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Der Wochenrückblick

Auch wieder falsch

Wie der Judenhass nach Kassel kam, und warum sie wohl bald wieder „Kanaken“ sagen

Hans Heckel
25.06.2022

Erst vor ein paar Tagen gab der deutsch-israelische Publizist Chaim Noll auf der „Achse des Guten“ sein Erstaunen preis über den Hang der Deutschen, „unbeirrt am Unbrauchbaren“ festzuhalten. Wenn Sie rätseln sollten, was er damit meinen könnte, fragen Sie Claudia Roth. Die hat gerade allerhand Ärger am Hals mit der jüngst eröffneten Kasseler „documenta 15“ wegen ihrer „Unbeirrtheit“, mit der sie an einem (mindestens) „unbrauchbaren“ Kunstwerk festhielt. Seit Januar wurde in der deutschen Kulturszene über ein Bild gestritten, das es in sich hat. Das Gemälde der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi zeigt einen Juden mit Hut und Schläfenlocken, blutunterlaufenen Augen, Hakennase und haifischartigen Zähne. Am Hut ist das SS-Zeichen zu sehen. Kurzum: Der Jude als das Böse an sich.

Monatelang wollte Kulturstaatsministerin Roth die offen antisemitsche Aussage der Künstler aus dem ganz überwiegend muslimischen Inselreich nicht erkennen können und verteidigte das Machwerk gegen jede Kritik. Erst am vergangenen Montag gestand sie ein: „Das ist aus meiner Sicht antisemitische Bildsprache.“ Das Machwerk wurde dann verhüllt, ob es überhaupt noch hängt, wenn Sie diese Zeilen lesen, ist im Moment offen.

Die „documenta“-Leitung wollte eigentlich ein Zeichen gegen den „Neokolonialismus“ setzen und beauftragte das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa damit, die Ausstellung zu kuratieren, also auszuwählen, was da hin soll. Dabei hätte man in Kassel wissen können, dass Angehörige des Kollektivs schon lange metertief in die Boykottbewegung gegen Israel verstrickt sind.
Das wollte man aber nicht sehen, denn im „woken“, „antikolonialistischen“ Lager hat man sich angewöhnt, die Welt so einzuteilen, dass die Weißen die Bösen sind und alle anderen deren Opfer. In dieser moralischen Klemme kann der weiße „Antikolonialist“ nichts Edleres tun, als dem ewig unterdrückten „globalen Süden eine Stimme zu geben“, wie es in Kassel nun geschah. Wenn dieser „globale Süden“ seine Stimme aber dazu nutzt, übelste Hetze herauszubrüllen, wird es ausgesprochen knifflig. In Kassel hat man sich also dahinein geflüchtet, die Hetze zuzudecken. Aus strikt „antikolonialistischer“ Sicht ist das aber eigentlich ein Akt reinster „neokolonialistischer“ Anmaßung, durch den die „strukturelle Diskriminierung“ der Nichtweißen ganz plastisch wird. Also auch wieder falsch? Es ist zum Mäusemelken!

Weil das alles so kompliziert ist, hat die Bundesrepublik eine Antidiskriminierungsbeauftragte. Für diesen Posten wurde nun Ferda Ataman nominiert. Eine gute Wahl, denn die in Stuttgart geborene Tochter türkischer Einwanderer kennt sich mit Diskriminierung bestens aus. So ließ sie verlauten, dass sie es in Ordnung findet, Deutsche als „Kartoffeln“ zu bezeichnen. Ob sie sich selbst dann auch gern als „Kanakin“ titulieren lässt?

Als Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes wäre der altbekannte „Generalverdacht“ gegen bestimmte Gruppen eines ihrer Hauptbeobachtungsobjekte. Auch darin ist sie ein Profi. So äußerte sie am Anfang der Corona-Pandemie, für den Fall einer Überlastung des Gesundheitssystems habe sie „eine Ahnung, welche Bevölkerungsgruppen in Krankenhäusern zuerst behandelt werden, wenn die Beatmungsgeräte knapp werden“.

Sie unterstellte den (deutschen) Ärzten damit, dass sie die Dringlichkeit einer Intensivbehandlung nach rassischen Kriterien staffeln würden, und stellt die Mediziner damit alle unter „Generalverdacht“. Wie sie darauf kommt? Ach, bei Ataman ist einfach alles „Rasse“, was zählt. So sei es schon rassistisch, wenn ein weißer Deutscher einen anderen Menschen fragt, woher er käme, sagt sie.

Widersprüche und Verrenkungen

Andererseits war sie lange bei der Immigranten-Lobbygruppe „Neue Deutsche Medienmacher“ aktiv, die eine 30-Prozent-Quote für farbige Journalisten und solche aus Einwandererfamilien fordert. Wie soll man (abgesehen von den Farbigen) aber herauskriegen, ob jemand zu der privilegierten Quote-Kaste zählt oder nur ein autochthoner Deutscher ist, wenn man ihn nicht fragen darf, wo seine Wurzeln liegen? Schwierig.

Andererseits: Solche Einwände lassen sich leicht damit abwehren, dass man den Kritiker einfach als Rassisten brandmarkt. Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli meint denn auch, dass die Angriffe gegen Ataman und andere, „die Muslime sind oder als solche gelesen werden“, „System“ hätten, also „rassistisch“ motiviert seien. Indes: Mit dieser Masche wollte man schon die Macher des judenfeindlichen „documenta“-Bildes raushauen. Hat nicht richtig funktioniert.

Es scheint da ein hinterhältiges Naturgesetz zu geben, das lautet: Je schlichter und grobschlächtiger eine Ideologie gerät, desto schreiender werden die inneren Widersprüche, die sie hervorbringt. Und umso schräger fallen schließlich die Verrenkungen aus, die man vollführen muss, um das Konstrukt zu rechtfertigen.

