16.09.2025

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Deutsches im Stadtbild: Das Café Stollenhof in Insterburg
Bild: BeutnerDeutsches im Stadtbild: Das Café Stollenhof in Insterburg

Königsberger Gebiet

Auf dem Weg zum Freilichtmuseum

Zahlreiche Städte im nördlichen Ostpreußen setzen auf ihre deutschen historischen Wurzeln, um Besucher anzulocken

Bärbel Beutner
16.09.2025

An einem Mittwochvormittag im Juli holte mich ein guter und sehr kompetenter Freund ab, und es ging gemeinsam von Königsberg zunächst nach Insterburg. Die Autobahn an Tapiau vorbei lässt manche Sehenswürdigkeit „links liegen“, so die restaurierte Burg mit dem Gut Langenfeld, heute ein Hotel, Tagungs- und Urlaubsort.

Mehrmals war ich schon in Insterburg und hatte die restaurierten Viertel gesehen, den Theaterplatz und die Theaterstraße, aber nun putzt sich die Stadt auf besondere Weise heraus. Sie will „deutsch“ aussehen. Die Häuser aus der Gründerzeit sollen möglichst „original“ wirken, sie zeigen Haustüren aus Holz mit alten Klinken und Schlössern. Ein Fotomotiv ist eine Hauswand, bedeckt mit einem Stadtbild vom alten Insterburg.

Aber dann sprang uns eine Garage mit einer bemalten Wand in die Augen. Dort ging der Dichter E. T. A. Hoffmann vorbei, und im Fenster mit alten Fensterläden saß sein Kater Murr und betrachtete den neu gepflasterten Hof. Das Café „Stollenhof“ präsentierte sich als „Historische Leckerei“ und lud zu kleinen Törtchen und riesigen Gläsern Kaffee ein.

Insterburg will „deutsch“ aussehen
Die heutige Stadtverwaltung, ein gut erhaltenes Gebäude aus deutscher Zeit, war früher ein Gymnasium. Der Direktor wohnte in einer Villa daneben, auch dieses Gebäude ist gut erhalten und renoviert. Die „Klops-Akademie“ im Bauhausstil aus den 20er Jahren ist gut erhalten und aufgearbeitet, und dahinter steht original die Frieda-Jung-Schule. Mein Begleiter konnte mir alles zeigen, was mit der Dichterin Frieda Jung zu tun hatte, während Besuchergruppen hin und her strömten und eifrigen Stadtführerinnen an den Lippen hingen.

Die enge Verbindung von Frieda Jung (1865–1929) zu Insterburg sieht man an der Grundschule, die nach ihr benannt wurde, und das Haus, in dem sie in Insterburg wohnte: ein schmalbrüstiges Haus mit einer Tafel, blau gestrichen. Geboren wurde Jung in Kiaulkehmen im Kreis Gumbinnen als Tochter eines Lehrers.

„Heimatdichterin“ wird sie genannt, auch von Margarete Kudnig, die 1985 eine Neuauflage eines Arbeitsheftes der Landsmannschaft Ostpreußen zum 100. Geburtstag der Dichterin bewirkte und die Bezeichnung „Heimatdichterin“ nachdrücklich positiv benennt. Im Handumdrehen ist man heute von Insterburg aus in Gumbinnen, die neue Autobahn macht es möglich. Der Ausflug im Juli endete mit einem Besuch in Trakehnen, aber es sollte nicht die einzige Rundfahrt zu alt-neuen Kulturdenkmälern bleiben.

Ein anderer russischer Freund fuhr mit mir an der „Straße der Ruinen“ entlang von Gerdauen nach Friedland. Vorher hielten wir bei der Kirche von Allenburg, ein Zeugnis gelungenen Wiederaufbaus. Leider war die Kirche zu, und es regnete in Strömen. An der „Straße der Ruinen“ konnte ich nur Allenau fotografieren, aber ich erfuhr, dass es eine private Organisation gibt, die sich „Ruinenretter“ nennt. Ehrenamtliche Mitarbeiter entfernen Unkraut, säubern und sichern und decken Teile der Gebäude mit Spezialtüchern ab. Ihre Leistung wurde besonders sichtbar bei der von Andreas Schüler 1846 erbauten Kirche in Mehlauken.

In Friedland ist die Kirche St. Georg fast fertig und steht auf einem ansprechenden Areal. Die Stadt wartet, modern und herausgeputzt, auf ihre Gäste.
Zeugnis eines gelungenen Wiederaufbaus
Labiau empfing uns regnerisch. Das Wetter ließ die Stadt trübe und sogar hässlich erscheinen, aber der Marktplatz und der Hafen, wo die Deime in das Haff mündet, zeigen neue Möglichkeiten. Der Hafen hat eine neue Mauer mit einem schmiedeeisernen Gitter bekommen. Es soll ein Jachthafen werden, von dem aus Touristen eine Rundfahrt über das Haff machen können. Zeitpläne gibt es schon, und der Marktplatz, neu und schön gepflastert, hat schon Parkplätze für Busse und Autos. Das ganze Viertel wächst dem Tourismus zu. Auf der einen Seite ein modernes Gebäude mit Bank und Geschäften, auf der anderen ein neues Café, das vergrößert werden soll.
Das Schloss muss besonders die deutschen Betrachter anrühren. Es steht da, abschreckend angesichts der Frage, wie viel Arbeit da noch investiert werden muss, aber es lädt schon zur Besichtigung ein. Am Wochenende gibt es Führungen. Und was steht auf dem Schild? „Samok Labiau“ mit kyrillischen Buchstaben.
Wer feudale Ferien oder Heilkuren machen möchte, sollte ein Stück weiter nach Rinderort fahren. Das Leuchtturmmuseum dort ist eine Attraktion, und in dem urigen Dorf gibt es ein neues Hotel, das den Gästen allen Komfort bietet. Man kann sich sportlich betätigen und Fahrräder ausleihen, medizinische Betreuung in Anspruch nehmen und sich körperlich ertüchtigen.

Alles zeigt positive Entwicklungen der Kaliningrader Oblast. Dass mehrere Millionen Touristen in der Hauptsaison anreisen, ist begreiflich. Gäste aus China und aus Indien haben schon die kleine Dorfkirche in Heiligenwalde besucht. Das Stadtbild in Königsberg prägen Menschen aus aller Welt.


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