21.11.2024

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Der Wochenrückblick

Auf den Müll damit

Wie Angela Merkel die CDU bei Anne Will in die Tonne tritt, und wer trotzdem ruhig weiterschläft

Hans Heckel
03.04.2021

Meine Güte, das war was! Es kommt ja schon mal vor, dass man als Wochenzeitung von den Ereignissen überrollt wird und einer Geschichte, mit der das gedruckte Blatt zum Leser kommt, über Nacht die Basis weggeschossen wurde. Aber so? Das war mal etwas Neues.

Die PAZ war längst im Druck und wir saßen schon bei der Planung für die nächste Nummer, da platzte eine Kollegin mit der Bombe in den Konferenzraum: „Sie haben die Oster-Ruhe zurückgenommen. Kam eben durch!“ Wie bitte? Ungläubiges Staunen, Gelächter, bissige Bemerkungen: Was können die eigentlich noch?

Ablenken, das können die! War die Entschuldigung der Kanzlerin nicht bezaubernd? Viele große Medien gaben sich hingerissen („Respekt, Kanzlerin!“) von der „großen Geste“ und vergaßen so schnell wie sie konnten, was da passiert war und vor allem: Wofür genau sich Merkel eigentlich entschuldigt hatte. Weil sie „qua Amt“ die Hauptverantwortliche sei, sagt sie. Und das bedeutet jetzt – was? Das sagt sie nicht. Danach fragt sie auch keiner, Anne Will schon gar nicht. Zu der kommen wir noch.
Damit hat Merkel die erste Stufe eines erfolgreichen Ablenkungsmanövers mit Bravour gemeistert. Die besteht darin, alle Vorwürfe ins Leere laufen zu lassen. Abgehakt!

Ohne Zeit zu verlieren, machte sie sich an die zweite, die eigentliche Stufe eines solchen Manövers: Hier gilt es, die Aufmerksamkeit des Publikums blitzgeschwind in eine andere Richtung zu leiten. So ließ die Kanzlerin, kaum dass ihre „Entschuldigung“ verhallt war, verlauten, sie wolle „Auslandsreisen unterbinden“. Ihre Regierungssprecherin gab allerdings zu, dass es hohe verfassungsrechtliche Hürden für ein derartiges Verbot gebe. Ja, ist das nicht schade? Immer diese verdammte Verfassung mit ihren Grund- und Bürgerrechten. Hätten wir die doch bloß endlich vom Hals.

Dann wären wir auch diesen Föderalismus los. Jeder weiß doch, dass große Aufgaben nur im großen Rahmen gelöst werden können, also entweder national, oder besser noch: auf europäischer Ebene. Deshalb hat Merkel die Impfstoffbeschaffung ja auch an die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen weitergereicht, woraufhin dann ... äh, schlechtes Beispiel. Uns fallen aber bestimmt noch bessere ein.

Die Kanzlerin ist sich jedenfalls sicher, dass die Länder versagt haben und nun alles in ihre, der Kanzlerin Hände gehört, wie sie uns bei Anne Will wissen ließ. Beim „Unterbinden“ von Auslandsreisen geht das ja auch nicht anders. Schon interessant: Nachdem uns Merkel 2015 belehrt hatte, dass „wir nicht kontrollieren können, wer über unsere Grenzen kommt“, sprich: hineinkommt, ist es nun offenbar sehr wohl möglich, zu unterbinden, dass jemand über unsere Grenzen nach draußen gelangt. War in der DDR ja auch nicht anders: Hinein kam man als „ausländischer“ Tourist ohne größere Probleme. Dass ein Insasse der DDR hinauskam, war dagegen weitestgehend „unterbunden“.

Bei Frau Will kann Merkel die Keule rausholen, zumal die ARD-Showmasterin ohnehin ganz und gar auf Seiten der Regierungschefin steht. Das machte sie gleich zu Beginn der Sendung klar, als sie sagte, sie wolle in Merkels „Kosmos verbleiben“ – statt kritisch nachzufragen, wie Journalisten das tun. Zwar guckt man Anne Will eigentlich schon lange nicht mehr, doch diese Sendung wird in die Geschichte eingehen, als Krone und Offenbarung eines Staatsfunks, der sich wonnig zum Sprachrohr der politischen Macht gewandelt hat.

