof von Bamberg, engagierte ihn 1704 als Direktor des Militärbauwesens. Er war zuständig für die Instandhaltung und den Ausbau der Festungen von Kronach, Erfurt und Mainz. Als letztere während des Polnischen Thronfolgekrieges 1734 weiter verstärkt wurde, stand Welsch der preußische Festungsbaumeister Gerhard Cornelius von Walrave zur Seite.

In einem der Saaltexte wird in der Ausstellung Walrave als Schüler von Welsch bezeichnet, was Julia Brandt jedoch in einer Fußnote ihres Katalogaufsatzes über die Mainzer Verteidigungslinien nicht bestätigt: „Untersuchungen zu den Parallelen zwischen Gerhard Cornelius von Walrave und Maximilian von Welsch stehen noch aus.“

Der hauptamtliche Militärbaumeister Welsch war nebenher für Kurfürst Lothar Franz, dessen fürstbischöfliche Verwandtschaft und andere hohe Herren aus dessen Umkreis an Zivilbauprojekten beteiligt. Das berühmteste unter ihnen ist die Würzburger Residenz. Ab 1719 nahm Welsch auf Einladung des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn bis zu dessen Tod 1724 starken Einfluss auf die Planung. Aber ebenso wurden französische Architekten sowie Johann Lukas von Hildebrandt hinzugezogen, während die Bauleitung zunächst Johann Dientzenhofer und dann Balthasar Neumann oblag. Auch bei vielen anderen Baumaßnahmen war Welsch keineswegs alleiniger Urheber. Und so erklärt Süss: „Die kollektivistische Planung verhindert im Falle der Würzburger Residenz, wie bei vielen anderen Schönborn-Projekten auch, den Blick auf Welschs baukünstlerischen Anteil.“

Bis 28. November im Fürstenbau der Festung Rosenberg, Kronach, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 9.30 bis 17.30 Uhr.
Der Katalog aus dem Imhof Verlag kostet in der Ausstellung 29,95 Euro.
Internet:
www.kronach.de/welsch


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