Robert Habeck kann ein Lied davon singen. Alles, nur nicht Kernkraft, lautet die schlichte Formel des grünen Ministers. Also will er jetzt auf Kohle und Erdgas setzen, wie er (eingestandenermaßen) zähneknirschend überall eingesteht. Das Knirschen ist dabei wichtig, um die eigene Anhängerschaft zu besänftigen.

Die Verrenkung ist dabei wirklich sehenswert. Habeck erklärt, dass die derzeit noch betriebenen drei Kernkraftwerke nicht in Betrieb bleiben könnten, weil die Brennstäbe nur bis Jahresende hielten. Das habe ich ihm anfangs sogar geglaubt (und hier geschrieben), bis mich fachkundigere Leute eines Besseren belehrten: Die Stäbe hätten eine Brenndauer, die deutlich über das Jahresende hinausreiche, und auch die drei im vergangenen Dezember stillgelegten AKW könnten schnell wieder ans Netz gehen.

Der Minister erweckt hingegen den Eindruck, dass nach dem Dezember dieses Jahres die Kernkraftwerke erst in vielen Jahren wieder betriebsbereit seien, dass da also eine große Lücke entstünde, derweil Gas und Kohle sofort zur Verfügung stünden. In Wahrheit ist es genau umgekehrt: Die AKW sind jetzt verfügbar, während die Gas-Terminals erst noch geplant und gebaut werden müssten und man für die Kohle, die bislang zu mehr als 50 Prozent aus Russland kam, zunächst einmal neue Anbieter finden muss.

Da hat Habeck nicht viel Glück: Ausgerechnet jetzt sind in Kolumbien, von dem er viel Kohle beziehen wollte, seine grünlinken Gesinnungsfreunde an die Macht gekommen, die auch so schnell wie möglich aus der Kohleförderung aussteigen wollen. Könnte eng werden, aber Hauptsache keine AKW mehr.

Plagt Sie angesichts all dessen bereits die Sehnsucht nach einer CDU-Regierung? Dann zum Abschluss noch das hier: Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet twitterte zur Ataman-Nominierung: „Liebe Ferda Ataman, ich gratuliere dir aus vollen Herzen zur Berufung als neue Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung.“ Frau Ataman hat fünf Jahre lang Laschets Reden geschrieben.


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Kommentare

Hein ten Hof am 30.06.22, 12:43 Uhr

Erstmal meine Bewunderung für den Karikaturisten, insbesondere die Hyäne passt wie Faust auf Auge.

Zur Kohle folgende Eingebung: Unter unseren Füssen befindet sich, nach Aussage von Experten, für 200 Jahre Kohle. Diese fördern und, wie gehabt, verflüssigen oder vergasen.

Chris Benthe am 25.06.22, 14:59 Uhr

Ich halte es mit Björn Höcke, der einmal sagte:
"Je hysterischer die herrschende Kaste reagiert, je aggressiver sie um sich schlägt wie ein kleines, bockiges Kind, dem man das Spielzeug wegnehmen will, desto ruhiger sollten wir werden und den ganzen ätzenden Schmodder, den sie über uns auskippen, souverän und stoisch abtropfen lassen. Wir brauchen uns für nichts zu rechtfertigen - schon gar nicht vor den Zerstörern unseres Landes."

sitra achra am 25.06.22, 13:24 Uhr

Eine Kunstausstellung ist kein Hort der unbefleckten Empfängnis, wo die sanfte Muse ihre Tänzchen aufführt.
Sie soll einen Querschnitt der künstlerischen Arbeit darstellen, auch wenn das Ergebnis nicht jedermann gefallen mag, wenn die Chose allzu provokativ wird.
Das wird aber durch die Freiheit der Kunst gedeckt.
Das spielt nun in Kassel an der Grenze des Erträglichen, aber kann uns das noch aufrütteln, die wir unter Coronadauerschockbehandlung stehen?
Zumindest zeigt uns das indonesische Kunstwerk, dass ca. 2 Milliarden Muselmanen, die auf dem Planeten leben, potentiell oder gar aktiv antisemitisch denken.
Das könnte uns dazu verhelfen, uns von unserer kritiklosen Anbetung ehemals kolonisierter Völker zu befreien und eine realistischere Haltung ihnen gegenüber einzunehmen. Wundern muss man sich trotzdem darüber, dass diese Vertreter den nationalsozialistischen Urheber der Judenschmähung namens Julius Streicher auf diese ungenannte Weise anonym verehren. Seltsam. Aber der scheint den Geschmack der Antisemiten getroffen zu haben.
Meine Vermutung allerdings ist, dass mit dem Abbild dieses jüdischen Raffzahns nicht eigentlich die jüdische Rasse, sondern der kapitalistische Westen gemeint ist, also wir alle.
Schade, dass man das indonesische Werk entfernt hat, sodass eine Auseinandersetzung coram publico nicht mehr möglich ist.
Man hätte ja wie bei der "Judensau" eine erklärende Tafel anbringen können, um die Bilderstürmer zu beschwichtigen. Ein bisschen mehr Souveränität im Umgang mit Problemen würde ich mir in dieser Gesellschaft schon wünschen und ich bin dafür auch bereit, mich von "Kümmeltürken" als "Kartoffel" bezeichnen zu lassen. Übrigens kommt die Kartoffel ursprünglich aus dem exotischen Südamerika, soviel zum Bildungststand dieser türkischen Dame. Mit Kümmel oder Muskat gewürzt schmeckt sie besonders gut.

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