So durfte Merkel auch ohne kritische Nachfragen mit der Entmachtung der Länder drohen, falls die nicht spuren bei noch mehr Lockdown und Ausgangssperre und haste nich' gesehen. Auch hier drängen sich Parallelen auf: 1952 war die SED der fünf Länder ebenso überdrüssig und zerstückelte sie in die viel kleineren DDR-Bezirke, um die Macht besser zu zentralisieren. Wir sehen: Weder in Sachen Grenzregime noch in der inneren Ausgestaltung der Republik hat die FDJ-Sekretärin im Kanzleramt etwas vergessen. Es hatte nur vorübergehend etwas weiter unten im Schreibtisch gelegen, bis die Zeit gekommen war.

Wo das eine kommt, muss das andere dafür gehen. Beispielsweise die CDU. Angela Merkel hat keine Verwendung mehr für den kaputten Schuppen und schmeißt ihn in der ARD-Sendung mit abschätziger Miene auf den Müll, so wie 2013 die Deutschland-Fahne. Die feine Art, wie sie das macht, muss sich der Teufel höchstpersönlich ausgedacht haben. Die CDU habe „ja keinen Rechtsanspruch auf das Kanzleramt“. Kein Oppositionsführer hätte das maliziöser formulieren können. „Keinen Rechtsanspruch“ – herrlich! Aber das reichte ihr noch nicht an Bösartigkeit. Sie glaube dennoch, so Merkel, „dass die Union das Potential hat, gute Antworten zu geben auf die Fragen, die sich stellen“, goss sie ihr vergiftetes Lob über CDU und CSU. Sie sagte nicht, „die können die Probleme lösen“, die „haben die richtigen Antworten“, dort stünden „hervorragende Persönlichkeiten wie XY bereit“, nein: Die Union hat „Potential“, sonst nichts. So spricht ein entnervter Bewährungshelfer über seinen gescheiterten Mandanten.

Das heißt keineswegs, dass Merkel nicht an die Zukunft denkt, oh nein. Sie hat die Union in zwei Jahrzehnten personell wie programmatisch ausgehöhlt und die Leere mit grünen Inhalten nachgefüllt, sodass der Übergang zur Herrschaft der Baerbock-Habeck-Truppe jetzt ganz und gar logisch und organisch erscheint. Damit es im September nach der Wahl auch so kommt, wie es kommen soll, zieht sie dem neuen CDU-Chef Armin Laschet bei Frau Will gleich noch eins über. Zwar zappelt der ohnehin im Strudel abstürzender Umfragewerte, aber wir wollen ganz sicher gehen, hat sich die scheidende Kanzlerin vermutlich gedacht.

Wir sind Zeugen großer Ereignisse: Wohl noch nie hat ein ehemaliger Partei- und auslaufender Regierungschef seine eigene Partei derart in die Tonne getreten und in der Schlussphase seiner Herrschaft gegen sie gearbeitet. Ja, das kann man wahrhaft historisch nennen. Wir wollen aber trotzdem nicht übermütig werden und glauben, dass die Mitglieder und Anhänger der CDU plötzlich aufwachen und bemerken, dass sie zwei Jahrzehnte lang dem Gegner zugejubelt haben.

Wem selbst nach der Energiewende, der Grenzöffnung oder der Umtaufung des deutschen Volkes in „die, die schon länger hier leben“ nicht aufgefallen ist, dass hier ein zutiefst grünlinkes Programm abgearbeitet wurde, der wird auch nach Merkels Auftritt bei Anne Will ruhig weiterschlafen. Also bleiben wir da ganz gelassen.

Wie geht es weiter? Armin Laschet hat schon angekündigt, was ihm besonders am Herzen liegt. Sollte er Kanzler werden, will er noch stärker gegen den Klimawandel kämpfen. Außerdem verspricht er uns ein nach Geschlechtern paritätisch besetztes Bundeskabinett. Das wird die bürgerlichen Wähler elektrisieren!


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Kommentare

Gotthelm Fugge am 08.04.21, 10:56 Uhr

Laschet:
““Er möchte Innovation statt Stagnation, Abbau von bürokratischen Hemmnissen, Einbindung von aktiven Bürgern in die politische Strategie, Eigenverantwortung statt Staatsbevormundung.““

Mit blumig-wuchtigen Versprechen sind diese Typen immer groß.
Nach der Wahl betrügt man das schon weit über Gebühr belastete deutsche Staatsvolk weiter mit ihren lang strapazierten, täuschenden, kleingeredeten, sinnfreien Konjunktiv-Sprüchen, bekannt auch als "de Maiziere - Procedure":
Sollten, hätte, müßten, können, dürfen, brauchen, . . .
Vollbrachte, umgesetzte Aktivitäten:
Auch wie immer - Absolut NICHTS, keine.

Verschleierungen, Absichtserklärungen, Kleinrederei, . . . , eben wieder einmal ein Zünden von Nebelkerzen, Wattebällchen-Kanonaden aus Katjuscha-Werfern.
Das beherrschen sie meisterhaft, darin sind sie groß!

Laschet ist die absolute Inkarnation und Galionsfigur eines ausgemachten Wendehalses.
Er war es doch, der zumeist im vorauseilenden Kadavergehorsam alle politischen (Migrationskrise) und sinnlosen wirtschaftlichen (Energiewende!!!) Merkel-Kapriolen mit der ihm eigenen höchsten Schlagzahl unterstützen half.
Ich habe nie ein ihr gegenüber kritisches Wort vernommen, geschweige denn eine Aktivität versus Merkel in den 15 Jahren ihrer andauernden Diktatur gegenüber seiner Lehensherrin erkennen können.
Jeder Merkel-Blödsinn erfuhr ein breites kumuliertes Laschet-Zutun.
Aber auch wie immer in der Geschichte:
Wenn die Felle wegschwimmen, wird versprochen, was da Zeug hält, Hauptsache man bleibt an der Macht und der unmündige Bürger weiter unter seiner Kontrolle.
Siehe den CDU-Maulwurf-Umfaller Strobl in BW, eigentlich kann er gleich in der Legislaturperiode seines Ländle die grüne Parteiangehörigkeit annehmen, so werden markante konservativ-nationale Bürgerinteressen (Werteunion) an grüne Haltungsfanatiker-Moralapostel verraten und verhökert.

Laschet ist das Letzte, was Deutschland braucht
Der Mann ist auch ein Gegner der direkten Demokratie.
Bei ihm zählt vor allem “UNSERE“ – Gemeint ist damit die Demokratie der Privilegierten der “Elite der Repräsentativen Demokratie“ mit ihrer Kohorte von Vasallen, Paladinen, Adlaten, dem Links-Rot-Grün-lastigen politische-medialen Komplexes des Altparteienkartells, ihren aufgeblähten NGO-Machterhaltungsstrukturen im immerwährenden Kampf gegen das böse Rechte (Linksextremismus und Islamfanatismus und -terror wird glatt ausgeblendet, die stören die Demokratie von einem Laschet nicht!) , NGOs, die absolut keinen Beitrag zur gesellschaftlichen Wertschöpfungskette leisten, dafür aber gemeinsam mit den Machtausüben dem bis zum geht nicht mehr gleich einer ausgepressten Zitrone-Steuerzahler für gesellschaftlich-atavistische Milliardenexperimente (Energie, Migration, Flüchtlinge, desolate Gesundheitsvor- & -fürsorge [Altenpflege], Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur, Innere & Äußere Sicherheit, Bundeswehr, Finanzwesen [EZB-Politik, Target2], EU-Milliarden-Solidaritätszahlungen [ClubMed-Länder vs. Medianvermögen, Renteneintritt, Rentenbezüge, Wohneigentum] schwerstlastend auf der Tasche liegen.

Das alles soll unter der Federführung eines Laschet im Sinne und zum Wohle des Deutschen Volkes geändert werden?
Ein Laschet soll die Merkel-Machtstrukturen zerschlagen, die er selbst und mit großem Enthusiasmus eigenständig mit aufgebaut hat?
Kenntlich und endlich für den Steuerzahler transparent machen, wohin alle die Unsummen von Steuergeldern für NGOs, Wirtschaftsflüchtlinge-Asylanten-Migranten-Islamisten, Bundesbank mit Target-2, etc. in den letzten 16 Jahren geflossen sind?

Kein Wähler glaubt mehr an einen Weihnachtmann oder Osterhasen!
Sehr viele fürchten eine RRG-Dominanz im Bund, einen Söder an der CDU/CSU-Spitze.
Ich auch.
Aber genauso verwerflich finde ich Laschet in höchsten Regierungs- & Parteiämtern.
Der muss es doch nun wirklich nicht sein.
Das wäre nicht nur Stillstand – NEIN, Atavismus par excellence!

Th. Nehrenheim am 06.04.21, 12:28 Uhr

Da hat der gute Herr Laschet aber ein paar Dinge vergessen.

1. Ohne die Merkel sind die Umfragewerte der CDU noch schlechter. Sic: Noch schlechter! Das liegt am verträumten Standardkonsumenten und daran, dass et ja noch immer joot jejange is.

2. Wenn er nur die *innen paritätisch beteiligen will, bleiben aber noch ein paar gesellschaftlich ganz relevant gewordene Gruppen übrig: die Homosexuellen und die Moslems. Da muss man dann aber auch wieder paritätisch nach *innen und *außen ausgleichen. ... Also es wird verdammt schwierig.

Und was ihm von der Kanzlerin noch alles in den Schoß fallen wird. - Vielleicht lässt er es doch lieber.

Tom Schroeder am 05.04.21, 18:37 Uhr

Merkel ist dermaßen arrogant, dass sie alles gefühlte unter ihr liegende wie ein dummes Kind zertrampelt. Ihre 16 Jahre Regierungszeit hinterlassen ein verwüstetes Trümmerfeld. Die Konsequenzen ihres politischen Handelns werden nicht mit ihr in Verbindung gebracht - wie im Film "Weissensee", wo exemplarisch die Oma die Schrecknisse des 3. reiches nach dem unvermeidlichen Zusammenbruch beim Anmarsch der russischen Streitkräfte nicht mit Hitler selbst in Verbindung brachte. Tiefenpsychologische Aspekte meines eigenen Volkes. Die Dichter und Denker der Vergangenheit rotieren angesichts dessen in ihren Gräbern.

Michael Holz am 04.04.21, 10:30 Uhr

Herr Heckel, die zukünftigen Machthaber werden sich, nach Brecht, ein neues Volk wählen müssen. Mit dem alten Volk ist nichts mehr anzufangen. Die Tatsachen sprechen für sich.

Michael Mechtel am 03.04.21, 17:35 Uhr

Am Beispiel Merkel kann man studieren, wie man eine Partei zur Tarnung benutzt, um scheibchenweise eine parteifremde Agenda durchzudrücken, die man auf direktem Weg niemals hätte realisieren können. Das ging auch nur, weil die Merkel-Klatschhasen in der CDU gedacht hatten, sie müßten zwecks Schonung ihres Zugpferdes und Machterhalt sämtliche programmatischen und rechtsstaatlichen Hühneraugen zudrücken. Jetzt wird wohl allmählich das böse Erwachen kommen, wenn sie merken, daß sie sich damit selbst ein Bein gestellt haben.

Die Entschuldigung Merkels für die dann abgesagte 'Osterruhe' zeugte übrigens von einer erschreckenden Unkenntnis über die Architektur unseres Staates. Sie begründete nämlich ihre Entschuldigung damit, dass sie als Regierungschefin die Endverantwortung für diese Beschlüsse habe.

Genau die hatte sie hier aber nicht! Die Beschlüsse fielen in der Runde mit den Ministerpräsidenten, und Merkel ist nicht deren Chefin. Die Ministerpräsidenten entscheiden in ihren Angelegenheiten völlig selbständig und eigenverantwortlich, und der Bund hat ihnen da nicht reinzureden. Merkel weiß das offensichtlich noch immer nicht!

sitra achra am 03.04.21, 14:07 Uhr

Ja, soll doch die grausige Stasioma in die unverdiente Rente gehen.
Doch auch Laschet scheint schon Schnee von gestern zu sein, jetzt soll der Bayernmarshal dran: Markus Söder, keiner ist ... so wie er...
Ganz entsetzt und weit vor allen anderen Hetzblättern reagiert der Spiegel auf die Kandidatur Hans Georg Maaßens für ein Bundestagsmandat in Thüringen. Die hätten ihn ja lieber in der Versenkung festgehalten. Aber was für ein Stehaufmännchen! Der linke Geifer sabbert diesen Relotiussen aus dem niederträchtigen Maul aus diesem Grund. Die befürchten wohl, dass dieser Renegat als trojanisches Pferd die CDU wiederbeleben könnte. Damit wären alle Parasiten des Merkelismus wohl am Ende ihrer Gratifikationen und Belohnungen.
Tja, manchmal kommt das (dicke) Ende schneller, als man denkt (mit Denken haben es die Linken nicht allzusehr).

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